Swansong

Eine Filmkritik von Paul Collmar

Schwanengesang auf eine verlorene Jugend

Irland in den 1970er Jahren: In der Provinz aufzuwachsen, ist für einen Jungen wie Austin „Occi“ Byrne (Óisin Geraghty, in späteren Jahren gespielt von Martin McCann) nicht leicht. Als uneheliches Kind, das bei seiner Mutter (Jodie Whittaker) aufwächst, ist Occi innerhalb der von Katholizismus und Bigotterie geprägten irischen Gesellschaft ein Ausgestoßener und mit seiner leichten geistigen Behinderung ein beliebtes Opfer für Hänseleien, Spott und derbe Streiche, unter denen er zu leiden hat. Hinzu kommt die Alkoholkrankheit seiner psychisch labilen Mutter, die ebenso unter den alltäglichen Ausgrenzungen zu leiden hat wie ihr Sohn.
Wie eine Urszene ist Occi auch in späteren Jahren vor allem eine Episode im Gedächtnis geblieben. Immer wieder musste er eine Tonne Düne hinaufrollen, um anschließend in der Gefäß liegend unter den höhnischen Anfeuerungsrufen anderer Kinder die Fahrt den steilen Abhang hinunter zu überstehen. Die Akzeptanz, die er sich von diesem üblen Spiel versprach, ist allerdings bis zum heutigen Tage nicht eingetreten, das Rumpeln der Tonne aber ist immer noch in seinem Kopf vernehmbar, wenn ihm mal wieder übel mitgespielt wird. Und dann tickt er manchmal aus. Die ganze Zeit über lässt ihn nur eine einzige Hoffnung durchhalten: dass er eines Tages herausfindet, wer sein wirklicher Vater ist.

Seine unvermittelten Gewaltausbrüche, die immer dann zutage treten, wenn jemand auf ihm oder seiner Mutter herumhackt, bringen Occi immer wieder in die Bredouille und schließlich sogar in eine Nervenheilanstalt, wo er immerhin so etwas wie Fürsorge erlebt und eine erste zarte Liebe zu einer Mitpatientin. Nach seiner Entlassung heuert Occi auf einem Fischkutter an und zunächst scheint sich tatsächlich alles zum Guten zu wenden. Doch dann schlägt das Pech, das dem Jungen anhaftet, wieder erbarmungslos zu…

Seit langem schon beschäftigt sich der Regisseur Conor McDermottroe mit diesem Occi Byrne, dem er in seinem Film Swansong ein beeindruckendes Denkmal gegen Heuchelei und Ausgrenzung gesetzt hat. Aus seiner Feder stammt das gleichnamige Theaterstück, das McDermottroe schon mehrfach inszeniert hat und in dem er selbst auch schon die (einzige) Rolle spielte. Es ist genau diese Verbundenheit des Schöpfers zu seiner Figur, seine Bewunderung für ihren Optimismus und ihre Stärke, die den Film auszeichnet und die ihm seine ungeheure Kraft verleiht. Den Endlosmonolog des Bühnenstücks aufgreifend entführt McDermottroe den Zuschauer förmlich in die Gedankenwelt Occis, lässt ihn an dessen Gedanken teilhaben und mitleiden.

Schnörkellos inszeniert und beeindruckend gespielt von Martin McCann, leidet der Film jedoch ein klein wenig unter der Fixierung auf seine Hauptfigur. Neben dieser schauspielerischen Urgewalt und der zärtlichen Charakterzeichnung verblassen die anderen Schauspieler fast ein wenig zu reinen Stichwortgebern, werden die Milieus, in denen sich der Film bewegt, beinahe schon zu Klischees und wirken die steten Wechsel von aufkeimender Hoffnung und der nächsten Enttäuschung nach einiger Zeit doch ein wenig vorhersehbar.

Dennoch kann man sich insgesamt der Kraft der Bilder, der Wucht der Erzählung und der ebenso liebevollen wie detailversessenen Inszenierung kaum entziehen – vom Charisma Martin McCanns mal ganz zu schweigen.

Swansong

Irland in den 1970er Jahren: In der Provinz aufzuwachsen, ist für einen Jungen wie Austin „Occi“ Byrne (Óisin Geraghty, in späteren Jahren gespielt von Martin McCann) nicht leicht. Als uneheliches Kind, das bei seiner Mutter (Jodie Whittaker) aufwächst, ist Occi innerhalb der von Katholizismus und Bigotterie geprägten irischen Gesellschaft ein Ausgestoßener und mit seiner leichten geistigen Behinderung ein beliebtes Opfer für Hänseleien, Spott und derbe Streiche, unter denen er zu leiden hat.
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