zurück zur Übersicht
Streaming-Tipps

Streaming-Tipp des Tages: Sharp Objects

Ein Beitrag von Sebastian Seidler

Zwei Mädchen sind in einer Kleinstadt ermordet worden. Eine psychisch stark angeschlagene Journalistin reißt in den Ort und muss sich ihrer eigenen Vergangenheit stellen — sie ist dort aufgewachsen.

Meinungen
Szene aus "Sharp Objects"
Szene aus "Sharp Objects"

Die Romane von Gillian Flynn entwickeln einen eigenartigen Sog. David Fincher ist es in Gone Girl meisterlich gelungen, das gedruckte Wort in Bilder zu übersetzen: Der Thriller mit Rosamund Pike und Ben Affleck ist — wie bereits die Vorlage — ein meisterliches Spiel mit Perspektiven, Ablenkungsmanövern und Illusionen. Wenn überhaupt, dann stolperte der Film ein wenig über seine glatte und arg unterkühlte Inszenierung. Vielleicht ein typischen Fincher-Problem.

Die Verfilmung von Dark Places mit Charlize Theron konnte hingegen überhaupt nicht überzeugen — alles zu klassisch inszeniert, ohne Atmosphäre und charakterlichen Tiefgang. Beatrice Behn schrieb in ihrer Kritik: „Was macht man mit all diesen grauen Figuren, die durch einen grauen Film staksen, der versucht, mit dem Wechsel der Zeitebenen den Thriller-Anteil so gut es geht in die Länge zu ziehen, um über die Runden zu kommen? Was tun mit ProtagonistInnen, die einem schnuppe sind, und einer Geschichte, die an vielen Stellen so unglaubwürdig und manchmal unerklärlich daher kommt, dass man sich nur den Kopf kratzen kann?“

Und dann gibt es noch die Serie Sharp Objects von Jean-Marc Vallée, die in jeder Hinsicht ein Triumph ist: Amy Adams muss als alkoholkranke Reporterin zurück in ihre Heimatstadt und dort über die Morde an zwei Mädchen berichtet. Während die Polizei im Dunkeln tappt, muss sich die Journalistin ihrer Vergangenheit stellen und einen Umgang mit der übergriffigen Mutter finden.

Externen Inhalt ansehen?

An dieser Stelle möchten wir Ihnen ein externes Video von YouTube präsentieren. Dafür benötigen wir Ihre Zustimmung in die damit verbundene Datenverarbeitung. Details in unseren Angaben zum Datenschutz.

Zustimmen und ansehen

Das Böse in diesem kleinen Ort schleicht durch die kleinen Ritzen unserer Identität, in das Zwischenmenschliche und die brüchige Gemeinschaft. Die große Referenz ist sicherlich die erste Staffel von True Detective und doch ist Sharp Objects eigenständig, komplex und visuell beeindruckend: Die Montage lässt eine Draufschau auf das Ganze niemals zu. Vielmehr geht es um kleine Verschiebungen, Augenblicke und Erinnerungen, die in elliptischen Einbrüchen den Pulsschlag dieser Serie vorgeben. Dabei steht vor allem das weibliche Erleben im Vordergrund, dass sich gegen die Schubladen aufbäumt — mit all dem Eigensinn, den es dafür braucht. Wahrlich hypnotisch.

Die Serie gibt es bei Sky und kann u.a. bei Amazon Prime gegen Gebühr ausgeliehen werden.   

 

Meinungen