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Streaming-Tipps

Streaming-Tipp des Tages: Pelikanblut

Ein Beitrag von Sebastian Seidler

Eine alleinerziehende Mutter, eine Adoptivtochter und eine dunkle, unkontrollierbare Macht, die sich ihren Weg an die Oberfläche sucht.

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Bild zu Pelikanblut von Katrin Gebbe
Pelikanblut von Katrin Gebbe - Filmbild 1

Pelikanblut ist so etwas wie die Schwester von Systemsprenger und ein entfernter Verwandter von Trouble with being born: In allen drei Filmen geht es um Kinder, um unkontrollierbare Kräfte und um den kindlichen Abgrund der Erwachsenenwelt. Katrin Gebbes Film ist dabei derjenige, der sich weit in das Übernatürliche traut und den Realismus eines Dramas mit der ansteigenden Atmosphäre eines Horrorfilms kurzschließt. Nina Hoss spielt Wiebke. Sie lebt mit ihrer Tochter auf einer Pferderanch, wo sie Polizeipferde ausbildet. Die Narbe in ihrem Gesicht erzählt eine Geschichte, nur erfahren wir davon sehr wenig. Etwas muss passiert sein. Ob es mit dem abwesenden Vater/Partner zutun hat? Diese Wiebke entscheidet sich also ein Kind zu adoptieren. Die fünfjährige Raya (Katerina Lipovska) erscheint wie das Glück und wird doch großen Schrecken in die Familie bringen.

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In ihrer Filmkritik schreibt Maria Wiesner: Pelikanblut könnte fast ein Gegenstück zu Nora Fingscheidts Systemsprenger sein. Beide handeln von Kindern, denen als Babys so schwere Misshandlungen widerfahren sind, dass sie sich der Aggressionen nur erwehren konnten, indem sie sie selbst übernommen haben und nun weitergeben, keine Bindungen aufbauen können und sich selbst und andere gefährden. Das Mystische in Pelikanblut eröffnet Bildwelten, die den untergründigen Schmerz erfahrbar werden lassen. Wir denken nicht so sehr über das Versagen der Strukturen, der Heime und Psychologen nach, sondern darüber, wie tief ein Trauma gehen kann. Wiebkes eigene Erfahrungen überblenden sich mit den schlimmen Dingen, die Raya zugestoßen sein mögen, und es braucht mehr als die Kräfte einer Löwin den Zirkel der Gewalt zu durchbrechen. 

Auch wenn man Katrin Gebbes Film an manchen Stellen die angezogene Handbremse anmerkt und der Genrefilm den deutschen Verhältnissen gemäß eingehegt wird, haben wir es mit einem Glücksfall innerhalb der deutschen Filmlandschaft zu tun: Mehr solche Filme bitte! 

Pelikanblut ist in der ARTE-Mediathek abrufbar.

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