Giravolte – Freewheeling in Roma

Eine Filmkritik von Marie Anderson

Authentische Ansichten der "Ewigen Stadt"

Mit einem kleinen Motorroller vagabundiert der umtriebige Victor (Victor Cavallo) durch die Straßen Roms, pausiert für ein schlichtes Mahl mit ein paar gestrandeten Männern unter einer Brücke und engagiert sich auf dem Flohmarkt von Trastevere politisch in eigener Sache, indem er Flugblätter für sich selbst als Kandidaten zur Wahl des Bürgermeisters unters Volk bringt. Dabei ist Victor stets kommunikativ unterwegs und verbreitet auf schelmische Art seine Weltsicht, die in ein schlicht-schräges Porträt der so genannten Ewigen Stadt eingebunden ist. Die Protagonisten, denen er begegnet, repräsentieren die italienische Metropole von einer wenig bekannten Seite als alltägliche Randgestalten auf der Suche nach Kommunikation und dem kleinen Glück, das hier manchmal die Rettung aus dem Wasser bedeutet und dann wieder im Ausklang des Tages in einer Bar zu finden ist.
Aus Laiendarstellern und professionellen Schauspielern gleichermaßen hat die in Rom geborene Film- und Videokünstlerin Carola Spadoni das Ensemble ihres dokumentarisch anmutenden Spielfilms Giravolte – Freewheeling in Roma aus dem Jahre 2001 rekrutiert, der bei der Berlinale 2002 in der Sektion Forum gezeigt wurde. Dynamische, rhythmische Musik der Cutterin Carlotta Cristiani, die hier ihr Debüt als Komponistin gibt, trägt die zu großen Teilen improvisierte Handlung dieses Tages in Rom, der geradezu sinnbildlich mit der dramatischen Rettungsaktion eines lebensmüden jungen Mannes beginnt. Ein skurriler Radiosender begleitet das Geschehen mit seinen abgefahrenen Meldungen und Geschichten, die auf poetische Weise den ganz normalen Wahnsinn des urbanen Raums repräsentieren. Es sind die immer wieder auftauchenden Begriffe wie Poesie und Phantasie, die auch den kruden Charme dieses Films transportieren, der in der Banalität des Alltäglichen verortet ist.

Giravolte – Freewheeling in Roma, der im Wettbewerb des Torino Film Festivals lief und nun in der italienischen Originalfassung mit deutschen Untertiteln bei uns in die Kinos kommt, beschreibt einen Ausschnitt römischen Lebens und Volkes jenseits typischer touristisch relevanter Szenarien und stellt auf diese Weise eine ebenso schlichte wie authentisch anmutende Liebeserklärung einer Künstlerin an ihre Heimatstadt dar, die sich hütet, in sentimentale Verklärung abzurutschen, sondern statt dessen auf heitere Lebendigkeit setzt. Zahlreiche Referenzen auf populäre Filme hat die Filmemacherin installiert – zuvorderst die motorisierte Fahrt der Hauptfigur Victor durch den urbanen Raum erinnert an großartige italienische Klassiker –, so dass sie sich auf diese Art gleichzeitig filmhistorisch positioniert wie distanziert. Denn das Rom von Carola Spadoni in Giravolte – Freewheeling in Roma demaskiert durchaus die gängigen Klischees einer Stadt, die nur allzu häufig als romantische Kulisse erscheint – zwar nicht unbedingt in aufregender, aber dafür umso mehr anregender Form.

Giravolte – Freewheeling in Roma

Mit einem kleinen Motorroller vagabundiert der umtriebige Victor (Victor Cavallo) durch die Straßen Roms, pausiert für ein schlichtes Mahl mit ein paar gestrandeten Männern unter einer Brücke und engagiert sich auf dem Flohmarkt von Trastevere politisch in eigener Sache, indem er Flugblätter für sich selbst als Kandidaten zur Wahl des Bürgermeisters unters Volk bringt.
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