Nackte Gewalt

Eine Filmkritik von Marie Anderson

Freitag, 27. November 2009, WDR, 23:15 Uhr

In den 1950er Jahren, den Hochzeiten des US-amerikanischen Westerngenres, etablierte sich der Regisseur Anthony Mann vor allem durch seine Filme mit James Stewart in der Hauptrolle als ein bedeutender Vertreter dieser Ausrichtung, der auf eine sorgfältige Charakterzeichnung seiner Figuren sowie auf differenzierte psychologische Aspekte der Stoffe über die Zeit des so genannten Wilden Westens setzte. Nackte Gewalt von 1953, der eine Oscar-Nominierung für das Beste Drehbuch von Sam Rolfe und Harold Jack Bloom erhielt, entstammt dieser Schaffensperiode, die 1950 mit Winchester ´73 und Meuterei am Schlangenfluß / Bend of the River (1952) begann und sich mit Über den Todespaß / The Far Country (1954) und Der Mann aus Laramie / The Man from Laramie (1955) fortsetzte und dem Western ganz entscheidende Impulse verlieh.
War er auch einst ein friedlicher Farmer mit einer Ranch und einer Verlobten, muss Howard Kemp (James Stewart) nach seiner Rückkehr aus dem Bürgerkrieg die bittere Erfahrung machen, dass seine Liebste sich inzwischen einen anderen Mann erwählt und ihn um die Farm betrogen hat. Um die beträchtliche Summe für den Rückkauf von Haus und Land aufzutreiben, verdingt sich Kemp von nun an als Kopfgeldjäger. Als er den windigen Banditen Ben Vandergroat (Robert Ryan) durch die Wüste Colorados verfolgt, findet er mit dem glücklosen alten Goldgräber Jesse Tate (Millard Mitchell) und dem traumatisierten einstigen Bürgerkriegsoffizier Roy Anderson (Ralph Meeker) Verbündete. Die beiden orientierunglosen Männer sind bereit, Mühen und Belohnung mit Kemp zu teilen, und zu dritt gelingt es ihnen auch bald schon, Vandergroat und seine hübsche Freundin Lina Patch (Janet Leigh) aufzuspüren.

Doch der beschwerliche Rückweg mit dem Gefangenen gestaltet sich nicht gerade einfach, denn Vandergroat ist ein schlauer Kopf, der die angespannte Situation nutzt, um Zwietracht unter den drei Männern zu säen. Als Kemp bei einer kriegerischen Kontrontation mit einer Gruppe von Native Americans verwundet wird, ist es Lina, die sich um ihn kümmert. Zwischen Kemp und der jungen Frau, die sich zunehmend von Vandergroat distanziert, entsteht eine zarte persönliche Verbindung, und inmitten der sich überstürzenden Ereignisse, bei denen der alte Tate von Vandergroat getötet wird, positioniert sich Lina schließlich eindeutig für Kemp …

Mit einem feinen Gespür für extreme Stimmungen und Zwischentöne hat Anthony Mann diesen Western voller Spannung auch jenseits von genretypischen Kämpfen inszeniert, dessen Akteure die klassischen Rollen von Helden und Schurken ganz hervorragend relativieren. Bei allen Ambivalenzen zwischen Gut und Böse konzentriert sich die Dramaturgie auf die inneren Konflikte der Figuren, die durch starke Bilder inmitten der unwegsamen Wildnis betont werden. Nackte Gewalt stellt auch heute noch einen absolut sehenswerten Western mit explosiv emotionalen Szenarien dar, der sich nicht auf die Darstellung von Brutalitäten beschränkt, sondern gleichermaßen die Entstehung von Gewalt innerhalb der Haltungen seiner Charaktere sehr eindrucksvoll reflektiert.

Nackte Gewalt

In den 1950er Jahren, den Hochzeiten des US-amerikanischen Westerngenres, etablierte sich der Regisseur Anthony Mann vor allem durch seine Filme mit James Stewart in der Hauptrolle als ein bedeutender Vertreter dieser Ausrichtung, der auf eine sorgfältige Charakterzeichnung seiner Figuren sowie auf differenzierte psychologische Aspekte der Stoffe über die Zeit des so genannten Wilden Westens setzte.
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Meinungen

Karl May · 27.09.2014

Ureinwohner = zu erst dagewesen (gleich wie lang das her ist),also doch richtig...

Winnetou · 17.07.2013

"Native Americans"... LOL "native" (= "Ureinwohner") Americans ist inkorrekt. Guck mal in der Wikipedia nach. Die Asiaten, sind vor 50.000 Jahren über die Beringstraße nach Amerika eingewandert. Von wegen "Ureinwohner"! Es sind genauso Eingewanderte wie die Weißen 50.000 Jahre später.