Zettl

Eine Filmkritik von Verena Schmöller

Bissige Satire im Schatten von Schimmerlos & Co.

Während Baby Schimmerlos zu Zeiten von Kir Royal noch in der Münchner Promiszene und allenfalls in Länderangelegenheiten herumschnüffelte, legt sich sein Nachfolger, Max Zettl (Michael „Bully“ Herbig), mit den Mächtigen des Bundes an. Helmut Dietls neuer Film spielt also in Berlin und knüpft fast nahtlos an seine Erfolgsserie aus dem Jahr 1986 an. Mit dabei sind auch einzelne Charaktere wie Herbie Fried (Dieter Hildebrandt) und Mona (Senta Berger), doch fehlt es im Kino-Sequel an der kratzbürstigen Kir Royal-Hauptfigur Schimmerlos – Franz Xaver Kroetz sagte die Mitarbeit am Film ab. Dafür spielt Herbig eine ebenso hassliebenswerte Figur, die aber eben anders funktioniert.
Zettl beginnt mit einer gesprochenen Einführung in das Geschehen: Aus dem Off wird die Geschichte von Baby und Star-Fotograf Herbie bis dato weitererzählt und von animierten Bildern begleitet – eine gelungene Verbindung der beiden Klatschreporterportraits, die auf den Grundton des Films vorausdeutet: etwas gezwungen und gleichzeitig humorvoll bis bissig, jedoch immer noch im Schatten der Erfolgsfigur Schimmerlos. Nach verschiedenen Abenteuern, so wird berichtet, sind Baby und Herbie in der Hauptstadt gelandet und sollten, gefördert vom Schweizer Financier Doucier (Ulrich Tukur), die Zeitschrift The New Berliner aus dem Boden stampfen. Kurz nach seiner Ankunft in Berlin ist Baby allerdings bei einem Motorradunfall tödlich verunglückt. Somit wird ein neuer Chefredakteur gesucht.

An dieser Stelle der Entwicklungen sieht Schimmerlos‘ Chauffeur Zettl seine Zeit gekommen: jung, hungrig und trainiert auf der Journalistenschule – wer soll da besser geeignet sein für den Job? Mit Charme, aber auch einer gehörigen Portion Durchtriebenheit überzeugt er Sponsor Doucier davon, dass er der Mann für The New Berliner ist. Und mit der richtigen Mischung aus Gossip und Twitter, rumor und the talk of the town schafft es Zettl mit seinem dream team auch binnen weniger Tage, die Machtverhältnisse in Berlin kräftig durcheinander zu schütteln.

Da ist der todkranke Kanzler (Götz George), über dessen Zustand keiner so recht Bescheid weiß, oder die transsexuelle Oberbürgermeisterin (virtuos gespielt von Dagmar Manzel), welche die Kanzlernachfolge antreten will und kann, hätte sie nicht das ein oder andere Geheimnis. Der schwäbelnde Ministerpräsident von Mecklenburg-Vorpommern (wie immer herrlich überzogen als Schwabe: Harald Schmidt) hat ebenfalls Kanzlerambitionen, lebt aber einfach zu gern seinen Sexualtrieb aus, was wiederum der bayrische Gewerkschaftssekretär Ludwig (Christoph Süß) für sich nutzen kann. Mit nur wenigen Figuren, ein bisschen Klischee und viel Dialekt-Witz spinnen Dietl und Koautor Benjamin von Stuckrad-Barre ein ausgeklügeltes Netz der Reichen und Mächtigen.

Über allen steht jedoch die Hauptfigur, was nicht nur der Titel, sondern auch die Filmplakat-Serie deutlich macht. Herbigs Zettl ist die Galionsfigur des Films, und Herbig trägt diesen auch zu einem Großteil – zusammen mit Karoline Herfurth, die gekonnt den Figurencocktail aus Unschuld, Naivität und Aufwärtsstreben spielt. Unwiderstehlich mimt Herbig den Bayern Zettl, der keine Gelegenheit ungenutzt lässt, mit Manipulation und einer ganzen Menge Charme den Direktaufstieg vom Fahrer zum Chef-Reporter zu wagen. Er setzt die Pointen wie natürlich um, so dass man nicht nur der Figur, sondern auch dem Darsteller alles glaubt, „sogar die Wahrheit“.

Dietls Satire lebt von seinen Figuren, doch insgesamt fehlt es dem Film an Stringenz und einem flüssigen Plot. Zu arrangiert, zu künstlich wirken die Entwicklungen und Wendungen der Handlung. Vielleicht sollte da auch zu viel an Stoff in einen einzigen Film, was auch auf einen erneuten Mehrteiler hätte aufgeteilt werden können. Für Herbig-Fans einerseits und Liebhaber der Achtziger Jahre-Serie andererseits jedoch ist der Film ein Muss.

Zettl

Während Baby Schimmerlos zu Zeiten von „Kir Royal“ noch in der Münchner Promiszene und allenfalls in Länderangelegenheiten herumschnüffelte, legt sich sein Nachfolger, Max Zettl (Michael „Bully“ Herbig), mit den Mächtigen des Bundes an. Helmut Dietls neuer Film spielt also in Berlin und knüpft fast nahtlos an seine Erfolgsserie aus dem Jahr 1986 an.
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Meinungen

Janika · 12.02.2012

Keiner versteht die Handlung total enttäuscht von Bully die witze sind langweilig musste grad mal 3 mal in fast 2 stunden lachen und die dialekte waren kaum zu verstehen die bildqualität war einfach mal nur typisch deutsch

Bloss nicht reingehen auch wenn sie Bully Fan sind!

Frank Salmon · 09.02.2012

Eine wunderschöne Politsatire, in der insbesonders ZDF und ARD und ihre Kollegen aus den Printmedien durch den eigenen Kakau gezogen werden. Kein Wunder, daß die Öffentlich-Rechtlichen diesen Film boykottieren. Die Berliner Politszene ist in ihrer ganzen Groteskheit dargestellt, ihre Protagonisten Wowereit (etwas anders dargestellt durch Dagmar Manzel),AltKanzler Schröder mit Dorle (Götz George mit Karoline Herfurth) mehr liebevoll. Die Liebesgeschichte, die den Film etwas Schärfe nimmt, endet glücklich, Gott sei Dank, Bully Herbig ist trotz aller Intrigen immer noch sympatisch. Der Film hebt sich wohltuend von dem slapstick Quatsch der Sendungen wie der "heute-show" eines Oliber Welke ab, er ist ein Muss für alle, die über Dschungelcamp und sein Publikum verzweifeln

Iris Kollmann · 08.02.2012

Lächerlich!

Nina · 08.02.2012

Ich habe noch nie so einen schlechten Film gesehen!! Die Handlung war alles andere als Fortlaufend, am Anfang versteht man durch die miserabel imitierten Dialekte fast gar nichts, es war nicht ein Witz dabei über den ich auch nur schmunzeln hätte können und mit dem ganzen Hype der darum gemacht wurde, war das ganze noch enttuschender!! Traurig, dass sich solche Top-Schauspieler auf so ein Drehbuch eingelassen haben. Ich bedaure nur, dass ich durch meinen Kinobesuch die Quote unnötig nach oben getrieben habe.

Wolfgang · 07.02.2012

Schöner,aber sehr kurzer Start. Dann, nicht nachvollziehbare Handlungsstränge,zu schnell und verworrene Handlung. Im TV (als Mehrteiler)sicherlich toll. So leider zum einschlafen (meine Frau hat es nur bis zur Hälfte geschafft) oder zum verzweifeln.

Psycoke · 05.02.2012

Bloß nicht reingehen, nachdem ich eine halbe stunde diese total zusammenhangs- und niveaulose Darbietung ertragen habe, bin ich eingeschlafen, nachdem ich nach einer weiteren halben Stunde wieder aufgewacht bin und gesehen hab, dass der Film genauso unsinnig weitergeht bin ich gegangen (hab ich zuvor noch nie gemacht. Also bitte bitte lernt aus meinen Fehlern, und macht einen großen Bogen um den jeweiligen Kinosaal.

kornelia · 05.02.2012

Schade um das Geld und die Zeit für diesen langweiligen Film, einzig Klasse, die Besetzung....

Gero · 01.02.2012

Oh mein Gott: FURCHTBAR MISSLUNGEN. Dietl ist nur noch ein verbitterter Zyniker, Stuckrad-Barre kein wirklicher Kenner guter Drehbuch-Materie und Bully spielt sich um Kopf und Kragen. Holzhammerkomik ohne Tiefe, die zweifelsohne möglich gewesen wäre. Um meinem Vorredner zu entgegnen: Unbedingt meiden und Talent scheint auch vergänglich zu sein.

George Melies · 30.01.2012

Unbedingt reingehen, denn so viel Talent auf einem Haufen kann schon eine gute Idee ruinieren, aber man nur hoffen das das nicht der Fall ist.