Im Schatten des Zweifels

Eine Filmkritik von Marie Anderson

Hitchcocks Lieblingsfilm

Über 60 Filme hat die britisch-US-amerikanische Filmlegende Alfred Hitchcock als Regisseur realisiert, wobei er den Schwarzweiß-Thriller Im Schatten des Zweifels aus dem Jahre 1943 als sein persönliches Lieblingswerk bezeichnet hat. Am Drehbuch nach einer Geschichte von Gordon McDonell, der dafür 1944 eine Oscar-Nominierung erhielt, schrieben neben der Autorin Sally Benson und dem Dramatiker und Schriftsteller Thornton Wilder auch Alfred Hitchcock und seine Frau Alma Reville mit, die hier noch unter den Mitwirkenden aufgeführt wird, die Arbeit ihres berühmten Mannes jedoch lange Jahre hindurch auch inoffiziell weiterhin unterstützt hat. Während des Zweiten Weltkriegs wurde dieser spannende Streifen überwiegend außerhalb der Studios gedreht, der die Geschichte eines heranwachsenden Mädchens erzählt, das das düstere Geheimnis ihres Onkels aufspürt und dadurch in Lebensgefahr gerät.
Die ebenso wache wie hübsche Charlotte „Charlie“ Newton (Teresa Wright) lebt mit ihrer Familie im idyllischen Städtchen Santa Rosa und freut sich gewaltig über den Besuch ihres Onkels Charlie (Joseph Cotten), dem Bruder ihrer Mutter Emma (Patricia Collinge), mit dem sie nicht nur die Namensgleichheit verbindet. Der mondäne Onkel, den seine Nichte lebhaft bewundert, bringt für ihre ganze Familie frischen Wind in das fade Kleinstadtleben und bezaubert mit seinem charmanten Auftreten vor allem auch die Damen der Gemeinde. Als sich aber der Privatdetektiv Jack Graham (Macdonald Carey) und sein Partner Fred Saunders (Wallace Ford) unter dem Vorwand eines Interviews bei den Newtons herumtreiben, erfährt Charlie, dass ihr Onkel verdächtigt wird, ein berüchtigter Witwen-Mörder zu sein, und das junge Mädchen geht diesem schrecklichen Verdacht auf eigene Faust nach, ohne ihrer Familie davon zu erzählen …

Im Schatten des Zweifels jongliert mühelos mit den klaren Bildern einer scheinbar behüteten Kindheit und Jugend im Kleinstadtmilieu, innerhalb welcher sich allmählich das Grauen in Gestalt eines allzu reizenden Onkels ausbreitet, gegen dessen verborgene Skrupellosigkeit ein junges Mädchen als personifizierte Reinheit und Hüterin dieses zerstörerischen Geheimnisses fungiert, das sie auch am Ende mit all seinen verstörenden Facetten wahrt. Ein wunderbar stimmiges Ensemble mit detailliert gestalteten Charakteren und ganz eigenen kleinen Geschichten am Rande steht hier im Vordergrund einer Entwicklung, an deren Ende sich die tapfere kleine Charlie mit ihrer geradlinigen Unbestechlichkeit durchgesetzt hat, ohne die Illusion ihres vermeintlichen Idylls letztlich zu zerstören. Das ist ganz großes Kino über die verzweifelte Kraft einer moralischen Integrität, die sich angesichts des abgrundtief Bösen in der Welt behauptet und schließlich einsam und ohne Aufklärung triumphiert.

Im Schatten des Zweifels

Über 60 Filme hat die britisch-US-amerikanische Filmlegende Alfred Hitchcock als Regisseur realisiert, wobei er den Schwarzweiß-Thriller „Im Schatten des Zweifels“ aus dem Jahre 1943 als sein persönliches Lieblingswerk bezeichnet hat.
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