In seinem Regiedebüt reist Hollywood-Schauspieler Jonah Hill (Don’t Look Up) zurück in die 1990er. Insbesondere Stranger Things hat dazu geführt, dass die Ästhetik und auch die Themen 80er (Kalter Krieg) in Film und Serie so dominant geworden sind. Da ist es schon sehr erholsam, wenn sich ein Film wie Mid90s mit feinfühliger Leichtigkeit in das Jahrzehnt der Unbeschwertheit hineinbegibt und dabei sehr schnell deutlich werden lässt, dass unter der Oberfläche bereits jene Probleme brodeln, mit denen wir uns noch heute herumschlagen: Rassismus, Armut und ein unbändiger Wachstumsgedanke werden von Hill nicht zum Thema gemacht, sind aber ständig spürbar.

Erzählt wird die Geschichte des 13-jährigen Stevie (Sunny Suljic), der bei einer Gruppe von älteren Skatern einen Halt sucht, den er in seiner Familie nicht finden kann. Im Grunde bedeutet das hauptsächlich, dass man abhängt, skatet und die Zukunftsentscheidungen möglich lange hinauszögern. Stevie ist eigentlich noch zu jung; eine Art Übergangsgeneration, die sich deshalb so gut eignet, den Geist der Skaterszene von Los Angeles dieser Zeit aufzufangen. 

Gedreht im schönsten 16:9, mit großen Verweisen auf die VHS-Ästhetik, ohne dabei bloß Nostalgie zu erzeugen. Vielmehr vermisst der Film den Abstand der Gegenwart zu einer Vergangenheit, die gar nicht so lange zurückliegt und dennoch Lichtjahre entfernt zu sein scheint. Was sich allerdings nie ändert: Erwachsen werden ist einfach ein großer, aber ziemlich aufregender Mist.

Der Film ist bei Amazon Prime Video abrufbar.