Preis des Verlangens

Eine Filmkritik von Marie Anderson

Freitag, 28. Januar 2011, WDR, 23:15 Uhr

Einen erotischen Thriller um falsche Namen, verborgene Identitäten und die Macht der Begierde hat der italienische Regisseur Roberto Andò mit Preis des Verlangens aus dem Jahre 2004 inszeniert. Hintergründig entpuppt sich diese ebenso spannende wie dichte Geschichte als die eines Mannes, der erst zögerlich zu verstehen beginnt, dass die Vergangenheit, die er längst hinter sich gelassen hatte, im Begriff ist, sein stabiles Leben aus den Fugen zu reißen.
Der erfolgreiche Schriftsteller Daniel Boltanski (Daniel Auteuil) stammt ursprünglich aus Polen, lebt aber bereits seit Jahren mit seiner schönen Frau Nicoletta (Greta Scacchi) ein komfortables Leben unweit des Genfer Sees. Dass er seine Romane unter dem Pseudonym Serge Novak veröffentlicht, weiß lediglich sein engstes Umfeld, und bei Lesungen gesellt sich Daniel schlichtweg zum Publikum und lässt seinen Agenten David Ginsberg (Michael Lonsdale) seine Prosa vortragen.

Als Daniel eines Tages nach einer seiner Lesungen in Paris nach Neapel reist, um bei der Hochzeit von Fabrizio (Giorgio Lupano), des Sohnes seiner Frau zu Gast zu sein, begegnet er dem verführerischen Model Mila (Anna Mouglalis), mit welchem er spontan eine heiße Liebesnacht verbringt. Überzeugt davon, die junge Frau niemals wiederzusehen, springt Daniel das nackte Entsetzen an, als er sie bei der Hochzeit als Braut identifiziert.

Von nun an bedrängt Mila ihn massiv, eine geheime und immens brisante Affäre mit ihm einzugehen, als das Paar nach der Hochzeitsreise zu Daniel und Nicoletta an den Genfer See zieht. Damit begibt sich der Schriftsteller auf gefährliches Territorium, dessen heimtückisches Ausmaß ihm erst deutlich wird, als er mit eindeutigen, aussagekräftigen Fotos erpresst wird. Die dramatischen Entwicklungen führen ihn schließlich nach Krakau, wo er einst lebte, zurück …

Preis des Verlangens mit seiner komplexen, stringenten und doch immer wieder überraschend angelegten Dramaturgie erzählt diese letztlich tragische Geschichte mit einem eindrucksvoll intensiv agierenden Ensemble, das Daniel Auteuil (Caché, 2005, Mein bester Freund / Mon meilleur ami, 2006, Dialog mit meinem Gärtner / Dialogue avec mon jardinier, 2007) in einer Paraderolle als geheimnisvolle, vielschichtige und melancholische Persönlichkeit anführt.

Bietet der Film zunächst einmal anregende, packende Unterhaltung mit prickelndem erotischen Flair, sind es dann die im weiteren Verlauf der Handlung erscheinenden, verborgenen Hintergründe, die Preis des Verlangens von einem ansprechenden Thriller zu einem tiefgründigen Drama werden lassen, das beim Filmfestival von Avignon eine Auszeichnung für die Beste Musik von Ludovico Einaudi erhielt, welche die am Ende dann todtraurige Geschichte stimmungsvoll begleitet.

Preis des Verlangens

Einen erotischen Thriller um falsche Namen, verborgene Identitäten und die Macht der Begierde hat der italienische Regisseur Roberto Andò mit „Preis des Verlangens“ aus dem Jahre 2004 inszeniert.
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