!Women Art Revolution

Eine Filmkritik von Lida Bach

Bilderstürmerinnen

Nennen Sie drei Künstlerinnen! — Käthe Kollwitz, Emily Dickenson, Mary Shelly. Frida Kahlo, Ida Lupino. Camille Claude. Yoko Ono, Clara Schumann, Artemisia Gentilescho… Gut, aber so einfach ist die Aufgabe nicht gemeint, die Lynn Hershmann Leeson dem Zuschauer stellt. Drei moderne Künstlerinnen! — Louise Bourgeois, Kiki Smith, Niki De Saint Phalle. Na gut, aber jetzt kommt es: Drei moderne Künstlerinnen – und zwar feministische! Kein Ahnung? Ein Beweis für die Unterdrückung feministischer Künstlerinnen und die systematische Verdrängung ihrer Werke. So sieht es Leeson in ihrem Beitrag zum Berlinale Panorama. Über vier Jahrzehnte arbeitete die amerikanische Experimental-Filmemacherin an ihrer knapp über achtzig Minuten langen Kinodokumentation. Geschichte und Gegenwart der feministischen Kunstszene sollen dank Leesons Reportage !Women Art Revolution nicht länger „A Secret History“ bleiben.
Was unter „feministischer Kunst“ zu verstehen ist, definiert die Regisseurin nicht. Entschlossenheit und Verve der Handlung laufen ins Leere. Der Filmtitel ist wörtlich zu verstehen. An erster Stelle kommt das Ausrufeszeichen. Laut und energisch will Leesons Film etwas verkünden – was genau, das ist und bleibt leider zweitrangig. Wichtiger als die Kunst ist, dass sie von Frauen geschaffen wurde. Dass die Werke der Protagonistinnen in Museen unterrepräsentiert sind, weil es ihnen an künstlerischem Wert fehlt, wird dabei gar nicht erst als mögliche Erklärung in Betracht gezogen. Die Kunstkritiker, Kuratoren und Leiter von Förderfonds hingegen, denen die Reportage mal mehr, mal weniger direkt vorwirft, feministische Künstlerinnen zu benachteiligen, kommen kaum zu Wort. Skeptische Meinungen anderer Künstlerinnen oder allgemeine Kontroversen innerhalb der weiblichen Kunstszene werden nicht thematisiert.

Eine Absage kann sich allerdings in der Kunstwelt als lukrativer erweisen als eine Zusage. Man muss nur verstehen, sie zu vermarkten. Diese Erfahrung machten die feministische Gruppe „Guerilla Girls“. Deren Forderung an den Public Art Fund ihr Werk weitläufig zu präsentieren, brachte den gemeinnützigen Verein zwischen Skylla und Charybdis. Eine Ablehnung könnte als Bestätigung etwaiger Diskriminierung dargestellt werden. Eine Zusage würde der radikalen Frauengruppe öffentlich Mittel und Renommee zusprechen, dass sie kaum verdient. Die Plakate mögen eine witzige Aktion gewesen sein. Kunst sind sie nicht.

Eine andere Kampagne repräsentiert noch unmissverständlicher, wie leichtfertig selbsterklärte Aktionsgruppen wie die „Guerilla Girls“ die Wahrheit medienwirksam verzerren. Den Filmbetrieb kritisierten sie kurz vor der Oscar-Verleihung mit dem Schlachtruf: „The Anatomically Correct Oscar: He’s white and male, just like the guys who wins!“ Der Oscar ist nicht weiß, sondern golden, „Oscar“ ist ein Spitzname des Academy Awards und er wird keineswegs nur Männern verliehen und zumindest in den vergangenen Jahren vermehrt farbigen Künstlern.

In !Women Art Revolution hingegen beschränkt sich die dargestellte Kunstwelt auf amerikanische Künstlerkreise. Ein komplexes Bild der weiblichen Kunstszene einzufangen, gelingt der angeblichen Kunst-Dokumentation nicht. Die Zusammenhänge zwischen der Unterrepräsentation bestimmter künstlerischer Gruppen und deren historischer Diskriminierung und gegenwärtiger sozialer Benachteiligung, sowie der Auswirkung beider Aspekte auf das künstlerische Schaffen werden nicht ergründet. Dergleichen scheint die Filmemacherin auch nicht im Sinn gehabt zu haben. Ziel Leesons war offensichtlich eine Mischung aus Werbefilm für sie selbst sowie ausgewählte Aktivistinnen mit feministischem Pamphlet.

!Women Art Revolution

Nennen Sie drei Künstlerinnen! — Käthe Kollwitz, Emily Dickenson, Mary Shelly. Frida Kahlo, Ida Lupino. Camille Claude. Yoko Ono, Clara Schumann, Artemisia Gentilescho… Gut, aber so einfach ist die Aufgabe nicht gemeint, die Lynn Hershmann Leeson dem Zuschauer stellt. Drei moderne Künstlerinnen! — Louise Bourgeois, Kiki Smith, Niki De Saint Phalle. Na gut, aber jetzt kommt es: Drei moderne Künstlerinnen – und zwar feministische! Kein Ahnung?
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Meinungen

Leser · 28.07.2012

Wie naiv und ahnungslos ist diese Rezension...

Dr. Remund · 17.02.2011

Frida Kahlo – schon zu Lebzeiten eine Legende - ist heute die bekannteste Malerin weltweit. Frida Kahlos Leben war exzentrisch und geprägt von Leidenschaft, Leid und Schmerz. Jedes Gemälde, ob Selbstbildnis oder Stilleben, hält einen Moment ihrer Gefühle und ihrer körperlichen Leiden auf eindruckvollste Weise fest. Sie repräsentiert mit ihren Werken die Heraus-
forderungen des Lebens, die Leidenschaft, die Liebe und die Widerstände, die uns auch in der heutigen Zeit berühren.
Die Frida Kahlo Dauerausstellung "Viva La Vida" im Kunstmuseum Gehrke-Remund zeigt 116 Frida Kahlo Gemälde. Alle als meisterhafte lizenzierte Repliken von © Banco de México Diego Rivera & Frida Kahlo Museums Trust / VG Bild-Kunst, Bonn 2008.
Neben vielen Meisterwerken hängen auch die in den Gemälden abgebildeten Kleider. Dies bringt die Kunst zurück zum tatsächlichen Leben und zum Betrachter