13 Assassins

Eine Filmkritik von Beatrice Behn

Takashi Miike ist eher bekannt dafür, transgressive und vor allem vor Sex und Gewalt nur so triefende Filme herzustellen. Umso überraschender ist sein neustes Werk 13 Assassins, ein Remake des gleichnamigen jidai-geki Films aus dem Jahre 1963. Jidai-geki, das sind vor allem Historienfilme, die in Japan in den 1950er und 1960er Jahren großen Erfolg feierten. Einer der in der westlichen Kultur wohl bekanntesten dieser Art ist Altmeister Kurosawas Die sieben Samurai. Miike und Historienfilm – das passt eigentlich gar nicht recht zusammen. Umso interessanter ist das Endergebnis.
13 Assassins spielt im Japan des 19. Jahrhunderts. Ein tyrannischer Shogun-Lord, der nicht nur die heiligen Regeln ignoriert, sondern auf seinem Weg durchs Land eine Spur von Leichen hinter sich lässt, soll zur Rechenschaft gezogen werden. Aufgrund der herrschenden Gesetze kann man ihn nicht seines Amtes entheben. So machen sich 13 Samurai auf, um dem Herrscher und seinem 200 Mann starken Heer den Gar aus zu machen. Wer hier ein Blutbad erwartet, kommt auf seine Kosten. Miike gibt dem Film genau das, was ein Remake eben tun sollte – eine alte Geschichte in die Neuzeit verfrachten und modern gestalten. Um dies zu erreichen bedient er sich diverser Hilfsmittel.

Allein das Ensemble des Filmes bezeugt die Verlegung des alten Stoffes in die Neuzeit. Die Besetzung strotzt nur so von großartigen und zumindest in Japan sehr bekannten Schauspielern, deren Gesichter und Typen auffällig kontemporär sind. Wurden die Darsteller in den alten jidai-geki Filmem vor allem ausgewählt, weil ihre Physiognomie in die alte Zeit passte, so konterkariert Miike dies mit seinen moderen Typen. Höhepunkt dieser Strategie ist wohl der Auftritt Inagaki Gorous, der den bösen Shogun spielt. Gorou ist im wahren Leben Mitglied einer japanischen Boyband, eine Berufswahl, die man ihm im Film niemals zutrauen würde. Diese Vermischung gibt 13 Assassins eine spannende Zwischenzeitlichkeit, die das Japan von 1844 und das von 2010 aufeinanderprallen lässt, ohne das eine dem anderen vorzuziehen. Doch auch die Geschichte selbst ist eine Reformation des ausgeleierten Samurai Themas.

Ehre und Regeln hin oder her, Miikes Samurai sind eine Art japanisches „A-Team“. Der Chef – natürlich der älteste von allen – ersinnt einen herrlich verrückten Plan wie man am besten die 200 Mann starke Truppe des Shogun erledigt. Dazu bauen die Samurai ein ganzes Dorf um und bestücken es mit den unglaublichsten Killerapparaturen und -mechanismen. Dazu lässt sich der Film viel Zeit, genauso wie das eigentliche Anheuern der Truppe fast die gesamte erste Hälfte des Filmes in Anspruch nimmt. Man muss etwas Geduld haben mit 13 Assassins. Wenn man sich auf das anfangs gemächliche Tempo einlässt, wird man schlussendlich mit einem der spannendsten Massaker belohnt, die das Kino in den letzten Jahren zu bieten hatte. Nachdem der psychopathische Shogun und seine Mannen das Dorf betreten, wird eine regelrechte Miike Schlachtplatte aufgetischt. Es ist ein beeindruckendes Schauspiel. Explosionen, brennende Bullen, die als wäre man in Pamplona, eine Schneise in die Menschenmenge schlagen, Massengemetzel bis hin zum obligatorischen Einzelkampf, der zweite Teil des Filmes lässt kaum Luft zum atmen. Und auch hier modernisiert der Regisseur das Alte und macht den Samuraifilm stilistisch fast schon zu einem Blockbuster. Wer traditionellen Schwertkampf erwartet, wird ihn nicht finden. Miikes Samurai halten sich nicht mehr an die Regeln, es wird gespuckt und gebissen, getreten und mit dem Schwert auf alles eingeschlagen, was im Weg steht. Dabei sind die Hauptcharaktere stets cool und haben natürlich auch die eine oder andere lustige Punchline.

Es macht unglaublich Spaß den 13 Assassins zuzusehen. Ein fast totes Genre erfährt mit diesem Film eine action-geladene Wiederbelebung.

13 Assassins

Takashi Miike ist eher bekannt dafür, transgressive und vor allem vor Sex und Gewalt nur so triefende Filme herzustellen. Umso überraschender ist sein neustes Werk „13 Assassins“, ein Remake des gleichnamigen jidai-geki Films aus dem Jahre 1963.
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