Topas (1969)

Eine Filmkritik von Marie Anderson

Hitchs Agententhriller zur Kubakrise

Auf dem gleichnamigen Roman des US-amerikanischen Schriftstellers Leon Uris basiert dieser späte Film des Spannungsmeisters Alfred Hitchcock, der nach Topas aus dem Jahre 1969 mit Frenzy (1972) und Familiengrab / Family Plot (1976) nur noch zwei weitere Filme realisiert hat. Holprige Hintergründe bei seiner Entstehung, beginnend mit dem ursprünglich von Leon Uris selbst verfassten Drehbuchentwurf, der von Alfred Hitchcock als unbrauchbar verschmäht wurde, haben Topas geprägt, der teilweise spontan nach dem neuen Script von Samuel A. Taylor an internationalen Schauplätzen in den USA, in Dänemark, in Frankreich und in Deutschland gedreht und von der Kritik sowie vom Publikum seinerzeit recht ungnädig aufgenommen wurde.

Im Jahre 1962 während des so genannten Kalten Krieges, der bald in der Kubakrise gefährlich zu eskalieren drohte, werden die westlichen Agenten Michael Nordstrom (John Forsythe) und André Devereaux (Frederick Stafford) nach dem Überlaufen des stellvertretenden KGB-Chefs Boris Kuzenov (Per-Axel Arosenius) mit der Mission betraut, dessen Angaben über sowjetische Atomraketen in Kuba zu überprüfen. Bald stellt sich heraus, dass ein spezieller Agentenring mit dem Codenamen „Topas“ hierbei eine immens wichtige Rolle spielt, und es ereignen sich erhebliche Verwicklungen nicht nur auf politischem, sondern auch auf privatem Terrain, denn Devereaux’ Frau Nicole (Dany Robin) unterhält heimlich eine amouröse Beziehung mit Jaques Granville (Michel Piccoli), der sich letztlich als führender Kopf von „Topas“ entpuppt …

Als komplexer, vielschichtiger und kräftig mit Klischees spielender Agententhriller bietet Topas aufregende Unterhaltung mit ironischen Untertönen, die sich angenehm von den gängigen Spionagefilmen Ende der 1960er, Anfang der 1970er Jahre absetzt. Alfred Hitchcock selbst hat diesen finanziellen Flop als experimentellen Film mit unbefriedigendem Ergebnis bezeichnet, zuvorderst auf Grund des ungünstigen Effekts der ungewöhnlichen Farbgebung, und den Schluss ließ der Regisseur drei Mal in unterschiedlichen Versionen drehen, bevor er sich für das schließlich verwendete Finale entschied. Nichtsdestotrotz ist Topas nicht nur als vermeintlich gescheitertes Projekt eines grandiosen Regie-Meisters interessant, sondern überzeugt zudem durch die stilisierten darstellerischen Qualitäten seines starken Ensembles, seine damals brisant-aktuelle Geschichte sowie durch den hervorschimmernden wohlbekannten Zynismus eines Regisseurs, der mit fast siebzig Jahren noch einen Film von derartiger Komplexität unter widrigen Bedingungen realisiert hat.
 

Topas (1969)

Auf dem gleichnamigen Roman des US-amerikanischen Schriftstellers Leon Uris basiert dieser späte Film des Spannungsmeisters Alfred Hitchcock, der nach Topas aus dem Jahre 1969 mit „Frenzy“ (1972) und „Familiengrab“ / „Family Plot“ (1976) nur noch zwei weitere Filme realisiert hat.

  • Trailer
  • Bilder

Meinungen

Thomas Stockert · 06.06.2021

"Topas" ist ein erstklassiger Agentenfilm mit ganz hervorragenden Schauspielern - viel besser als sein Vorgänger "Der zerrissene Vorhang" und völlig zu Unrecht vom Publikum verschmäht.
Sehr gelungen fand ich den Komplex mit dem russischen Überläufer Kuzenov und vor allem dem in New York und Kuba (John Vernon und Karin Dor).
Was etwas zu kurz kam, war der Themenkomplex Topas und Columbine. Da wär sicher noch mehr gegangen, aber das hätte dann wohl den Rahmen des Films gesprengt. Auch das Ende war etwas enttäuschend. Ein Zyniker wie Granville (Michel Piccoli) beght doch nicht Selbstmord oder duelliert sich mit Devereaux sondern steigt in den Flieger nach Moskau, wo in der Schlussszene wahrscheinlich eine heißblütige russische Agentin auf ihn wartet.
Dennoch - der Film ist absolut sehenswert !