21 and Over

Eine Filmkritik von Christopher Diekhaus

Endlich volljährig!

Jon Lucas und Scott Moore spielen in ihrem Regie-Debüt 21 and Over unumwunden auf ihren sicherlich größten Erfolg an: die Vorlage zum ersten Teil der Hangover-Trilogie. Schon zu Beginn sind die Parallelen offensichtlich: Zwei junge Männer – Casey (Skylar Astin) und Miller (Miles Teller) – laufen nackt, den Hintern von roten Striemen bedeckt und ihre Geschlechtsteile notdürftig mit Socken verhüllt, über den morgendlichen Campus. Dazu der Satz: „Das ist alles niemals passiert!“ Mehr braucht es nicht, damit der Zuschauer weiß, dass ihn die Aufarbeitung einer verhängnisvollen Nacht erwartet. Anders als in Hangover müssen die Protagonisten die Ereignisse jedoch nicht mühsam rekonstruieren. Sie wissen genau, was ihnen widerfahren ist. Und so springt der gleichermaßen an College-Komödien wie American Pie angelehnte Film einfach zurück, um chronologisch von den Entgleisungen zu berichten.
Casey und Miller machen sich auf den Weg, um ihrem alten Highschool-Kumpel Jeff (Justin Chon) an seinem 21. Geburtstag einen Überraschungsbesuch abzustatten. Da der fleißige Medizinstudent endlich volljährig ist, wollen seine Freunde mit ihm auf Sauftour gehen. Einzig Jeffs herrischer Vater Dr. Chang (François Chau) macht den Jungs einen Strich durch die Rechnung. Er hat für seinen Sohn ein zukunftsweisendes Bewerbungsgespräch organisiert, das ausgerechnet am nächsten Morgen stattfinden soll. Miller lässt sich davon jedoch nicht bremsen und überredet Jeff, wenigstens auf ein Bier mitzukommen. Einige Stunden und diverse Alkoholeskapaden später ist guter Rat teuer: Jeff ist sturzbetrunken und kaum noch ansprechbar, weshalb seine Freunde ihn nach Hause bringen wollen. Dummerweise haben die beiden jedoch vergessen, wo ihr Kumpel wohnt. In ihrer Not machen sich Casey und Miller, den komatösen Jeff im Schlepptau, auf die Suche nach einer Person, die ihnen weiterhelfen kann.

Was eine amüsante Campus-Odyssee vermuten lässt, ist selten mehr als eine lieblose Aneinanderreihung von harmlosen bis derben Geschmacklosigkeiten, albernen Slapstick-Einlagen und gewollt absurden Ideen. Im Gegensatz zum stets präsenten „Hangover“-Vorbild fügen sich die Einfälle des Duos Lucas/Moore in 21 and Over nie zu einem sinnstiftenden Gesamtbild zusammen. Das ist vor allem dann schmerzlich zu spüren, als der Film die Auflösung für Caseys und Millers freizügigen Anfangszustand liefert. Was dem Zuschauer an dieser Stelle präsentiert wird, ist entweder als plumpe Parodie auf das studentische Verbindungswesen gedacht oder aber – dafür spricht einiges mehr – der hilflose Versuch, um jeden Preis skurril zu sein. Komik will sich hier und andernorts indes nur bedingt einstellen. Selbst vielversprechende Sequenzen wie die Studentenparty, bei der Casey und Miller sich von Etage zu Etage zum so genannten „Tower Master“ hochtrinken müssen, enden eher enttäuschend, da Lucas und Moore immer dann, wenn ihnen die Ideen auszugehen scheinen, Willkür walten lassen.

In all dem rasanten Treiben gehen die Augenblicke, in denen die Protagonisten ihre vormals enge Verbundenheit thematisieren, zwangsläufig unter. Wie wenig das Regie-Duo an der freundschaftlichen Dynamik interessiert ist, offenbart sich auch, als Casey und Miller im letzten Drittel miteinander brechen, nur um in der darauffolgenden Szene gleich wieder eine verschworene Einheit zu bilden. Im Grunde genommen sind oberflächlich-emotionale Momente wie dieser schlichte Vorausdeutungen auf die wenig überraschende Wandlung der Hauptfiguren zum Ende hin. Erstaunlich ist darüber hinaus der ständig wechselnde Alkoholpegel der drei Freunde. So springt der eben noch komatöse Jeff in einer Szene ganz plötzlich auf, um zu einem halsbrecherischen Sprint durch Hecken und Straßen anzusetzen. Wie so oft spielt Handlungslogik hier schlichtweg keine Rolle. Was zählt, sind die immer neuen, bemüht aberwitzigen Wendungen.

In einer Hinsicht ist 21 and Over dann aber doch bemerkenswert: Der Film zeigt eindrücklich, dass Erfolge nicht beliebig reproduzierbar sind. Ein zweiter Hangover ist Lucas und Moore sicherlich nicht gelungen. Womöglich hätten sich die beiden Neu-Regisseure viel deutlicher von ihrem großen Hit frei machen müssen. Schließlich fordern die augenfälligen Gemeinsamkeiten unweigerlich zu Vergleichen heraus und lassen die College-Komödie insgesamt als schludrige, abgewandelte Kopie ohne Herz und Charme erscheinen.

21 and Over

Jon Lucas und Scott Moore spielen in ihrem Regie-Debüt „21 and Over“ unumwunden auf ihren sicherlich größten Erfolg an: die Vorlage zum ersten Teil der „Hangover“-Trilogie. Schon zu Beginn sind die Parallelen offensichtlich: Zwei junge Männer – Casey (Skylar Astin) und Miller (Miles Teller) – laufen nackt, den Hintern von roten Striemen bedeckt und ihre Geschlechtsteile notdürftig mit Socken verhüllt, über den morgendlichen Campus.
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