Schatzritter

Eine Filmkritik von Sophie Charlotte Rieger

Ein märchenhaftes Abenteuer

Waren das noch Zeiten, als wir im Kindesalter vermeintliche Abenteuer bestritten, Schätze suchten und alltägliche Orte nach Hinweisen auf große Geheimnisse durchstöberten. Schatzritter, der Kinderfilm von Nachwuchs-Regisseurin Laura Schroeder, bedient sich eben dieser Freuden und erzählt die Geschichte eines ganz besonders märchenhaften Abenteuers.
Jeff (Anton Glas) verlor schon früh seine Mutter. Vor ihrem Tod gab sie ihm noch die Legende von Melusina mit auf den Weg, der verwunschenen Meerjungfrau, die alle sieben Jahre für eine Woche in die Welt zurückkehrt. Wenn jemand ihren Schatz findet, so erzählte Jeffs Mutter, wird Melusina von ihrem Fluch erlöst. Der inzwischen elfjährige Junge zweifelt nicht am Wahrheitsgehalt dieser Erzählung. Daher steht für ihn auch sofort fest, dass es sich bei der jungen Frau (Alexandre Neldel), die sich eines Tages auf dem familiengeführten Campingplatz einquartiert, um Melusina selbst handeln muss. Gemeinsam mit seinen drei besten Freunden Leo (Thierry Koob), Julia (Lana Weiter) und Killer (Tun Schon) begibt er sich auf die Suche nach dem sagenumwobenen Schatz. Doch sie sind nicht die einzigen: Auch dunkle Gestalten aus Melusinas Vergangenheit wollen sich das Gold unter den Nagel reißen. Ein gefährlicher Wettstreit beginnt.

Dem Autorenteam und der Regisseurin ist es gelungen, in Schatzritter Märchen- und Abenteuerfilm zu vereinen. Die Legende von Melusina verleiht der Geschichte von Beginn an etwas Geheimnisvolles und stellt durch den Gründungsmythos Luxemburgs gleichzeitig einen Realitätsbezug her. Die Suche nach dem Schatz gestaltet sich nicht nur spannend, sondern gar lehrreich. Von einem Hinweis zum nächsten müssen die vier Freunde zahlreiche Rätsel lösen, bei denen oft naturwissenschaftliche Kenntnisse zum Einsatz kommen. Dabei entpuppt sich insbesondere die Figur des Killer als Mini-MacGyver. Ihr Ziel erreichen die Figuren nicht nur durch Mut, sondern vor allem auch durch ihren Verstand. Schatzritter motiviert somit sein Kinderpublikum, sich selbst auf die Suche nach Legenden und Geheimnissen zu machen und die Rätsel des Alltags zu lösen.

Das Setting der Geschichte ist besonders gut gewählt: Der Campingplatz inmitten der Natur, weit entfernt von der nächsten Stadt, ist die perfekte Spielwiese für die Nachforschungen der Kinder. Die Burg, die zum Grundstück gehört, stellt die Erfüllung eines Kindertraumes dar, denn welcher Junge hat schon eine richtige, eigene Festung, in der er mit seinen Kumpel die Holzschwerter schwingen kann?!

Die Hauptfigur Jeff wächst den kleinen und großen Zuschauern sofort ans Herz und auch seine Freunde sind klare Sympathieträger. Killer, der immer wieder in neuen Kostümen auftritt, transportiert den Humor für das junge Publikum und auch die Erwachsenen können über seine kindlich-coolen Sprüche schmunzeln. Jedes der Kinder wächst im Verlauf des Abenteuers über sich hinaus, überwindet Ängste und gewinnt Selbstvertrauen. Insbesondere Letzteres ist von besonders großer Bedeutung, denn das Thema Vertrauen ist der moralische Schwerpunkt des Filmkonzepts. Sowohl im Melusina-Mythos als auch in der Gegenwartshandlung scheitern Beziehungen an mangelndem Vertrauen. Doch „Schatzritter“ fordert seine Zuschauer nicht dazu auf, sich jedem Menschen gleichermaßen zu offenbaren, sondern thematisiert durchaus, dass zu einem Vertrauensverhältnis immer zwei Parteien gehören.

Neben der starken pädagogischen Intention gibt es jedoch auch zweifelhafte Elemente in Schatzritter. Die drei dunklen Brüder, die Bösewichte der Geschichte, sind unheimliche Gestalten. Ihr dunkel geschminkter Anführer (Clemens Schick) verteidigt sich mit einem Zitteraal, der zischende Laute von sich gibt. Auch wenn seine zwei Gehilfen wie es sich gehört als unzurechnungsfähige Tölpel dargestellt werden, wirkt das Trio insgesamt doch zu erschreckend für ein sehr junges Publikum. Nicht zuletzt ist auch der Tod von Jeffs Mutter durch erwähnten Zitteraal ein schockierendes Erlebnis – nicht nur für den kleinen Protagonisten, sondern auch für seine Zuschauer.

Obwohl Schatzritter also eine beträchtliche Portion pädagogischen Inputs enthält, inszeniert der Film seine Bösewichte unnötig gruselig. Davon abgesehen aber handelt es sich um einen liebenswert bodenständigen Kinderfilm, von dem Groß und Klein etwas lernen können.

Schatzritter

Waren das noch Zeiten, als wir im Kindesalter vermeintliche Abenteuer bestritten, Schätze suchten und alltägliche Orte nach Hinweisen auf große Geheimnisse durchstöberten. „Schatzritter“, der Kinderfilm von Nachwuchs-Regisseurin Laura Schroeder, bedient sich eben dieser Freuden und erzählt die Geschichte eines ganz besonders märchenhaften Abenteuers.
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Meinungen

Anke H. · 20.09.2012

Meinem Sohn (9J.)hat der Film sehr gut gefallen und er hat begeistert von der Handlung erzählt, vorallem von der grusseligen Szene mit dem Zitteraal. Das war nachmittags. Als er abends im Bett lag, konnte er vor Angst nicht einschlafen. Nachts ist er weinend aufgewacht und wollte nicht mehr allein in seinem Bett schlafen. Das ist seit Jahren nicht mehr vorgekommen. Heute habe ich aus Versehen den Filmtitel erwähnt, da hatte er sofort wieder Angst vorm Schlafengehen und den Bildern die dann auftauchen. Wie schon in der Rezension erwähnt, sind die "Bösewichte unnötig gruselig" geraten. Sehr Schade!

Christiane Goerens · 07.08.2012

Spannender Film ( nicht nur für Kinder )Kinderdarsteller sehr überzeugend - schöne Landschaften - guter Soundtrack