Roller Girl (2009)

Eine Filmkritik von Katrin Knauth

Auf Rollschuhen ins Glück

17 Jahre sind kein einfaches Alter. Bliss Cavendar, die Hauptfigur aus Roller Girl / Whip It kann davon ein Lied singen: Ein übereifrige Mutter, der erste Liebeskummer und ein gefährliches Hobby machen ihr ganz schön zu schaffen. Wie erfrischend ein Blick auf die turbulente Zeit eines amerikanischen Teenagers sein kann, zeigt Drew Barrymores Debütfilm, der auf dem Bestseller Derby Girl von Shauna Cross basiert.

Bliss (Ellen Page) ist einfach nur noch genervt: Von ihrem langweiligen Leben in einem Kaff bei Austin in Texas, von ihrem stupiden Kellner-Job im Diner „Oink Joint“ und nicht zuletzt von ihrer Mutter, einer ehrgeizigen Postbotin (Marcia Gay Harden), die nichts anderes im Sinn hat, als ein brave Tochter zu erziehen, die sie von einem Schönheitswettbewerb zum nächsten schleppt. Doch Bliss will sich nicht in rosa Kleidchen zwängen lassen, sondern lieber schwarze Stiefel und blaue Strähnen tragen.

So kann es im Leben von Bliss nicht weitergehen. Bei einem Einkauf mit ihrer Mutter trifft sie ein paar schräge Mädchen auf Rollschuhen, die sie tief beeindrucken. Sie haben etwas Freies, Glückliches, Ausgelassenes an sich, das Bliss schmerzlich in ihrem Leben vermisst. Das will sie auch für sich entdecken. Schon am nächsten Abend fährt sie mit ihren Freundin Pash (Alia Shawkat) heimlich zu einem Rollerderby, zu dem die verrückten Rollschuh-Mädels eingeladen haben.

Dort eröffnet sich Bliss eine Welt, wie sie sie wahrscheinlich noch nie zuvor in ihrer kindlichen Unschuld gesehen hat. In einem riesigen Lagerhaus findet ein Wettkampf zwischen aufgestylten, durchgedrehten Rollschuhfahrerinnen statt – bejubelt und angeheizt von einer alkoholisierten Menschenmasse. Hier geht es laut, schnell und rücksichtslos zu. Bliss ist angefixt. Und dann geht es Schlag auf Schlag: die alten Kinder-Rollschuhe werden ausgepackt, ausprobiert, neue Rollschuhe gekauft und geübt, geübt, geübt. Bliss darf im Team der „Hurl Scouts“ mitfahren und scheint damit endlich eine Bestimmung in ihrem sonst so trostlosen Leben gefunden zu haben. Parallel dazu kommt der Musiker Oliver (Landon Pigg) ins Spiel, in den sie sich über beide Ohren verliebt.

Natürlich geht das nicht gut. So glücklich Bliss in ihrem neuen Leben ist, so schnell bricht alles wieder zusammen. Und wie es so im Leben ist, kommt es auch bei Bliss richtig dicke: Enttäuschung der ersten großen Liebe. Streit mit den Eltern, die von ihrem neuen Hobby nichts wissen. Eine neidische Konkurrentin, die herausfindet, dass Bliss erst 17 Jahr alt und damit nicht offiziell zum Rollschuhfahren zugelassen ist. Streit mit der besten Freundin, die es leid ist, ständig ihre Schichten im Diner zu übernehmen.

Roller Girl ist jedoch ein Film, in dem es weit mehr als um die Sorgen und Nöte eines Teenager geht. Es wird vielmehr auch thematisiert, wie wichtig im Leben ist, eine Bestimmung zu finden. Eine, für die man vor Leidenschaft brennt, die im Mittelpunkt steht und um die man alles herum organisiert. Es kann nur gut sein, dass es sich hierbei um eine Sportart handelt. Und zwar um Bewegung im Hinblick auf eine Gesellschaft, in der der Durchschnittsmensch nicht mehr als 300 Gehmeter am Tag zurücklegt. Bliss will dabei sein. Sie will üben. Sie will diese Transformation vom Teenager zum Grown-up. Dass dies nicht leicht ist, wissen wir alle. Und der Film weiß es, auf eine wunderbar rührende und erfrischende Art zu zeigen.

Außerdem gibt der Film einen guten Einblick in die Rollerszene, in der es nicht nur darum geht sich einen schrulligen Namen zuzulegen, – Bliss wählt „Babe Ruthless“ – sondern tatsächlich ruthless, also rücksichtslos, zu sein, den Anderen im Wettkampf aus der Bahn zu werfen. Als Weichei, das Bliss zunächst ist, kann sie in dieser Welt nicht bestehen. Aber obwohl sie sanftmütig und herzlich bleibt, schafft sie es, die Wettkämpfe mitzulaufen und sich zu etablieren. Es ist wunderschön anzusehen, wie Bliss sich zwar verändert, doch tief im Herzen bei sich bleibt und zu guter Letzt auch Frieden mit ihrer komplizierten Mutter schließt.
 

Roller Girl (2009)

17 Jahre sind kein einfaches Alter. Bliss Cavendar, die Hauptfigur aus „Roller Girl“ / „Whip It“ kann davon ein Lied singen: Ein übereifrige Mutter, der erste Liebeskummer und ein gefährliches Hobby machen ihr ganz schön zu schaffen. Wie erfrischend ein Blick auf die turbulente Zeit eines amerikanischen Teenagers sein kann, zeigt Drew Barrymores Debütfilm, der auf dem Bestseller „Derby Girl“ von Shauna Cross basiert.

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