The Mechanic

Die Schule des Tötens

Schon wieder ein Mechaniker des Todes: Wie George Clooney in Anton Corbijns The American, so ist auch Jason Statham in Simon Wests The Mechanic ein Handwerker des Todes, ein Profikiller, der scheinbar ungerührt und ohne Ansehen der zu eliminierenden Person und der damit verbundenen Gefahren seinen Job erledigt. Damit enden die Gemeinsamkeiten zwischen den beiden Filmen aber auch schon. Während Corbijns Neo-Noir die Themen und Motive des historischen Genres gekonnt aktualisiert, wirkt Simon Wests Film eher als hypermoderne Profikiller-Saga, die ihre Wurzeln und die existenziellen Nöte des Berufs tunlichst verbirgt.
Gleich zu Beginn gibt The Mechanic dem Zuschauer eine Kostprobe von Arthur Bishops Können. Trotz strengster Bewachung gelingt es dem Profikiller (Jason Staham), in das streng bewachte Anwesen eines kolumbianischen Drogenbarons einzudringen und diesen beim täglichen Planschen im luxuriösen Pool so zu liquidieren, dass niemand auch nur im entferntesten daran glaubt, es könne sich beim Ableben des Oberganoven nicht um einen Unfall handeln. Da Bishop vor allem Menschen um die Ecke bringt, die selbst einiges auf dem Kerbholz haben (Waffenhändler etwa oder andere Auftragskiller), erscheint der penible Planer und Tüftler durchaus sympathisch und kultiviert, was man allein schon an der High-End-Stereoanlage sehen kann, auf der der Mechaniker des Todes nach getaner Arbeit erstmal Schuberts Trio in Es-Dur für Klavier, Violine und Violoncello abspielt. Auch der Jaguar E-Type, an dem Bishop in seiner Freizeit als Ausgleich zum nervenaufreibenden Job herumschraubt, ist eines jener Statussymbole, die ihn ins rechte Licht rücken sollen. Eigentlich könnte Bishops Leben so recht geruhsam dahinplätschern, doch dann gerät der Killer in eine sinistre Intrige, die ihn glauben lässt, sein väterlicher Mentor Harry (Donald Sutherland) sei ein Verräter, was ihn dazu veranlasst, den Mordauftrag höchstselbst auszuführen.

Auf der Beerdigung Harrys begegnet er dessen missratenem Sohn Steve (Ben Foster), der auf Rache für den Tod des Vaters sinnt und der deshalb bei Arthur in die Lehre gehen will – nichts ahnend, dass genau der es war, der Harry tötete. Widerwillig und von einem schlechten Gewissen geplagt nimmt Bishop den jungen Kerl bei sich auf und macht sich an dessen Ausbildung zum Profikiller. Dann findet eines Tages Steve eine Spur, die auf seinen Lehrmeister als Verantwortlichen von Harrys Tod weist, während jener zugleich herausfindet, dass die Indizien für den angeblichen Verrat des Freundes gefälscht waren. Ein mörderisches Katz-und-Maus-Spiel beginnt…

The Mechanic beruht auf dem gleichnamigen Film aus dem Jahre 1972 (deutscher Titel Kalter Hauch) von Michael Winner – mit einem wesentlichen Unterschied: Während Charles Bronson im Original ein überaus schweigsamer und einsamer Zeitgenosse ist, wirkt Jason Statham trotz minimalistischer Gesichtsakrobatik dagegen fast schon wie ein Plappermäulchen und ein Partyhengst, dessen Rückzug in die Sumpflandschaft eher als Vorsichtsmaßnahme denn als Charakterzug erscheint. Selbst die Prostituierte, die für die Balance des Hormonhaushaltes zu sorgen hat, scheint dem Charme Bishops erlegen zu sein und damit dem ehernen Grundgesetz der horizontalen Branche zu widersprechen, das lautet: Verlieb dich nie in einen Kunden! Im Gegensatz zum Killer im Original aus den 1970ern, der ein nihilistisches Monstrum ohne Gefühl und Moral war, setzt das Remake – und das ist vielleicht der perfideste Kniff an The Mechanic – nahezu alles daran, Bishop als feingeistigen und kultivierten Menschen zu etablieren, der mit seiner blutigen Profession dabei hilft, die Erde von ihrem Abschaum zu befreien. Töten ohne Reue, so scheint das klandestine Motto des Films zu lauten.

Statt auf Plausibilität und erkennbares Interesse an den Figuren und ihren Motivationen setzt The Mechanic lieber auf knallharte Action, die schnell vergessen lässt, dass das Motto Bishops eigentlich lautet, der beste Mord sei derjenige, bei dem es sei, als wäre der Täter nie da gewesen. Das aber dürfte das vermutlich überwiegend männliche und recht junge Publikum des Films kaum interessieren.

Solide und gradlinig inszeniert, aber ohne allzu viel psychologischen Tiefgang und mit einigen Schummeleien beim Drehbuch ist The Mechanic ein ordentlicher Actionfilm für den kleinen DVD-Hunger zwischendurch, der aber kaum länger im Gedächtnis bleiben dürfte. Wer es gerne mal ein wenig schlichter mag, wird sicher seinen Spaß daran haben.

The Mechanic

Remake des gleichnamigen Actioners aus dem Jahre 1972, damals unter der Regie von Michael Winner mit Charles Bronson in der Hauptrolle. Die Neuverfilmung inszeniert Simon West, Action-Star Jason Statham spielt den alternden Auftragsmörder, der einen Neuling anlernt. Als Auftragskiller ist Arthur Bishop (Jason Statham) einer der besten: Kühl, präzise und allein erledigt er seine Jobs. Als sein Mentor und Freund Harry (Donald Sutherland) ermordet wird, wird es für Bishop persönlich. Er will die Hintermänner tot sehen. Seine Mission wird kompliziert, als Harrys Sohn Steve (Ben Foster) auftaucht. Steve hat ebenfalls Rache geschworen, und Bishop soll ihm das Handwerk beibringen.
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Meinungen

Teku · 06.08.2011

Sehenswertes Remake des gleichnamigen Klassikers. Die Darsteller sind absolut überzeugend und jede einzelne Rolle ist optimal besetzt. Das Drehbuch wurde trotz des hohem Alters von rund 40 Jahren erneut gut und zeitgemäß umgesetzt. Sicherlich ist die Story inhaltlich nicht die Anspruchvollste, jedoch absolut glaubwürdig und nachvollziehbar dargestellt. Gutes Popcorn-Kino mit ordentlicher Action. FSK 18 Vorgabe ist durchaus berechtigt.