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Streaming-Tipp des Tages: The Wailing

Ein Beitrag von Sebastian Seidler

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The Wailing

Es ist beeindruckend, wie gut es Regisseur Na Hong-jin schafft, all die Bälle, seine Themen und Narrative in der Luft zu halten, ohne dass dieser so reichhaltige und überbordende Film in seine Einzelteile zerfallen würde: The Wailing ist ein Horrorfilm, der Exozismus, Schamanismus, Body Horror und Zombie-Elemente zu einem zweieinhalbstündigen Tableau der Finsternis vereint. Die Langsamkeit, die diese Bilder brauchen, ist immer von einer bedrückend-dunklen Atmosphäre der Vorahnung durchzogen.

Der Polizist Jong-Goo (Kwak Do-Won) muss einen grausamen Mord an einer Familie untersuchen. Alles deutet auf einen Einzelfall hin, bis sich schließlich die Bluttaten häufen. Eine Epidemie des Bösen scheint durch das Dorf zu geistern, eine Art Virus die Menschen zu befallen. Dann bemerkt der naive Ermittler Veränderungen am Wesen seiner Tochter Hyo-jin (Kim Hwan-hee): Hat auch sie sich die Krankheit eingefangen? Während die Polizei auf einen seltsamen Fremden stößt, holt die Großmutter einen Schamanen ins Haus. Ein unerbittlicher Kampf ums Überleben hat begonnen.

Dunkel und bedrohlich-pessimistisch ist dieser Film. The Wailing macht es einem nicht leicht. Allerdings gelingt es Na Hong-jin dem Bösen ein glaubwürdiges Gewicht zu verleihen; es dringt nicht als bloße Behauptung in den Film ein, sondern breitet sich aus, setzt sich fest. Der Horror dieser Filmperle ist daher umso nachhaltiger, auch weil er auch plakative Schreckensbilder verzichtet, sich dem Jump Scare und allzu drastischer Gewalt widersetzt. Das Grauen entsteht in einer Art Druckkammer. Bis man bemerkt, dass man darin eingeschlossen wurde, ist es schon so spät: Wie der Frosch, der langsam gekocht wird, merkt man die Angst lange Zeit nicht. Dann packt sie zu.

The Wailing gibt es derzeit bei MUBI. 

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