Ein Traum von einem Hochhaus, damit beginnt alles. Der Wohnkomplex soll den Gewinnern der Gesellschaft ein sorgenfreies Leben in Luxus ermöglichen, bei dem man mit der Außenwelt im Grunde gar nicht mehr in Kontakt zu treten braucht. Supermarkt, Fitnessstudio und Schwimmbad – alles mit einem Knopfdruck im Aufzug zu erreichen. In dieser modernistischen Zukunftsvision (die unsere Vergangenheit ist) bezieht nun der Arzt Robert Laing (Tom Hiddleston) ein Appartement. Er will nach einem Schicksalsschlag zur Ruhe kommen; eine Gated Community scheint dafür wie gemacht zu sein. 

Die Stockwerke entsprechen dabei dem gesellschaftlichen Rang oder besser gesagt dem Geldbeutel. Oben residieren die Reichsten. Sie stehen gewissermaßen buchstäblich auf den Schultern der anderen. Als es zu Spannungen innerhalb der Hausgemeinschaft kommt, bricht ein mörderisches Chaos aus, in dem Laing versucht, den Kopf über Wasser zu halten.

High Rise von Ben Wheatley ist ein audiovisueller Anschlag, ein fiebriger Tauchgang in die Geburtsstunde der neoliberalen Ordnung: Thatcher sitzt schon in den Startlöchern. Es handelt sich weniger um einen Film über die Klassengesellschaft als vielmehr um den Versuch, eine Struktur ins Bild zu setzen, die vorhandene Spannungen innerhalb einer Gesellschaft ausnutzt, um alles in Bewegung zu halten. In diesem Hochhaus wird eine neue Mittelschicht erzeugt, die immerzu gegen den Abstieg strampelt und sich nach oben streckt. Der Architekt des Hauses ist im Grunde Opfer seiner eigenen Kreatur aus Beton und das Haus der eigentliche Protagonist. Das nennt man wohl schöpferische Zerstörung. Aus den Trümmern steigt eine neue Ordnung – heute und morgen.

High Rise gibt es derzeit bei MUBI.