Eine Nacht in Rom

Eine Filmkritik von Marie Anderson

Donnerstag, 15. Januar 2015, 3sat, 22:25 Uhr

Der spanische Filmemacher Julio Médem, der bevorzugt die Stoffe seiner eigenen Drehbücher verfilmt, ist für seine poetischen, symbolträchtigen und nicht selten auch erotisch aufgeladenen filmischen Geschichten bekannt, die von einer Atmosphäre intimer Intensität geprägt sind. Mit Eine Nacht in Rom aus dem Jahre 2010 hat der Regisseur eine zeitlich wie räumlich stark konzentrierte, zärtliche und romantische Liebesgeschichte inszeniert, ja zelebriert, denn es sind die innigen Momente zweier Frauen während ihrer unvermittelten, heftigen Begegnung, die hier im Vordergrund der geradezu gemächlichen Dramaturgie mit reichlich Raum für sanfte bis leidenschaftliche Berührungen stehen.
Der Besuch der italienischen Metropole Rom wird für zwei Touristinnen – Alba (Elena Anaya), eine Spanierin, und Natasha (Natasha Yarovenko) aus Russland – von einer ganz besonderen Nacht gekrönt, in der die beiden hübschen Frauen, die sich in einer Bar kennenlernen und rasch auf Englisch miteinander ins Gespräch kommen, schließlich in Albas komfortablem Hotelzimmer landen. Ist Natasha auch zunächst skeptisch, sich auf diese eindeutige Einladung der lesbischen Alba einzulassen, gefallen ihr die gegenseitigen Liebkosungen mit der Fremden dann doch ausgesprochen gut. Als Alba einschlummert, verlässt Natasha sie, doch weil sie ihr Mobiltelefon vergessen hatte, kehrt sie bald darauf wieder zurück. Und nun ereignet sich nach der ersten zarten Annäherung eine heiße Sommerliebesnacht zwischen den beiden, während sie sich – mit der vagen Vermutung, dass es sich dabei möglicherweise nicht um die „Wahrheit“ handelt – gegenseitig aus ihren Leben erzählen. Als diese ganz besondere römische Nacht vorüber ist, steht die Entscheidung im Raum, ob Alba zu ihrer Lebensgefährtin zurückkehrt und Natasha, die wahrscheinlich gar nicht so heißt, in einer Woche ihren Verlobten heiraten wird – oder ob der Zauber der Begegnung das frische Liebespaar in eine künftig gemeinsame Richtung treibt …

Liegt auch der Fokus von Eine Nacht in Rom auf der deutlichen Darstellung der abgeschotteten, entrückten Zweisamkeit der beiden Frauen und ihrer starken emotionalen, kommunikativen Verbindung, weist der Film doch über das Thema der musikalisch stimmungsvoll untermalten Romanze hinaus, indem er die geradezu universale Frage nach den Folgen eines derart erkenntnisreichen, glücklichen Ereignisses für den weiteren Lebensweg der Menschen aufwirft, deren Körper und Gemüter sich nach der Fortdauer dieser Erfahrung sehnen. Auf diese Weise involviert Julio Médem, der seinen Sinn für kleine Absurditäten, wie man ihn aus seinen Filmen wie Die Liebenden des Polarkreises / Los amantes del Círculo Polar und vor allem Das rote Eichhörnchen / La ardilla roja kennt, hier kaum zum Einsatz bringt, den geneigten Betrachter seines Zweipersonenstückes auch jenseits des ansprechenden Bilderreigens in die fiktiv filigran erschlossene Welt seiner Protagonistinnen und darüber hinaus, was ein Merkmal eines gelungenen, bewegenden Films markiert.

Eine Nacht in Rom

Der spanische Filmemacher Julio Médem, der bevorzugt die Stoffe seiner eigenen Drehbücher verfilmt, ist für seine poetischen, symbolträchtigen und nicht selten auch erotisch aufgeladenen filmischen Geschichten bekannt, die von einer Atmosphäre intimer Intensität geprägt sind.
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