The Thing (2011)

Eine Filmkritik von Lida Bach

Das Grauen aus dem ewigen Eis

„Who can it be now?“ Aus Kates Kopfhörern singt die Gruppe Men at Work die Frage, die sich die Wissenschaftlerin (Mary Elizabeth Winstead) später selbst stellen muss. Die Antwort entscheidet über Leben und Tod, nicht nur des überschaubaren Wissenschaftlerteams auf einer antarktischen Station. Die gesamte Menschheit ist in Gefahr, sollte das namenlose Etwas ausbrechen aus der isolierten Forschergruppe, unter der es grassiert. „Virus“ nennt einer der Männer den Organismus, dessen Undefinierbarkeit ihn zu einem der heimtückischsten Monster des Science-Fiction-Kinos machte: The Thing.

Die Titelkreatur ist der rätselhafte Fund, zu dessen Untersuchung Kate auf den norwegischen Stützpunkt von Dr. Halversen (Ulrich Thomsen) gebeten wird. Wie in eine unheimliche Schneekugel blickt die Paläontologin durch eine meterdicke Eisschicht auf das unbekannte Wesen. Ein Jahrhundert liegt es schon dort, sagt Halversen. Es ist keine inszenatorische Nachlässigkeit der respektvollen Horror-Hommage, dass die Kreatur nur auf ihre Entdeckung zu warten scheint. Denn das tut sie. „Vielleicht war es verletzt und wollte sich ein warmes Plätzchen suchen“, vermutete einer der Männer. „Wie es aussieht, erfolglos.“ Bis jetzt. „Man is the warmest place to hide“ — mit dieser eingängigen Tagline lockte der filmische Vorgänger zu einer Filmexpedition in einen kalten Tod, nicht unähnlich der, auf die Matthijs van Heijningen Jr. das Publikum führt.

Die Handlung beginnt 1982, dem Jahr von John Carpenters visuell und dramatisch gleichermaßen organischem Remake des von Howard Hawks und dem zu Unrecht oft unterschlagenen Co-Regisseur Christian Nyby inszenierten Films Das Ding aus einer anderen Welt. Der Plot folgt dem immer gleichen (und gleich effektiven) Muster von John W. Campbell Jr.s Sci-Fi-Story Who Goes There?. Eine Gruppe von Forschern stößt in der Antarktis auf eine außerirdische Lebensform, die nur scheinbar leblos ist. Aus dem Kälteschlaf dezimiert das Ding, wie die Männer das Alien nennen, in einem anatomischen Spektakel nach dem anderen die Crew. Der parasitäre Organismus absorbiert andere Lebewesen und reproduziert sie auf der unablässigen Suche nach einem neuen Wirt. Die von endlosen Schneeweiten umgebene Station wird zum eisigen Gefängnis für die Crew, von der mit der Zeit längst nicht mehr alle menschlich sind.

Die Angriffe ähneln weniger einer Zerstörung als einer ekstatischen Paarung, die den Partner des meist spinnenartigen Aliens das Leben kostet. In bizarrer und auf gespenstische Weise hypnotischer Symbiose verschmilzt das Ding mit den infizierten Körpern, um immer dann aus seinem perfekten Mimikry auszubrechen, wenn der Schrecken vorüber scheint. Doch das ist er nicht und war es nie. Nicht nach Campbells paranoider Kurzgeschichte, vor deren grausamer Räson van Heijningen ebenso wie die früheren Adaptionen zurückscheut, nicht nach Hawks mit zweideutigen Dialogen gespickten Verfilmung und nicht nach Carpenters The Thing From Another World.

Zwischen dem Kultfilm der 1980er und dem Science-Fiction-Klassiker knüpft das ansehnliche Kinodebüt des niederländischen Regisseurs den Handlungsfaden mit mehr Geschick, als sich auf den ersten Blick zeigt. Das weibliche Teammitglied, das bei Hawks nur Dekoration war und bei Carpenter gar nicht erst auftauchte, ist nun die Hauptfigur. Auf Hawks Screwball-Romantik verzichtet die kühle Horror-Hommage ebenso wie auf Carpenters unterschwelligen Machismo.

Die Leerstelle füllt das Prequel mit gekonnt platzierten Verweisen auf Carpenters Version und mit makaberer Komik: Anorganische Materialien beispielsweise kann das Ding nicht klonen. Für unsichtbare Porzellanfüllungen muss man dann noch mal draufzahlen, weil man unter Alien-Verdacht gerät. Den ersten der nie die stringente Spannung bremsenden Witze leitet The Thing mit dem Satz ein, der exemplarisch für den Nachfolger des Nachfolgers der literarischen Originalstory steht: „Einen noch. Das ist aber ein guter.“
 

The Thing (2011)

„Who can it be now?“ Aus Kates Kopfhörern singt die Gruppe „Men at Work“ die Frage, die sich die Wissenschaftlerin (Mary Elizabeth Winstead) später selbst stellen muss. Die Antwort entscheidet über Leben und Tod, nicht nur des überschaubaren Wissenschaftlerteams auf einer antarktischen Station.

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Meinungen

Matthiaa · 30.11.2011

Ok, also eines vorweg: ich wollte diesen Film gut finden, habe mir ihn schon auf meiner DVD-Wunschliste gesetzt, doch daraus wird es wohl jetzt nichts mehr.
Schlechte Computereffekte,(wie man es ,-fürs gleiche Budget macht,- siehe District 9), kaum vorhandene Spannung, unfreiwillig komische Szenen.
Die Suche nach dem Monster mit Taschenlampen brachte manche Kinozuschauer zum lachen (ja, ich war leider auch dabei), das Vieh musste wohl aus einem mir undefinierbarem Grund Lichtscheu sein. Keiner kommt auf die Idee, dass es gefährlich sein könnte, weder die Größe noch die sichtbare Klaue im Eisblock waren Grund genug.In den nächsten Szenen haben einige Norweger sich schon mit einem Flammenwerfer bewaffnet. Geht doch, dafür muss aber erst einer sterben.
Die Autopsie-Szene war für mich endlich wieder eine nostalgischer Erinnerung an den grandiosen John Carpenter-Film. Ist schon ein Vorteil wenn man nicht alles aus dem Rechner zaubern kann, da müssen die Spezialisten schon Überstunden ableisten, der damaliger Effekt-Guru Rob Bottin war so fertig mit den Nerven, dass er anschließend aus totaler Erschöpfung ins Krankenhaus gehen musste (alles auf der DVD enthallten - das Making Of heisst "Terror Takes Shape", absolut empfehlenswert). Wie die beiden Piloten den Hubschrauberabsturz überlebt haben konnten und wie sie dem Ding entkommen sind bleibt genauso ein "logisches" Rätsel. Übrigens der Angriff im Hubschrauber war für mich so schlecht getrickst, dass ich es kaum glauben konnte, weder gruselig noch erschreckend, einfach nur lächerlich schlecht.Mittlerwerweile spielt das alles auch kaum eine Rolle, fange an aus Frust auf die Uhr zu schauen. Kate findet heraus, dass das Alien möglicherweise sein Opfer auch körperlich kopieren kann, folgt ab der Frau ALLEIN in ein Raum wo sie anschließend von ihr angegriffen wird, wie bescheuert ist das ?
Wenn dieses Wesen erwacht wieso greift es wie ein dummes Tier jeden an, kann aber am Ende des Films das Raumschiff starten? Wieso nicht gleich. Oder erst einfach abwarten und die Lage auskundschaften. Bitte versteht mich nicht falsch, ich wollte einen gruseligen, spannenden und coolen SF-Horror-Film sehen mehr nicht, aber dieses Machwerk war für mich einfach nur grottenschlecht und aufgrund der zahlreichen "Fehler" (natürlich wie immer subjektiv bewertet) nicht verdaulich. Positiv: der Soundtrack, die Landschaftsaufnahmen, die Landung des Hubschraubers, die Schauspieler waren gut gewählt und spielten sogar überraschend gut. Die Station war sehr gut nachgebaut und der Anschluß zum Carpenter prima gelungen. Dennoch hat es für mich leider nicht gereicht.
Wenn das Filmchen eines Tages in der Videothek meines Vertrauens in einem der Grabbeltische auftauchen wird kann es sogar passieren, dass ich es mir doch schnappe. Jetzt bin ich entweder ein Schizo, ein Filmfreak oder einfach nur bescheuert. Au backe, ggf. alles auf einmal (grins...).

Lena · 22.11.2011

Meine Güte, ihr Jungs gebt aber mit euren Kommentaren richtig Gas.
Also: es handelt sich um das Prequel zu Carpenters "das Ding aus einer anderen Welt".
Und der Vergleich zu einem Alien hinkt doch wohl nicht, denn so sieht das Ding ja auch aus.... Also locker bleiben....

youaskiknow · 18.11.2011

@ problemsolver. im großen und ganzen geb ich dir ja recht aber wenn man leuten schon sagt das sie die fresse halten sollen dann sollte man auch in allem recht haben ! dein 3. ist falsch es ist keine neuverfilmung von 1982 es ist die vorgeschichte zum film von 1982. im 1982iger gehts um die station der amerikaner und hier um die der norweger wo alles begann.
@Marcel wie kann man nur bei dem film an aliens bzw predatoren denken. seh dir die filme erstmal an.

Problemsolver · 17.11.2011

Alien vs. Preditor??
1. heißt es Predator
2. wenn man keine ahnung von filmen hat, einfach mal fr... halten!
3. Das ist eine Neuverfilmung von 1982!!

Marcel · 17.11.2011

Ist das vllt. der 2 teil von Alienvs. preditor 1? ich weiß es gibt einen 2 davon schon, aber vllt. ist das ja ein teil zwischen 1 und 2. Man kann es auch "Alien vs. Preditor 1,5 ohne Preditor" nennen. :D