Für immer Liebe

Eine Filmkritik von Tim Slagman

Vom Herstellen der Liebe

Das Kino ist besessen von Geschichten von der Liebe und vom Tod. Dabei stellen diese beiden abstrakten Begriffe die Kunstform vor eine besondere Herausforderung, da sie umschrieben, symbolisiert, auf Umwegen erfahrbar gemacht werden müssen. Es gibt Bilder für den Sex und für das Sterben, für die Liebe und den Tod gibt es keine.
Soweit zumindest das an sich schon romantische Ideal. Denn in Wahrheit hat natürlich gerade das Hollywood-Kino sehr effektive Standardformeln entworfen, mit denen das Publikum tatsächlich einigermaßen erfolgreich zum Mitfühlen gebracht werden kann. Da wäre etwa die Auswahl der passenden Darsteller: Für das ästhetische Erleben eines Films ist es durchaus wesentlich, in wessen Gesichter man neunzig Minuten lang schaut. Doch schon daran scheitert das Drama Für immer Liebe, weil es Rachel McAdams und Channing Tatum nicht gelingen will, die Leinwand zwischen einander zum Funken zu bringen, wo es nötig wäre und Distanz da spürbar zu machen, wo sie trennen sollte. Die Präsenz der beiden ist über den ganzen Film hinweg eine konstant lauwarme.

Ihre Geschichte basiert auf einer wahren Begebenheit: Nach einem schweren Unfall verliert Paige (McAdams) ihre Erinnerungen an die vergangenen Jahre, ihr Ehemann Leo (Tatum) ist für sie ein Fremder. Diese Ausgangssituation ist für romantische Schwärmer ebenso reizvoll wie für eiskalt kalkulierende Autoren, lässt sich an ihr doch bestens die wunderschöne Vorstellung belegen, nicht etwa die Umstände, sondern die Bestimmung führten zwei Menschen zusammen.

Und tatsächlich gibt es nicht nur im Film – was hier verraten sein darf, da es niemanden so wirklich überraschen wird –, sondern auch im echten Leben ein Happy End. Umso ärgerlicher ist es jedoch, dass Michael Sucsys fiktionale Bearbeitung die Figuren zu Kaninchen in einer dramaturgischen Versuchsanordnung degradiert – einer Versuchsanordnung noch dazu, die nicht originell oder gar wagemutig ist, sondern wenig mehr tut, als brav die vorhersehbaren Standardsituationen abzuspulen. Denn Paige war, lange bevor sie Leo kennenlernte, das Jurastudium schmiss, um Künstlerin zu werden und zum Vegetarismus konvertierte, das angepasste Töchterlein einer wohlhabenden Familie, kichernde Freundinnen von der High School und einen geschniegelten Verlobten inklusive. Und dieses Leben ist nun, nach dem Unfall, das einzige, an das sie sich erinnert.

Es dauert eine ganze Weile, bis dieser Kontrast mühsam etabliert ist – eine Zeit, in der Leo seiner Frau erst die gemeinsame Wohnung zeigt, dann ihr Atelier. Doch Paige flüchtet zurück zu ihren Eltern, die sie einst im Streit verließ, nähert sich ihrem Ex-Verlobten wieder an und schreibt sich auf Drängen ihres Vaters wieder an der Uni ein. Leo versucht dies mit Besuchen im gemeinsamen Stamm-Café und an ihrem Lieblingsplatz am See zu konterkarieren. So wird eine Etappe nach der anderen abgehandelt in einer Handlung, die zunehmend aussieht wie ein allzu perfekt abgestimmtes Baukastensystem. Lediglich eine einzige Enthüllung sorgt für einen kleinen Einbruch des Zufälligen in diesen hermetischen Kosmos – doch auch diese bleibt letztlich nur Katalysator für das Fortschreiten des Plots hin zum unvermeidlichen Ende.

Dankenswerterweise verzichten die Filmemacher aber auf allzu viel klebrige Kitschsoße, auch wenn kein Mangel herrscht an seichtem Pop und an intimen Schuss-Gegenschuss-Dialogen, die das Breitwandformat auf die Mienen der Hauptdarsteller verengen. Und so bleibt auch die kleine, fiese Volte sichtbar, die sich in dem Stoff verbirgt: Liebe lässt sich bei Sucsy letztlich doch aus der Wiederholung des Immergleichen erzwingen, weil sie weniger in der schlichten Begegnung zweier Menschen entsteht als vielmehr durch die Situation, in der die beiden zusammentreffen. So hat er das Gefühl verräumlicht und fürs Kino darstellbar gemacht. Wenn dies alles nicht so bieder und langweilig daherkäme, könnte man es womöglich gar als kleine, versteckte Innovation feiern.

Für immer Liebe

Das Kino ist besessen von Geschichten von der Liebe und vom Tod. Dabei stellen diese beiden abstrakten Begriffe die Kunstform vor eine besondere Herausforderung, da sie umschrieben, symbolisiert, auf Umwegen erfahrbar gemacht werden müssen. Es gibt Bilder für den Sex und für das Sterben, für die Liebe und den Tod gibt es keine.
  • Trailer
  • Bilder

Meinungen

@gabi · 31.03.2012

Channing Tatum, ist eigentlich kein Schauspieler, aber schafft es mit soviel Scharm jeden Film zum besten zu machen. Er ist einfach Toll.

Julie · 31.03.2012

I Love this Film !
Einfach eine Tolle Gechichte.
Channing Tatum *.*

@gabi · 01.03.2012

Die Sterne sind die Bewertung unserer Leser, steht ja auch so da. Einen Stern für Sie als aufmerksame Leserin? Grüsse, Mike

gabi · 01.03.2012

Are u kidding me.....sie geben diesem Film 4 Sterne...Channing steht herum als wuesste er nicht wo er hin gehoert....die Geschichte der Eltern wurde als banale Nebensache hingestellt...die chemistry zwischen Rachel und Channing war eine Katastrophe. Sie haetten Geschwister sein koennen. ...ich gebe Ihnen einen Star als Kritiker