Die Bestimmer - Kinder haften für ihre Eltern

Eine Filmkritik von Sophie Charlotte Rieger

Neurotische Kinder im Kreuzfeuer der Generationen

Über kaum etwas lässt sich so gut lästern wie über die eigenen Eltern und ihre Erziehungsmethoden. Wir wissen ja heute alles besser, insbesondere wenn es um die großen pädagogischen Fragen und das Thema Ernährung geht. Schließlich hat vor dreißig Jahren beim Kaufen von Babybrei noch niemand auf das Bio-Siegel geachtet! Und so entsteht auch im Erwachsenenalter, wenn die Kinder Kinder bekommen und die Eltern Großeltern werden, wieder ein Konfliktherd der Generationen, den sich Regisseur Andy Fickman auf nicht unbedingt originelle, aber doch grundsätzlich unterhaltsame Art und Weise zu nutze macht.
Vollkommen unerwartet werden Artie (Billy Crystal) und seine Frau Diane (Bette Midler) von der gemeinsamen Tochter Alice (Marisa Tomei) darum gebeten, ein paar Tage auf die drei Enkelkinder aufzupassen. Da die familiären Beziehungen bislang eher durch Distanz gekennzeichnet waren, sieht Artie dieser Aufgabe eher skeptisch entgegen, während Diane hellauf begeistert ist und endlich ihrer Rolle als Großmutter gerecht werden möchte. Doch die Sache ist schwieriger als gedacht, denn der Erziehungsstil von Alice und Ehemann Phil (Tom Everett Scott) unterscheidet sich vehement von dem der älteren Generation. Zudem verfügen alle drei Kinder über durchaus problematische Charaktereigenschaften, denen mit den „herkömmlichen“ Mitteln nur schwer beizukommen ist.

Die Bestimmer – Kinder haften für ihre Eltern ist ein Familienfilm, der verschiedene Generationen ansprechen möchte. Diane und Artie stehen für eine junge Großelterngeneration mit eher antiautoritären Erziehungsmethoden, deren Kinder eine vollkommen andere Richtung einschlagen. Ohne Regeln funktioniert im Haus von Alice und Phil gar nichts. Der Zugang zu Süßigkeiten und Unterhaltungsfilmen ist streng limitiert und auch auf die richtige Wortwahl legen die Eltern wert. Statt ein deutliches „Nein“ zu verwenden, bitten die Hobby-Pädagogen ihre Kinder, doch einmal über die Konsequenzen ihrer Taten nachzudenken. Im Baseball-Verein des Sohnes gibt es keine Verlierer – jedes Spiel endet mit einem Unentschieden, um die Kleinen nicht zu demotivieren. Zum Frühstück werden Soja-Würstchen und Vollkornflakes gereicht. Da wundert es wahrlich keinen mehr, dass Harper (Bailee Madison), Turner (Joshua Rush) und Barker (Kyle Harrison Breitkopf) schon in ihren jungen Jahren zahlreiche Neurosen ausbilden. Auch wenn hier zeitgenössische Erziehungstrends sehr stark übertrieben werden, bieten sie aufgrund ihres wahren Kerns großes Unterhaltungspotential.

Der Zusammenprall der Generationen findet jedoch noch auf einem weiteren Schauplatz statt, der insbesondere die jüngeren Zuschauer amüsieren dürfte. Artie ist von der aktuellen Technik vollkommen überfordert. Von Facebook und Twitter hat er noch nie etwas gehört und er ist froh, wenn er die Freisprechanlage seines Telefons bedienen kann. So passiert ihm natürlich das ein oder andere Missgeschick, insbesondere da es sich beim Heim seiner Tochter um ein „Smart-House“ handelt, in dem alle Haushaltsvorgänge vollautomatisch ablaufen. Auch hier findet sich in der Übertreibung des Generationenunterschieds ein wahrer Kern, der wohl jedem Zuschauer aus der einen oder anderen Perspektive bekannt sein dürfte.

Obwohl die Drehbuchautoren Lisa Addario und Joe Syracuse ihre Geschichte auf realen Phänomenen und Konflikten aufbauen, entwickeln sie ihren Humor vor allem aus übertriebenem Chaos und Slapstick. Die treffenden Beobachtungen zeitgenössischer Erziehungsmethoden und ihre Gegenüberstellung mit Vertretern der „alten Schule“ würden im Grunde selbst schon ausreichend Komik erzeugen, um die insgesamt eher seichte Story unterhaltsam zu gestalten. Doch Die Bestimmer – Kinder haften für ihre Eltern will eben nicht nur Eltern, sondern ebenso ihre Kinder zum Lachen bringen. Auch wenn die Witze dadurch nicht besser werden, lassen sich in Hinblick auf diese Absicht zumindest besonders platte Elemente wie der durchgeknallte Restaurantbesitzer Mr. Cheng (Gedde Watanabe) besser verschmerzen.

Die Bestimmer – Kinder haften für ihre Eltern erfindet das Rad nicht neu, ist aber eine vergleichbar unterhaltsame amerikanische Familienkomödie, die in der Tat Jung und Alt einen unbeschwerten, wenn auch intellektuell nicht sonderlich stimulierenden Nachmittag im Kino bieten kann.

Die Bestimmer - Kinder haften für ihre Eltern

Über kaum etwas lässt sich so gut lästern wie über die eigenen Eltern und ihre Erziehungsmethoden. Wir wissen ja heute alles besser, insbesondere wenn es um die großen pädagogischen Fragen und das Thema Ernährung geht. Schließlich hat vor dreißig Jahren beim Kaufen von Babybrei noch niemand auf das Bio-Siegel geachtet!
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