Don´t Be Afraid of the Dark

Eine Filmkritik von Lida Bach

Die Gesichter im Dunkeln

Sie wollen nur ihre Freunde sein. Einsam schien zuerst das alte Haus, dass Sallys Vater (Guy Pearce) renoviert. In Wahrheit wohnen überall kleine Gefährten für das verschlossene Mädchen (Bailee Madison). Heimlich versucht sie, die Spielkameraden einzulassen, doch ihr Vater hindert sie daran. Obwohl sie doch nur ihre Freunde sein wollen. Das wispern die kleinen Kreaturen nachts zu Sally. Vor der Dunkelheit solle sie sich nicht fürchten, glaubt ihr Vater. Doch die Beruhigungen der Erwachsenen sind so trügerisch wie der Filmtitel Don´t be afraid of the Dark. Aus den finsteren Winkeln des Hause raunt eine andere Wahrheit. Nachts, wenn Sally allein ist und die Wesen zu ihr wollen. Nur ihre Freunde sein – gespenstische Freunde.
Geheuer war die Finsternis schon in dem gleichnamigen Fernsehfilm nicht, auf dem das Regiedebüt von Comiczeichner Troy Nixey basiert. Tiefer als im Original von 1973 wurzelt Don’t Be Afraid of the Dark in der Imagination Guillermo Del Toros, der zuammen mit Matthew Robbins das Drehbuch verfasste. Kinderalbtraum und unheimliche Gute-Nacht-Geschichte verschmelzen zu einem kreatürlichen Filmwesen, das eher dem Mainstream-Horror als dem Fantastischen angehört. Wie in The Devil´s Backbone und Pans Labyrinth ist seine Perspektive die der kindlichen Hauptfigur, die in einer abweisenden Umgebung gefährlichen Geheimnissen nachspürt. Sally entdeckt das Gespenstische nicht in einer Parallelwelt, sondern im eigenen Zuhause. Das Heim ist das Unheimliche in Don’t Be Afraid of the Dark.

Die wahren Monster sind aber nicht die bizarren Wesen, sondern die Erwachsenen. In Don’t Be Afraid of the Dark ist es Sallys desinteressierter Vater Alex. Von ihm stammen die Titelworte, die Sally nicht nur metaphorisch den Weg in die Finsternis weisen und das Böse weiter anstacheln. Providence taufte H. P. Lovecraft den fiktiven Ort, um den sich seine literarischen Horror-Mythen spinnen. Der Ortsname verweist gleich doppelt auf die Verknüpfung des Schreckens mit der Familie der Heldin. Providence bedeutet „Vorsehung“, gleichzeitig aber auch „Fürsorge“. Letztere aber fehlt Sally. Im Original aus den 1970ern entstammen die Wesen dem satanischen Erbe der Großelterngeneration. Im Remake wurzelt das eigentliche Übel in der Elterngeneration, deren Spross Sally ist. Das neuerworbene Anwesen restauriert der Architekt Alex mit seiner Freundin Kim (Katie Holmes), um es lukrativ zu verkaufen. Von Sally verlangt er die Akzeptanz Kims, die das Mädchen überfordert. Die kindliche Facette ihrer Persönlichkeit nimmt in den an missgestaltete Feen erinnernden Wesen eine bösartige Form an.

Die dämonischen Verkörperungen der unterdrückten Charakteranteile leben ihre heimlichen Aggressionen aus. Halb verlockend, halb abstoßend klingen die Stimmen des Unterbewusstseins, die um Gehör bitten. Verschließt ihr Vater die Pforte, hinter der die Kreaturen hausen, sperrt er symbolisch Sallys Emotionen aus. Statt mit magischen Kräften stattet der Film sie mit Haushaltsgegenständen aus, die den Kreaturen als Waffen dienen. Zuerst ist eines von Kims Kleidern zerfetzt, dann ein Stoffbär, den Kim ihr geschenkt hat. Nachdem Alex den verkappten Hilfeschrei wegrationalisiert, wandelt Sallys Zorn sich in Autoaggression und die Kreaturen wenden sich gegen sie.

Schleicht die Kamera zu Filmbeginn durch die Räume, in deren Ecken das lichtscheue Gesindel wispert, keimt die fantastische Suggestivität von Del Toros früherer Horrorwerke in den atmosphärischen Bildern. Nicht das Groteske und Irritierende sowie die Zugeständnisse an den Massengeschmack verhindern, dass Don’t Be Afraid of the Dark zum hintersinnige Horrorstück wird. Handlungsungereimtheiten, flache Dialoge und Regisseur Nixeys Tendenz, das Dunkel zu stark auszuleuchten, lassen wenig von der furchterregenden Finsternis übrig. Dort flüstert der vernachlässigte psychologische Subplot dunkle Wahrheiten, die eindringlicher sind als grelle Effekte.

Don´t Be Afraid of the Dark

Sie wollen nur ihre Freunde sein. Einsam schien zuerst das alte Haus, dass Sallys Vater (Guy Pearce) renoviert. In Wahrheit wohnen überall kleine Gefährten für das verschlossene Mädchen (Bailee Madison). Heimlich versucht sie, die Spielkameraden einzulassen, doch ihr Vater hindert sie daran. Obwohl sie doch nur ihre Freunde sein wollen.
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Meinungen

Lothar Dallmann · 27.08.2011

Wie kann man so einen Unsinn schreiben? Fakt: H. P. Lovecraft stammte aus Providence, Rhode Island, einer realen Stadt. Seine fiktiven Städte waren Arkham, Dunwich etc. Es gibt da diese Internet-Seite namens Google...