Die Neun Königinnen

Eine Filmkritik von Marie Anderson

Mittwoch, 15. September 2010, ARTE, 22:00 Uhr

Es ist wohl der Traum eines jeden kleinen Ganoven, eines Tages durch einen ganz großen Coup so richtig satt abzusahnen. Diese verlockende Vorstellung umtreibt auch die beiden Gauner Juan (Gastón Pauls) und Marcos (Ricardo Darín), die ausgebufften Helden der Krimi-Komödie Die Neun Königinnen des argentinischen Filmemachers Fabián Bielinsky, der mit diesem charmanten, komplex konstruierten Schelmenstück aus dem Jahre 2000 sein Spielfilmdebüt vorlegte. Beim Publikum ebenso erfolgreich wie bei den Kritikern wurde der Film, der bei zahlreichen internationalen Filmfestivals gezeigt wurde, seinerzeit mit über zwanzig Preisen ausgezeichnet, darunter in sieben Kategorien von der Vereinigung Argentinischer Filmkritiker. 2004 wurde der Stoff unter dem Titel Gauner unter sich / Criminal von Regisseur Gregory Jacobs mit Steven Soderbergh und George Clooney als Produzenten erneut verfilmt, doch dieses Remake erreicht nicht annähernd die humoristisch-elegante Qualität des Originals.
Mit einem alten, doch offensichtlich noch oftmals funktionierenden Wechselgeldtrick überrumpelt der junge Betrüger Juan die Kassiererin an einer Tankstelle. Aber die schnelle Nummer mit den Scheinen fällt schließlich doch noch auf, so dass Juan in Bedrängnis gerät, aus welcher er von dem zufällig anwesenden, erfahrenen Ganoven Marcos gerettet wird, der sich kurzerhand als Polizist ausgibt. Am folgenden Tag üben sich die beiden Spezialisten gemeinsam an kleineren Gaunereien entlang durch den urbanen Raum von Buenos Aires, bis sie Wind von einer äußerst lukrativ klingenden Gelegenheit bekommen: Der vermögende, passionierte Briefmarkensammler Vidal Gandolfo (Ignasi Abadal), immer auf der Suche nach kostbaren Raritäten, weilt in der Stadt, und nun setzen Juan und Marcos ihren gesamten Ehrgeiz daran, dem Philatelisten eine als perfekt geltende Fälschung des berühmten Briefmarkenbogens der „Neun Königinnen“ anzudrehen. Allerdings sind sie nicht die Einzigen, die diesen Plan verfolgen, und es entspinnt sich ein verwirrendes Spiel um Schein, Täuschung und Misstrauen, das auch die allzu frische Komplizenschaft von Marcos und Juan nicht unberührt lässt …

Das engagierte Ganoventum jenseits gesetzlicher und moralischer Grenzen, das in diesem stimmungsvollen, ansteigend spannenden Krimi anfänglich präsentiert wird, erfährt im Verlauf der Handlung eine Art Bumerang-Effekt innerhalb dieses Milieus, und der überraschende Schluss von Die Neun Königinnen verweist in herzerfrischender Weise auf die Möglichkeit eines etwas anderen Gauner-Ethos. Mit sanfter bis derber Komik ist Regisseur Fabián Bielinsky (El aura, 2005) hier ein ansprechendes wie aufregendes Stück um zwei mehr oder weniger abgebrühte Kanaillen gelungen, die letztlich den Hauch der Gaunereien, den sie verbreitet haben, selbst zu spüren bekommen, jeder auf seine ganz eigene Art.

Die Neun Königinnen

Es ist wohl der Traum eines jeden kleinen Ganoven, eines Tages durch einen ganz großen Coup so richtig satt abzusahnen. Diese verlockende Vorstellung umtreibt auch die beiden Gauner Juan (Gastón Pauls) und Marcos (Ricardo Darín), die ausgebufften Helden der Krimi-Komödie „Die neun Königinnen“ des argentinischen Filmemachers Fabián Bielinsky, der mit diesem charmanten, komplex konstruierten Schelmenstück aus dem Jahre 2000 sein Spielfilmdebüt vorlegte.
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