Alex Garland hat, bevor er selbst auf dem Regiestuhl platzgenommen hat, die Vorlagen zu Danny Boyles 28 Days Later und Sunshine geschrieben. Außerdem stammt von ihm die Romanvorlage zu The Beach – ebenfalls von Boyle für die Leinwand adaptiert. Garland ist ein Tausendsassa mit einer ganz eigenen Handschrift: Steht sein Name auf einem Projekt, ist es der Garant für besondere Geschichten, wissenschaftlich inspirierte Narrative und erschreckende Szenarien. Ex Machina handelt vom Verhältnis zwischen Mensch und Maschine, erzählt aber auch davon, wie Männer Frauen als Verfügungsmasse betrachten. Das Spiel der Verführung wird hier derart meisterlich inszeniert, dass man bis zum Ende nicht sicher sein kann, ob die Roboter-Frau nun eine Seele hat oder einfach nur einer Programmierung folgt. 

Mit Men kommt nun ein neuer Garland-Streich ins Kino. Diesmal handelt es sich nicht um Sci-Fi, sondern um einen Horrorfilm, in dem die Struktur der toxischen Männlichkeit eine Vielzahl von Körpern erhält; ein garstiges Stück Kino über die Gewalt, die Frauen tagtäglich aushalten müssen. So spannt sich der Bogen also auch zu Themen zurück, die bereits in Ex Machina verhandelt werden. Und die Logik der Mutation, die in Auslöschung eine große Rolle spielt, kommt im Finale von Men auch zu ganz neuen Ausformungen. 

Überhaupt ist Auslöschung wohl einer der besten und wagemutigsten Filme der letzten Jahre – klug, kreativ und voller unheimlicher Szenen. Die Szene mit dem Bärenmonster kriegt man nur schwer wieder aus dem Kopf. Und das surrealistische Ende ist bei aller Tiefgründigkeit auch von einer unglaublichen visuellen Kraft.

Zum Plot: Eine Gruppe aus Wissenschaftlerinnen wird in eine Zone geschickt, die nur The Shimmer genannt wird. Die letzte Expedition in diese Atmosphäre hinein endete in einer Katastrophe. Nun soll das Frauen-Team den Fall untersuchen. Eine gefährliche Mission, denn dort im Schimmer verändern sich die Gesetze der Natur: Mischwesen entstehen, die Zeit wird brüchig und Pflanzen nehmen menschliche Formen an. Auslöschung ist Reise in das Herz der menschlichen Existenz. Wer sind wir? Was macht uns aus? Und haben wir wirklich einen genetischen Code in uns, der unseren Verfall und unsere Defekte bestimmt?  

Der philosophische Furor von Auslöschung kann auf Netflix genossen werden.