The Company You Keep - Die Akte Grant

Eine Filmkritik von Beatrice Behn

Je oller, desto doller

Irgendwie scheint es eine Welle an Filmen zu geben, die es sich zum Ziel macht, Menschen mittleren Alters (oder total alten Alters, wenn man es aus der Sicht der Jungen betrachtet) in Situationen zu zeigen, in denen man sonst nur junges, knackiges Gemüse vermutet. Je oller, desto doller quasi. Und so ballern sich alte Action-Stars in The Expendables durch die Landschaft, benehmen sich Frauen und Männer kurz vor der Rente eher wie Pubertierende und zeigen überhaupt der Jugend, wo der Hammer hängt. In diese mehr oder minder illustre Reihe (oder ist es gar ein Trend, der den vielfach prophezeiten „Kampf der Generationen“ kinematografisch verarbeitet?) fügt sich Robert Redfords neuer Film The Company You Keep, in dem dieser auch die Hauptrolle spielt, nahtlos ein.
Redford versammelt in diesem Film, der von einem Zuschauer in Venedig polemisch „eine geriatrische Version von Auf der Flucht“ genannt wurde, eine großartiges Ensemble von Charakterdarstellern. Mit von der Partie sind unter anderem Julie Christie, Susan Sarandon, Brendan Gleeson, Stanley Tucci und – kaum wiederzuerkennen, da stark gealtert – Nick Nolte. Die Hauptrolle des Anwalts Jack Grant übernimmt Redford selbst, an seiner Seite hat er zur Unterstützung Shia LaBeouf, der einen jungen Journalisten spielt.

Grundsätzlich erzählt der Film nichts wirklich Neues, die Referenz zu der bekannten Fernsehserie Auf der Flucht beinhaltet in der Tat viel Wahres, wenngleich der Kontext bzw. die Gründe für die Flucht ganz andere sind. Der Film erzählt von einer (historisch verbürgten) ehemaligen linksradikalen Studentengruppe The Weather Underground, die während des Vietnamkrieges nach jahrelangen friedlichen Protesten zu Anschlägen überging, um „den Krieg nach Hause zu bringen“ — wobei die Attentate nicht darauf anzielten, Menschen in Mitleidenschaft zu ziehen. Dann aber gehen einige Mitglieder zu weit — bei einem Raubüberfall, um Geld zu beschaffen, töteten sie einen Wachmann.

Bis auf den Raubüberfall, der so nicht statt gefunden hat, hält sich der Film weitestgehend an die tatsächlichen historischen Ereignisse. Im Film ist es Sharon Solarz (Susan Sarandon), Mutter zweier inzwischen fast erwachsenen Kinder, die sich nach 30 Jahren Versteckspiel den Behörden stellen will. Doch die kommen ihr zuvor. Nach ihrer Verhaftung wird der Lokalreporter Shepard (Shia LaBeouf) aufmerksam und macht Jim Grant (Robert Redford) ausfindig, ohne zu ahnen, dass dieser ebenfalls ein untergetauchter Weatherman ist. Grant hat eine kleine Tochter, seine Frau ist gerade verstorben und der Besuch des Journalisten macht ihm klar, dass er wohl auch bald aufgespürt werden wird. In einer ausgeklügelten Aktion schafft er es, seine Tochter zu seinem Bruder in Sicherheit zu begeben, danach flüchtet er alleine weiter. Ab hier sind die Referenzen zu Auf der Flucht bzw. Dr. Kimble auf der Flucht / The Fugitive dann sehr eindeutig, der Film begleitet in zwei parallelen Handlung Grant beim Flüchten und Shepard beim Ermitteln. Doch es zeigt sich, dass die Flucht gar keine ist, vielmehr sucht Grant seine alten Kollegen auf, um eine der damaligen Drahtzieherinnen des Überfalls zu finden, für den er angeklagt ist.

Die Spannung des Filmes hält sich über weite Strecken, auch wenn man weiß oder zumindest ahnt, wie es aufgehen wird. Doch Redford weiß einen ordentlichen Film zu machen und seine Nebendarsteller vermögen die kleinen Randgeschichten mit ihren soliden Auftritten gut zu verkaufen. Viel spannender ist aber, dass dieser Film immer wieder die Thriller-Aspekte unterbricht um eine gar nicht mal so subtile politische Ebene mit sich bringt, die in der jetzigen Wahlkampfzeit sehr laut darauf hinweist, dass die amerikanische Politik zu einem Schaukampf verkommen ist, bei dem es überhaupt nicht mehr um das Volk oder Politik geht.

Die in Würde ergrauten Freiheitskämpfer finden in diesem Film immer wieder Zeit, um über ihre alten Ideale und ihre Taten sprechen und diese zu überdenken. Die Message, die Redford hier aussendet, ist eindeutig: Zwar bereuen sie die Radikalisierung und einige konkrete Ereignisse, doch lieber gehen sie für den Rest des Lebens ins Gefängnis, als nicht für ihre Ideale zu kämpfen. So viel Enthusiasmus und Ideale wünschte man sich auch ein bisschen von den Kandidaten, die derzeit um das Amt des Präsidenten buhlen. Und so viel Fähigkeit zur Selbstkritik wünscht man auch Schwarzenegger und Eastwood – aber aber letzterer redet ja lieber mit leeren Stühlen.

The Company You Keep - Die Akte Grant

Irgendwie scheint es eine Welle an Filmen zu geben, die es sich zum Ziel macht, Menschen mittleren Alters (oder total alten Alters, wenn man es aus der Sicht der Jungen betrachtet) in Situationen zu zeigen, in denen man sonst nur junges, knackiges Gemüse vermutet. Je oller, desto doller quasi. Und so ballern sich alte Action-Stars in „The Expendables“ durch die Landschaft, benehmen sich Frauen und Männer kurz vor der Rente eher wie Pubertierende und zeigen überhaupt der Jugend, wo der Hammer hängt.
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Meinungen

Katharina · 15.08.2013

Ich möchte an dieser Stelle den Film verteidigen, da er über Ereignisse berichtet, über die man in der Schule nichts erfährt, welche aber wichtig sind. Als der Abspann lief, musste ich erstmal eine Weile sitzen bleiben und alles in Ruhe auf mich wirken lassen. Robert Redford gelang es, Vergangenes interessant darzustellen - auch für die jüngere Generation. Der Film zeigt uns, dass man Dinge kritisch und aus allen Perpektiven betrachten muss, bevor man urteilt.

Uli · 13.08.2013

Robert Redford ist wahrlich ein alter Mann. Die Überschrift ist aber völlig fehl am Platz, da mit diesem Spruch prinzipiell etwas anderes gemeint ist. In einer Zeit von PRISM & SNOWDEN wird dem jungen, gleichgültigem Publikum vor Augen geführt, dass es auch Filmemacher (u.a.M. Moore) in USA gab und gibt, die der US-Administration kritisch gegenüberstehen. Angefangen mit DIE UNBESTECHLICHEN zum Watergate Skandal bis in die heutige Zeit. Also ihr jungen Menschen, dann macht mal weiter PARTY und schaut lieber HANG OVER 5-7.