Der Lorax

Eine Filmkritik von Paul Collmar

Erst wenn der letzte Baum gefällt ist...

Es war einmal vor langer Zeit – genauer in den frühen Siebzigern -, als Ökologie und Naturschutz noch nicht auf der Agenda aller politischen Parteien (bei den einen eher und mehr, bei den anderen erst später und oftmals auch als Feigenblatt) standen, da erschien in den USA ein Kinderbuch, das so etwas wie das erste ökologische Manifest sein sollte: In Dr. Seuss‘ The Lorax von Theodore „Dr. Seuss“ Geisel, dem Urheber der Vorlagen zu Der Grinch / How the Grinch Stole Christmas (2000, Regie: Ron Howard), Ein Kater macht Theater / The Cat in the Hat (2003, Regie, Bo Welch) und Horton hört ein Hu! / Horton Hears a Who! (2008, Regie: Jimmy Hayward und Steve Martino) geht es um eine Welt, in der alles aus Kunststoff besteht.
Es wird einmal sein: In der Stadt Thneedville gibt es zwar Bäume, doch sind sind wie alles hier aus Plastik und zum Aufblasen – und manchmal sogar mit modischen Gimmicks und Gadgets ausgestattet. Sie sind alles, aber halt nur nicht echt. Genauso wenig wie die Luft, die der habgierige und gerissene Geschäftsmann und Bürgermeister Aloysius O´Hare in Dosen verkauft und das (Regen)Wasser, das ebenfalls nicht umsonst zu haben ist. Eigentlich hat das alles aber noch nie jemanden gestört hier, weil das Leben in der Retortenstadt der Zukunft so schön angenehm ist und es niemandem an irgendetwas fehlt. Wirklich niemandem? Doch – Audrey heißt das Mädchen, das von echten Bäumen träumt und sie malt, wann immer sie kann. Der Nachbarsjunge Ted, der ganz heimlich in Audrey verliebt ist, macht sich deshalb auf in die Welt jenseits der Stadtgrenzen, um dort den Einsiedler Once-ler aufzusuchen und diesem einen echten Truffala-Baum (bzw. den letzten verbliebenen Samen dafür) für Audrey abzuluchsen. Dass bald schon das Echte in Gestalt eines Baumes Einzug in Thneedville Einzug halten soll, will Aloysius freilich mit allen Mitteln verhindern. Aber da ist ja noch das orangefarbene Wesen mit dem gewaltigen Schnauzer, der Lorax eben, der eine Art gutes (Öko)Gewissen des Waldes darstellt.

So knallbunt, mit neumodischem 3D-Schnickschnack aufgepeppt wie die albernen Plastikbäume in Thneedville mit Discoapparatur und laut kommt die Verfilmung des beinahe 50 Jahre alten Kinderbuchklassikers daher, dass man sich im Kino fast selbst fühlt, als sei dieses ein Bestandteil jener Welt, von der der Regisseur Chris Renaud (ICH – Einfach unverbesserlich) mit viel Drive und Witz, aber unter Verzicht auf den Charakter der Vorlage berichtet. Von den lustigen Reimen des Dr. Seuss sind gerade mal einige wenige Passagen übrig geblieben. Stattdessen gibt es im Vergleich zum Original, das in Deutschland nicht übermäßig bekannt sein dürfte, das in den USA aber trotz heftiger Reaktionen konservativer Kreise buchstäblich jedes Kind kennt, einige Anpassungen an den Publikumsgeschmack. Und zwar in Gestalt eines finsteren Schurken und einer eingewobenen Liebesgeschichte. Anders wäre das schmale Büchlein auch kaum auf Spielfilmlänge zu hieven gewesen.

Trotz dieser Tricks, etlicher Gesangsnummern und seiner knallbunten und flotten Erzählweise erreicht Der Lorax niemals den mittlerweile wohl schon etwas angestaubten Charme seiner Vorlage oder die Güteklasse von ICH – Einfach unverbesserlich. Da hilft es auch nicht, dass Danny DeVito selbst in der deutschen Synchronfassung dem Lorax seine Stimme leiht. Dennoch funktioniert das Animationsabenteuer wohl vor allem bei kleineren Kindern und weckt in ihnen ohne allzu erhobenen Zeigefinger ein Interesse an Umweltfragen und ein Bewusstsein für die Natur. Eine „Message“, die stark nach (Seelen)Massage riecht, denn aufgrund des penetranten Merchandising, das diesen Film begleitet, fühlt man sich beinahe zwangsläufig an das Geschäftsgebaren des Aloysius O´Hare erinnert. So bleibt am Ende der Verdacht, dass die wohlfeile Botschaft vor allem dem dient, was im Film vorgeblich kritisiert wird – dem schnöden Zusammenraffen von Mammon, das aus nichts anderem generiert wird als aus Kunststoff und viel heißer Luft.

Der Lorax

Es war einmal vor langer Zeit – genauer in den frühen Siebzigern -, als Ökologie und Naturschutz noch nicht auf der Agenda aller politischen Parteien (bei den einen eher und mehr, bei den anderen erst später und oftmals auch als Feigenblatt) standen, da erschien in den USA ein Kinderbuch, das so etwas wie das erste ökologische Manifest sein sollte:
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Meinungen

Lobo · 20.10.2012

Wie die Filmkritik oben schon besagt - sehr bunt, sehr actiongeladen und eben hollywoodlike. Kinder kann mann auf andere Weise besser für einen sorgsamen Umgang mit der Umwelt einstimmen. Für Erwachsene, die ihren Kids mal einen Gang ins Kino spendieren wollen, ist es aber durchaus eine Option. Wer gut gemachte Anmimationsfilme mit Happyend mag, kann gemütlich poppcornmampfend dabei zusehen, wie Ted die zuckerwatte-artigen Bäume rettet. Das Prädikat pädagogisch wertvoll sollte man aber ganz schnell vergessen

Sascha · 13.08.2012

Wir fanden ihn schlecht. Meine Tochter (8) ist ein riesen Trickfilmfan. Aber diesen Film hatte sie nach zwei Tagen schon wieder verdrängt.
Langweilig, langatmig und verworren.
Das war leider nix. Der Trailer zeigt schon das Beste des ganzen Films. Schade!

Bibi · 24.07.2012

Habe den Film mit meinen Kindern im Domstadtkino Merseburg gesehen.Wir waren begeistert!Trotz das meine Kinder schon etwas größer sind (12 u.14 Jahre) fanden sie den Film toll.Die 3D-Ausstrahlung ist gut gemacht und auch inhaltlich ist der Film echt gut.Ich glaube es gibt keine bessere und lustigere Art den Kindern den sorgsamen Umgang mit unserer Umwelt zu vermitteln.Kann diesen Film daher wärmstens empfehlen.Wird sicher ein gelungener Kino-Nachmittag.