Dead Fucking Last

Eine Filmkritik von Harald Mühlbeyer

Immer die Radfahrer

Beim großen Straßenwettrennen der Fahrradkuriere Zürichs sind sie die Allerhinterletzten, die Dead Fucking Last. Damals, 25 Jahre vorher, waren sie die ersten gewesen, die Pioniere, die das Velokuriergeschäft nach Zürich brachten – und zwar nicht als Business, sondern als kooperative, solidarische Genossenschaft. Tom, Andi und Ritzel entstammen der anarchistischen Punkszene der 1980er, und diesen Geist wollen sie mit ihrer Velokurier-Genossenschaft in die Jetztzeit retten – auch wenn es keinen außer ihnen mehr interessiert.
Nun droht Konkurrenz für ihren Kurierdienst: die Girl Messengers setzen nicht nur auf schnelle und hübsche Fahrerinnen, sondern auch auf Image und Marketing – was den drei Genossenschaftsgründern nicht nur fremd, sondern auch feind ist. Dieser neoliberale Scheißdreck, kapitalistische Manipulation! Doch wie dagegen angehen? Zumal all ihre Kunden zur Konkurrenz wechseln, und Fat Frank (Roeland Wiesnekker), ehemaliges Genossenschaftsmitglied, früherer Mitstreiter auf der gerecht-linken Seite und inzwischen Inbegriff des Großkotz-Kapitalisten, der Einzige ist, der ihnen einen Kredit zu geben gewillt ist – aber nach seinen Bedingungen.

Regisseur Walter Feistle warnt: Der Film war vom Verleih und vom Schweizer Fernsehen als Komödie bestellt worden, heraus kam einiges an Chaos. Und er hat Recht: dramaturgisch und plottechnisch geht es drunter und drüber, manche Aspekte sind allzu verkürzt dargestellt – wie Tom von der Genossenschaft den Mädels aus der Patsche hilft, als deren GPS-Navisystem ausfällt und er im Kopf die perfekte Route inklusive aller Schleichwege kennt –, anderes ein bisschen dick aufgetragen – Ritzels Machismus etwa, der nicht so recht zum solidarischen Linken passt, oder sein extremer Wille zur Guerillaaktion, inklusive Einbruch bei Fat Frank. Anderes ist fein herausgearbeitet, wenn auch nicht unbedingt originell: Dass Tom, so was wie der Kopf der Genossenschaft, von Nina, Chefin der Girl Messengers, offensiv angebaggert wird und sich eine Liebesgeschichte über die geschäftliche Konkurrenz hinaus anbahnt, bringt Schwung in den Film.

Dead Fucking Last ist, das muss man sagen, flott. Und witzig. Und eigentlich gerade wegen seiner Holprigkeiten liebenswert, auch weil sich darin – in Zusammenspiel mit der Kameraarbeit, die ihre digitale Ästhetik nie verleugnet – ein anarchisches Moment findet. Denn davon handelt der Film eigentlich, wie sich frühere Ideale in die Gegenwart retten lassen, ohne lächerlich zu wirken, und wie zugleich das Business, der Gang durch die Institutionen und das Geld, das man dabei verdient, diese Ideale korrumpieren kann. Ganz klar: Wenn nach dem alten Anarchistenmotto und jetzigen Girl Messengers-Werbespruch „Züri brännt“ – dann muss man es löschen. Auch wenn’s dafür ins Gefängnis geht.

Dead Fucking Last

Beim großen Straßenwettrennen der Fahrradkuriere Zürichs sind sie die Allerhinterletzten, die „Dead Fucking Last“. Damals, 25 Jahre vorher, waren sie die ersten gewesen, die Pioniere, die das Velokuriergeschäft nach Zürich brachten – und zwar nicht als Business, sondern als kooperative, solidarische Genossenschaft. Tom, Andi und Ritzel entstammen der anarchistischen Punkszene der 1980er, und diesen Geist wollen sie mit ihrer Velokurier-Genossenschaft in die Jetztzeit retten – auch wenn es keinen außer ihnen mehr interessiert.
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