Im Schatten (2010)

Eine Filmkritik von Peter Gutting

Die Gangster sind unter uns

Es ist schon eine kleine Sensation, dass Thomas Arslan, einer der wichtigsten Vertreter der so genannten „Berliner Schule“ einen packenden, knallharten Genrefilm gedreht hat. Aber Thomas Arslan wäre nicht Thomas Arslan, wenn er dem Gangstermilieu nicht seinen ganz persönlichen Stempel aufgedrückt hätte: eine Genauigkeit in den filmischen Mitteln, die hinter einem Überfall auf einen Geldtransporter noch eine andere Geschichte aufscheinen lässt. Nämlich die von Gangstern, die Geschäftsleute sind, und von Geschäftsleuten, die Gangster sind.

Im Zentrum der Geschichte steht Trojan (Mišel Maticevic), der gerade aus dem Gefängnis entlassen wurde. Da sein Ex-Partner keine Anstalten macht, Trojan den ihm zustehenden Anteil auszuzahlen, braucht Trojan einen neuen „Job“. Er checkt den „Markt“, lässt sich beim „Planer“ (so der einzige Name dieser Filmfigur) blicken, der seine Geschäfte wie in einem ordentlichen Büro betreibt. Schließlich fragt er die Staatsanwältin Dora (Karoline Eichhorn), die wie selbstverständlich ihr berufliches Wissen einer Art „Zweitverwertung“ im kriminellen Milieu unterzieht. Tatsächlich hat Dora einen Millionencoup für Trojan, der wie leichtverdientes Geld aussieht. Aber da gibt es noch den Polizisten Meyer (Uwe Bohm). Meyer ist ebenfalls nebenberuflich unterwegs: er schöpft von den kriminellen Geschäften, die er aufdecken soll, zehn Prozent ab. Und der Bulle ist Trojans einzig ernstzunehmender Gegner.

Trojan ist gut in seinem „Job“: extrem vorsichtig, äußerst diszipliniert, alles genau durchdenkend. Und mit derselben Präzision arbeitet auch der Film. Da gibt es keine Einstellung, keine Kamerabewegung und keinen Ton zuviel. Es sind die reduzierten Mittel, für die die „Berliner Schule“ bekannt ist. Thomas Arslan hat sie nicht nur in seinem letzten Film Ferien mit klarer Stringenz eingesetzt. Dort dienten sie dazu, eine zerfallende Familienstruktur sichtbar zu machen. Bei Im Schatten schaffen sie eine Welt, die extrem heimatlos ist. Trojan und seine Gegner bewegen sich ständig in Orten des Übergangs, im Auto, auf Parkplätzen, in Waschanlagen oder Hotels. In der Welt dieses Films ist es nicht das Handwerk, das versagt. Trojan und sein Helfer Nico sind extrem professionell, sie kennen alle Tricks und wissen genau, was man für einen Überfall braucht und wo man es bekommt. Das Problem ist, dass Trojan außer Nico niemanden hat, dem er trauen kann. Um seine Arbeit zu tun, sein Geld zu verdienen, darf er sich auf niemanden verlassen, muss alles und jedes hinterfragen. Denn in dieser Welt des fließenden Übergangs zwischen kriminellen und legalen Geschäften ist alles erlaubt, nur das Überleben zählt, egal um welchen Preis.

Ganz bewusst lässt Thomas Arslan diese Welt nicht im Künstlichen oder Ungefähren. Schauplatz ist das Berlin der Gegenwart, die U-Bahn Station Mitte, die Friedrichstraße, diverse Brachen und Tankstellen. Es sind nicht die typischen Anmutungen des Genres, die den Film verorten, sondern eher dokumentarisch wirkende Aufnahmen, gedreht an realen Plätzen. Das verführt den Zuschauer zu der Frage, ob – und wenn ja, wie viel – diese Welt mit ihm zu tun hat. Vielleicht ist es ja so wie bei guten Kriminalromanen, als deren Fan sich Thomas Arslan bei er Berlinale zu erkennen gab, wo der Film in der Sektion „Forum“ vorgestellt wurde. Es reicht nicht, die typischen Muster zu bedienen, es muss auch etwas zum Vorschein, kommen, was mit dem realen Leben zu tun hat. Und das ist dem Berliner Regisseur auf höchst spannende Weise gelungen.
 

Im Schatten (2010)

Es ist schon eine kleine Sensation, dass Thomas Arslan, einer der wichtigsten Vertreter der so genannten „Berliner Schule“ einen packenden, knallharten Genrefilm gedreht hat. Aber Thomas Arslan wäre nicht Thomas Arslan, wenn er dem Gangstermilieu nicht seinen ganz persönlichen Stempel aufgedrückt hätte: eine Genauigkeit in den filmischen Mitteln, die hinter einem Überfall auf einen Geldtransporter noch eine andere Geschichte aufscheinen lässt.

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Meinungen

chocko · 09.02.2011

sehenswerter, realistischer film, vorheriger kommentar nur nutzlose fake negativpresse,dieser gelöscht werden sollte, da dieser in keinem wort der realität entspricht

steffilette · 18.11.2010

ein grauenhafter, langweiliger film mit möchtegern-typen-bruce-willis für arme. chaos-story, tempo30-auto-raserei. bitte nicht angucken, schade ums geld