Der siebte Himmel

Eine Filmkritik von Marie Anderson

Donnerstag, 24. Juni 2010, 3sat, 22:25 Uhr

Gilt der sprichwörtliche „siebte Himmel“ auch allgemein als Synonym für die höchste Glückseligkeit, sind die Protagonisten dieses französischen Dramas von Benoît Jacquot aus dem Jahre 1997 von diesem Zustand zunächst meilenweit entfernt. Es ist die heftige Krise einer jungen Frau, die die Ausgangssituation von Der siebte Himmel darstellt, der zunehmend zu einem psychologischen Verwirrspiel um Imaginationen, Träume und die so genannte Realität gerät.
Auch wenn ihre wohlsituierte Ehe mit dem Chirurgen Nico (Vincent Lindon) dies keinesfalls notwendig macht, neigt die aparte Mathilde (Sandrine Kiberlain) verstärkt zu Ladendiebstählen und leidet zudem unter Ohnmachtsanfällen. Während ihr Mann diese Krise mit einer entsprechenden Medikation rasch zu beseitigen bemüht ist, sucht Mathilde in ihrer Not bei einer Zufallsbekanntschaft Hilfe, einem recht rätselhaften Arzt (François Berléand), der sich auf Hypnose spezialisiert hat.

Die Therapie, die Mathilde nun bei dem Hynotiseur beginnt, erweist sich rasch als äußerst fruchtbar: Im Zuge der Transparenz und Verarbeitung ihrer schwierigen Familiengeschichte gewinnt Mathilde neues Selbstvertrauen, frische Energien – und deutlich mehr Freude an ihrem Sexualleben, was ihr das Misstrauen ihres Mannes Nico einträgt, der seine derart veränderte Frau prompt verdächtigt, einen heimlichen Liebhaber treffen …

In ansprechend ironischer Manier sorgfältig inszeniert bietet Der siebte Himmel klug kalkulierte bis köstliche Unterhaltung innerhalb einer verspielten Dramaturgie, die nicht nur die ganz wunderbar agierenden Figuren, sondern durchaus auch den Zuschauer mitunter gehörig in Verwirrungen stürzt. Beim Filmfestival von Venedig für den Goldenen Löwen sowie für einen César für Sandrine Kiberlain als Beste Darstellerin nominiert ist Benoît Jacquot (Schule des Begehrens / L’école de la chair, 1998, Sade, 2000, Marie und Freud / Princesse Marie, 2004) mit Der siebte Himmel ein Film gelungen, der nicht auf Grund seiner Geschichte, sondern vielmehr angesichts der Spielfreudigkeit seiner Akteure sowie durch den verschmitzten Umgang des Regisseurs mit der scheinbaren Wirklichkeit besticht.

Der siebte Himmel

Gilt der sprichwörtliche „siebte Himmel“ auch allgemein als Synonym für die höchste Glückseligkeit, sind die Protagonisten dieses französischen Dramas von Benoît Jacquot aus dem Jahre 1997 von diesem Zustand zunächst meilenweit entfernt.
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