Violeta Parra

Eine Filmkritik von Verena Schmöller

Das großartige Portrait einer leidenschaftlichen Künstlerin

Sie ist eine der großen Leitfiguren Chiles, wenn nicht gar Lateinamerikas: Mit ihren Liedern, aber auch einer ganzen Menge anderer Arten von Kunst hat die Chilenin Violeta Parra viele Menschen in ihrem Heimatland und in aller Welt begeistert. In Chile hat sie in den 1960er Jahren die Bewegung des Nueva Canción Chilena (dt. „Neues Chilenisches Lied“) in Gang gesetzt und Stücke wie Gracias a la vida komponiert, die von musikalischen Größen wie der Argentinierin Mercedes Sosa und der US-Amerikanerin Joan Baez gecovert wurden. Mit Violeta Went To Heaven hat der – ebenfalls aus Chile stammende – Filmemacher Andrés Wood ihr nun ein beeindruckendes Biopic gewidmet.
Der Film erzählt das Leben der Musikerin, Poetin und Kunsthandwerkerin nicht chronologisch, sondern in einer Art Gedankenstrom. Gezeigt werden die Schlüsselsequenzen aus Parras Leben, die wie die Erinnerungsfetzen einer schon In-den-Himmel-Geflogenen ineinanderfließen und sich mit fantastischen Sequenzen mischen: Kindheitserinnerungen schließen sich an verschiedene Stationen aus ihrem späteren Leben an, als sie wie eine Folklore-Botschafterin von Dorf zu Dorf zieht, um die alten Volkslieder der einfachen Leute zu lernen, aufzuschreiben und aufzuzeichnen. Ihre Lehrerausbildung in Santiago und ihre ersten Auftritte als ‚konventionelle‘ Musikerin spart der Film hingegen aus. Dafür wird Parras Werdegang als Folklore-Künstlerin an mehreren Beispielen ausführlich dokumentiert: die Auftritte mit der familiären Gruppe, ihre erste Reise nach Europa, das von ihr erbaute ‚Zelt‘ als Plattform für indigene Kunst und ihr freimütiges Vorsprechen im Pariser Louvre, bei dem sie mutig ihre selbst gewebten Teppiche, Gemälde und selbstgefertigtes Kunsthandwerk zeigt und sich damit tatsächlich eine Ausstellung in einem der renommiertesten Museen der Welt organisiert: Und plötzlich wird Parra – wieder zurück in Chile – auch zu Hause mit Ehrfurcht behandelt, weil man stolz ist auf die außergewöhnliche Künstlerin und Landsmännin: „Da Vinci endete im Louvre, Violeta Parra hat dort begonnen.“

Vor allem konzentriert sich Violeta Went To Heaven aber auf die Musikerin Parra. Dem Film gelingt es, ihre eindringliche Musik ebenso eindringlich zu transportieren. Sequenzweise bestimmt ein Lied die Bilder komplett. Dies ist freilich insbesondere der Filmästhetik geschuldet, doch hat auch die Schauspielleistung der Hauptdarstellerin einen großen Einfluss hierauf: Francisca Gavilán ist großartig in der Rolle der Violeta, die Lieder scheinen wie natürlich aus ihr herauszusprudeln. Wenn sie mit der Trommel in der Hand die Besucher eines kirchlichen Osterfestes mit ihrer Musik fesselt oder auf einem Konzert im polnischen Warschau die europäischen Kameraden für sich gewinnt, ist sie Violeta Parra.

Andrés Wood, der in Deutschland mit dem Film Machuca, mein Freund (Chile 2004) bekannt wurde, hat mit Violeta Went To Heaven ein bemerkenswertes Portrait geschaffen. Die Erzählsituation ist – gerade in ihrer rückblickenden Perspektive – überzeugend und schafft es, die große Ambivalenz im Film umzusetzen, von der eine Leidenschaft – in Parras Fall, die Leidenschaft für die Kunst – gekennzeichnet ist. Dies gelingt Wood vor allem durch eine gut durchdachte Montage, die den Film wie einen sorgsam gewebten Teppich funktionieren lässt, der – aus der Distanz beziehungsweise am Ende des Films betrachtet – ein perfektes Bild ergibt. Endlich einmal wieder eine wohl komponierte und überzeugende Filmbiografie, die der portraitierten Persönlichkeit mehr als gerecht wird.

Violeta Parra

Sie ist eine der großen Leitfiguren Chiles, wenn nicht gar Lateinamerikas: Mit ihren Liedern, aber auch einer ganzen Menge anderer Arten von Kunst hat die Chilenin Violeta Parra viele Menschen in ihrem Heimatland und in aller Welt begeistert. In Chile hat sie in den 1960er Jahren die Bewegung des „Nueva Canción Chilena“ (dt. „Neues Chilenisches Lied“) in Gang gesetzt und Stücke wie „Gracias a la vida“ komponiert, die von musikalischen Größen wie der Argentinierin Mercedes Sosa und der US-Amerikanerin Joan Baez gecovert wurden.
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Meinungen

katerine · 11.10.2012

ich liebe dieser Film, ich GRATULIERE EUCH.