Jonas (2011)

Eine Filmkritik von Peter Gutting

Doku-Komödie macht Schule

„Schule muss man nicht von innen seh’n“, singt Helge Schneider im Abspann. Da hat er recht und auch wieder unrecht. Denn die Schule, die der Entertainer und Schauspieler Christian Ulmen in seinem neuen Film Jonas besucht, sollte man sich nicht entgehen lassen. Zumindest nicht, wenn man Christian-Ulmen-Fan ist.

Es fängt an, wie viele Rollen des einstigen „Herrn Lehmann“ anfangen. Ziemlich verwuschelt und recht zerzaust stolpert der wundersam verjüngte Protagonist in die erste Stunde an seiner neuen Schule, erfindet freche Gründe für sein Zuspätkommen und kann sich nicht entscheiden, neben wen er sich setzen soll. Aber etwas ist anders in dieser Szenerie. Die Schüler und Lehrer der Paul-Dessau-Gesamtschule in Zeuthen vor den Toren Berlins sind keine Schauspieler, der Unterricht ist echt. „Eine Kunstfigur im realen Raum“ nennt Regisseur Robert Wilde diese Kombination aus Dokumentar- und Spielfilm. Das heißt, sechs Wochen lang saßen fünf Leute mit drei Kameras in der Klasse. Am Ende hatte das Team 350 Stunden Material, das Drehbuch entwickelte sich sozusagen parallel zu den Ereignissen. Dennoch war allen Beteiligten klar, dass Jonas kein richtiger Schüler ist, sondern ein Schauspieler, dessen Identität allerdings nicht verraten wurde.

Man kann verstehen, dass ihn die „Klassenkameraden“ nicht auf Anhieb erkannten. Christian Ulmen mit Justin-Bieber-Frisur scheint tatsächlich knapp 20 Jahre jünger. Vor allem in der Anfangsphase, wenn er sich schüchtern und mit eingezogenen Schultern an die neue Umgebung herantastet, nimmt man ihm den 18-Jährigen ab – ein Wunderwerk des Maskenbildners Michael Thevenet.

Dass sich Jonas so verhuscht gibt, hat etwas mit der „Biografie“ der Kunstfigur zu tun. Mehrmals sitzen geblieben, bekommt er an der Paul-Dessau-Schule seine letzte Chance. Und auch die nur auf „Bewährung“. Nach ein paar Wochen endet die „Probezeit“ und die Lehrerkonferenz stimmt darüber ab, ob der keineswegs rebellische, aber irgendwie aus der Spur geratene junge Mann bleiben darf. Das ist für einen, der in Mathe nur Bahnhof versteht und lieber die Schulband auf Vordermann bringt, eine echte Herausforderung.

Christian Ulmen gibt in dieser ebenso temporeichen wie konzentrierten Komödie nicht den Provokateur und auch nicht den Clown. Das unterscheidet den Film von der TV-Serie Mein neuer Freund, die der Schauspieler ebenfalls mit Regisseur Robert Wilde realisiert hat. Die Komik entsteht nicht dadurch, dass alles aus den Fugen gerät. Jonas zelebriert stattdessen die Kunst der Übertreibung. Die Klischees vom Hass auf den Mathepauker und von der Liebe zur Musiklehrerin werden derart überzeichnet, dass sie schon wieder ernst zu nehmen sind und einen wahren Kern preisgeben. So ist der Film beides: ein immer wieder verblüffender Spaß, aber auch eine authentische Bestandsaufnahme des Schulalltags von heute.

Der unterscheidet sich im Übrigen nicht wesentlich von den Nöten, mit denen man sich vor 20 oder gar 40 Jahren herumschlug: Versagensängste, Bloßgestelltwerden, kleine oder größere Traumata, es ist alles noch da. Er habe den Film als eine Art Therapie gemacht, erzählt Christian Ulmen im Presseheft. Immer wieder sei er nachts aus dem Albtraum aufgewacht, er müsse das Abitur noch mal machen. Auch Helge Schneider kann in diesem wunderbar musikalischen Film ein Lied davon singen: „Schule ist nicht schön“.
 

Jonas (2011)

„Schule muss man nicht von innen seh´n“, singt Helge Schneider im Abspann. Da hat er recht und auch wieder unrecht. Denn die Schule, die der Entertainer und Schauspieler Christian Ulmen in seinem neuen Film „Jonas“ besucht, sollte man sich nicht entgehen lassen. Zumindest nicht, wenn man Christian-Ulmen-Fan ist.

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Meinungen

Anonüm!!!!!!!!!! · 01.02.2012

Cooler Film

Cori · 15.01.2012

Na ja, wenig Handlung, zwischendurch zäh wie ein Kaugummi, gibt echt bessere Filme.
Schade, wir haben uns mehr davon versprochen.

Jenny · 12.12.2011

Absolut empfehlenswert!