König des Comics - Ralf König

Eine Filmkritik von Lida Bach

King of Queens

Da hört der Spaß auf. Jedenfalls für den christlichen Medienverbund KEP. Für den ist seit dem 6. Januar 2009 Schluss mit lustig. Damals schickte der Cartoonist und Comic-Zeichner Ralf König seinen „Archetyp“ auf satirische Fahrt. Der Widerstand von Kirche und Bundesprüfstelle und anderen Wächtern des Spießertums sind nicht die einzigen Hürden im Leben des „König des Comics“, den Rosa von Praunheim zum Helden seiner dokumentarischen Hommage macht.
Hauptfigur der in der FAZ erschienenen satirischen Vorführung religiöser Absurditäten in Wort und Bild waren nicht das schwule Liebespaar Konrad und Paul, das Kerle kastrierende Kondom des Grauens oder das durch seine verliebten Herrchen aneinander geratene Hundegespann Roy & Al, es war Noah, der aus der Bibel mit der Sintflut. Eine solche schwappte in Form empörten Protestes über das Fass kirchlicher Ressentiments, doch die Cartoon-Reihe ging weiter, wie die Karriere des 1960 in Westfalen geborenen Grafikers. Ihn sucht ein bekennender Verehrer in dessen Wohnung auf, begleitet von der Kamera des Regisseurs.

Den Stil, mit dem er in einem Zeichenstrich parodiert und polarisiert, hat König lange gesucht: „Da kamen Sachen raus, die ich heute gerne vom Planeten schießen würde.“ Gelungen ist es ihm nicht. So zählen die vergriffenen Frühwerke neben Privatvideos von Königs Auftritten im Transen-Theater und bei Privatfeiern zu den raren Leckerbissen, die von Praunheims biografische Reportage über den König des Comics serviert. Bedachtsamkeit, Selbstironie und Scharfblick, die den Humoristen sympathisch machen, werden paradoxerweise aber zum Nachteil der Lebenschronologie. Denn diese ist entweder nicht viel aufregender als die meisten anderen, oder die immanenten Konflikte und Widersprüche finden nur marginal Erwähnung.

Fragt Rosa von Praunheim Königs Verleger, ob er aus dessen Comics etwas darüber gelernt habe „was die Schwulen gerne machen“, ist dessen Antwort exemplarisch für die, welche die Dokumentation liefert: „Ich habe gelernt, dass die Schwulen die gleichen Probleme haben wie wir Heteros.“ Dass Ralf Königs zeichnerisches Gespür für die gleichzeitige Widerlegung und Exposition der Klischees von Tunten, Tussis, Traumtypen und Transen auch eines für Tabuthemen ist, bleibt inhaltlich ebenso vernachlässigt wie Königs politischer Protest gegen Einschränkung von Presse- und Medienfreiheit. „Ich wollte Comics für Erwachsene machen“, berichtet König im Rückblick auf seine ersten Erfolge mit dem 1981 publizierten ersten Band der SchwulComix. Dass die Öffentlichkeit auch elf Jahre später damit nur begrenzt umgehen konnte, beweist die biedere Reaktion der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften, die Bullenklöten auf den Index setzen wollte.

„Es haben mir viele Leute gesagt, dass sie sich auf diesen Comic einen runter geholt haben“, berichtet der Comickünstler mit der gewitzten Offenheit, die für die zahme Inszenierung entschädigt. Für ihn sei das das schönste Kompliment. Die Bundesprüfstelle sah die fröhliche Freizügigkeit anders: „Durch die kindernahe Darstellungsform als Comic müsse davon ausgegangen werden, dass Kinder (und auch Jugendliche) von den witzig karikierten Typen in den Bann geschlagen werden.“ Auszuschließen ist das auch bei Erwachsenen nicht, wie der Kommentar eines heterosexuellen König-Fans zu Filmbeginn zeigt. Könne man von Ralf Königs Comics schwul werden? „Ja!“

Was dokumentarisch vom König des Comics bleibt, ist eine filmische Liebeserklärung, die niemals mitreißend, doch kurzweilig die Zurückhaltung ihres Protagonisten spiegelt. Dass die Kamera auf dessen Leben ein wenig durch die rosarote Brille blickt, scheint fast im Sinne Königs, der gen Filmende seinen Freund umarmt: Kitschig? „Wir lieben Kitsch!“

König des Comics - Ralf König

Da hört der Spaß auf. Jedenfalls für den christlichen Medienverbund KEP. Für den ist seit dem 6. Januar 2009 Schluss mit lustig. Damals schickte der Cartoonist und Comic-Zeichner Ralf König seinen „Archetyp“ auf satirische Fahrt. Der Widerstand von Kirche und Bundesprüfstelle und anderen Wächtern des Spießertums sind nicht die einzigen Hürden im Leben des „König des Comics“, den Rosa von Praunheim zum Helden seiner dokumentarischen Hommage macht.
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