Auf der Suche (2011)

Eine Filmkritik von Stefan Otto

French Connection

Er könnte ihr Sohn sein, doch er ist es nicht. Valerie hat Jens vielmehr geholt, damit er ihr hilft, ihren Sohn zu finden. Simon ist verschwunden, aber Spuren von ihm gibt es zur Genüge. Da ist sein leeres Appartement in Marseille, in dem die Mutter (Corinna Harfouch) und Jens (Nico Rogner) sich nun einquartieren. Und da ist all das, was Simon in dieser Wohnung zurückgelassen hat.

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Nun, da sie Auf der Suche zusammen mit Jens in dem Appartement wohnt, ist es wieder ein bisschen so, als wäre sie zusammen mit ihrem Sohn. Sie schläft auf der Couch, er auf dem Boden der Wohnung, von der Valerie sagt, dass sie so gar nichts habe, was sie an ihren Sohn erinnere.

Sie weiß nicht allzu viel darüber, wie Simon in den letzten Jahren lebte. Er hat ihr, sagt sie, seine Freunde schon lange nicht mehr vorgestellt. Jens kann ihr helfen. Er weiß mehr über Simons Befindlichkeiten, über sein Leben und seine gelebte Sexualität als die Mutter, auch wenn er schon seit zwei Jahren nicht mehr mit ihm zusammen ist. Seite an Seite sucht das neue Gespann im tag- und nachtaktiven Marseille.

Ist Valerie aus Deutschland nach Marseille gekommen, um den Sohn zurückzugewinnen, den sie schon vor längerer Zeit verloren hat? Ist Simon tatsächlich verschwunden oder hat sich die bestehende Distanz zwischen Mutter und Sohn nur vergrößert? „Ich hab ein komisches Gefühl“ ist alles, was Valerie weiß. Dieses beunruhigende Gefühl hat sie nach Südfrankreich geführt. Der Zuschauer bleibt lange im Unklaren, ob Simon etwas zugestoßen oder ob Valerie nur eine überbesorgte Mutter ist, der der Abstand, den sie zu ihrem Sohn hat, erst neuerdings aufgefallen ist.

Seine Verhältnisse mit Männern tut sie ab: „Das sind doch nur Flirts, das kann man doch nicht ernst nehmen.“ Als sich eine heiße Spur nach Marokko auftut, meint sie: „Was hat Simon nur immer mit diesem Afrika?! Das ist auch nur so eine fixe Idee.“ Valerie und Jens tragen diese Konflikte aus, stellvertretend für Mutter und Sohn.

Jan Krügers Auf der Suche ist ein Film über Homosexualität, der zumindest latent Klischees bedient und rudimentär auch die Erwartungen des einschlägigen Publikums erfüllt. Das über weite Strecken leise Drama erzählt von einem Abwesenden. Mit jedem Fundstück aus der Wohnung oder dem Krankenhaus, in dem Simon bis vor kurzem als Arzt arbeitete, tun sich neue mögliche Geschichten auf. Der Ex weiß besser als die Mutter, welcher Spur zu folgen und welche Geschichte plausibel ist. Damit nimmt Auf der Suche an Fahrt auf und gewinnt am Ende doch noch etwas Krimi- und Roadmoviecharakter.
 

Auf der Suche (2011)

Er könnte ihr Sohn sein, doch er ist es nicht. Valerie hat Jens vielmehr geholt, damit er ihr hilft, ihren Sohn zu finden. Simon ist verschwunden, aber Spuren von ihm gibt es zur Genüge. Da ist sein leeres Appartement in Marseille, in dem die Mutter (Corinna Harfouch) und Jens (Nico Rogner) sich nun einquartieren. Und da ist all das, was Simon in dieser Wohnung zurückgelassen hat.

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