Transpapa

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

Wenn aus Papa Mama wird...

Die Pubertät ist die Zeit, in der sich Rollen, konkreter: Erwachsenenrollen, herausbilden. Damit verbunden ist ein oftmals schmerzhafter Prozess der Selbst(er)findung, in dessen Verlauf nicht nur die eigene Position in der Welt, sondern auch die der Eltern neu definiert werden muss. Wenn sich also zu der eigenen Suche, zur eigenen Verwirrtheit jener Jahre, noch eine verstörende Entdeckung über die eigenen Eltern hinzugesellt, ist das eine explosive Mischung. Eine solche hält auch Sarah Judith Mettkes Film Transpapa bereit, der beim Filmfestival Max Ophüls Preis 2012 mit dem Preis des Saarländischen Ministerpräsidenten ausgezeichnet wurde.
Der Film erzählt von der pubertierenden Maren (Luisa Sappelt), deren Vater seit einiger Zeit abgetaucht ist und angeblich in Nepal lebt, um sich dort selbst zu finden. Seitdem lebt sie mit ihrer Mutter Uli (Sandra Borgmann) zusammen, doch die nervt zunehmend (und ist genervt von den Marotten der Heranwachsenden), zumal sie nur noch Augen für ihren neuen Freund hat. Dann eines Tages der Schock: Im Briefkasten findet Maren eine Karte ihres Vaters vor, der mitnichten im Ausland, sondern ganz in ihrer Nähe wohnt. Einziger Wermutstropfen des Lebenszeichens: Papa (glaubwürdig verkörpert von Devid Striesow) nennt sich nun Sophia und lebt als Frau in einem spießigen Häuschen, wo sie sich um einen älteren Herrn kümmert und nebenbei als Schriftstellerin arbeitet. Dem ersten Schock folgt die Neugier, so dass es bald zur ersten Begegnung zwischen Maren und Sophia kommt, die sich wegen der Hormonbehandlung mindestens ebenso pubertär verhält wie Maren selbst…

Früher waren Männer in Frauenkleidern vor allem ein Topos von Klamotten wie Charly’s Tante und selbst bei Billy Wilders Some Like It Hot allenfalls ansatzweise Gegenstand einer tiefergehenden Hinterfragung von Geschlechterrollen. In den letzten Jahren mit den Fortschritten bei der Genderforschung hat sich das gründlich geändert. Duncan Tuckers Transamerica markierte in dieser Hinsicht sicherlich einen Anfang, und seitdem haben sich einige Spielfilme in ähnlich ernsthafter Weise mit diesem Thema beschäftigt.

Sarah-Judith Mettkes Transpapa passt bestens in diese Reihe – und das liegt vor allem an einer hinreißenden Kombination der beiden Darsteller Luisa Sappelt und Devid Striesow. Wie diese beiden als Tochter und Zweitmutter sich behutsam aneinander annähern, wie sich durch ausgefeilte Blickwechsel und pointierte Dialoge die alte Beziehung der beiden in eine neue verwandelt, das ist sehenswert inszeniert und toll gespielt, auch wenn man bisweilen die Provenienz als Fernsehspiel deutlich spürt. Aber das ist ja gerade beim deutschen Kinofilm wahrlich nichts Neues. In diesem Fall aber passt die Intimität des Kammerspiels vortrefflich zur Charakteristik der Geschichte und der geschilderten Beziehung.

Transpapa

Die Pubertät ist die Zeit, in der sich Rollen, konkreter: Erwachsenenrollen herausbilden. Damit verbunden ist ein oftmals schmerzhafter Prozess der Selbst(er)findung, in dessen Verlauf nicht nur die eigene Position in der Welt, sondern auch die der Eltern neu definiert werden muss. Wenn sich also zu der eigenen Suche, zur eigenen Verwirrtheit jener Jahre, noch eine verstörende Entdeckung über die eigenen Eltern hinzugesellt, ist das eine explosive Mischung.
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