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Streaming-Tipps

Streaming-Tipp des Tages: A Dog Called Money

Ein Beitrag von Sebastian Seidler

Ein poetisch-experimenteller Dokumentarfilm über den Entstehungsprozess eines Albums der britischen Musikerin PJ Harvey.

Meinungen
A Dog Called Money
A Dog Called Money (2019) von Seamus Murphy

PJ Harvey ist eine geheimnisvolle und immer wieder überraschend wandelbare Künstlerin. Wer ihre ersten Alben hört, diese träge, wütende Härte früherer Songs, kriegt diese zierliche Frau nicht mit dieser Musik zusammen. Zurückhaltend, ohne Starallüren – Polly Jean ist eine ernsthafte Person, die auf der Bühne unterschiedliche Rollen spielen kann. Die Bilder reichen von der supersexy Rockerin bis zur introvertierten Empfindsamen. 

Die Lyrics auf dem Album The Hope Six Demolition Project (2016) sind persönliche Eindrücke mehrerer Reisen, auf die Harvey den Filmemacher und Fotografen Seamus Murphy begleitet hat; nach Afghanistan, in den Kosovo und nach Washington. Armut, Krieg und Elend sind die Themen dieses Albums. Aber auch Menschlichkeit, Trotz und zögerliches Glück. Die Musik setzt dazu interessante Kontrapunkte, die bisweilen auch eine Bitterkeit transportieren, die sich jedoch in einem Gefühl des Lebendigen aufheben.

Die Aufnahmen zum Album waren öffentlich. In eine Galerie wurde ein schalldichter Raum hineingebaut, der es Besuchern erlauben sollte, von außen auf die Musiker zu blicken, der Arbeit beizuwohnen. Wie entsteht Musik? Wann wird aus einer Idee ein Song? Wie ist die Dynamik zwischen den Musikern und der Songwriterin? Und wie übersetzt sich das Dokumentarische, wie wandelt sich das Erlebte in künstlerischen Ausdruck um?

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Zustimmen und ansehen

Diesen Prozess, die Reisen und die Recording Session hat Seamus Murphy mit der Kamera festgehalten. Entstanden ist ein kraftvoller und hypnotischer Dokumentarfilm: A Dog Called Money. Das Politische und die Kunst werden hier unter Spannung gesetzt. Die Kontraste sind hart. Im cleanen Aufnahmeraum werden die Bilder aus den Krisengebieten gefiltert, während der Text, den PJ Harvey einspricht, einen lyrischen Zugang zum unbegreiflichen Schrecken, zu Traurigkeit und bitteren Erstaunen geben. Hier wird nicht der Anspruch einer journalistischen Reportage erhoben, zumal gar nicht der Versuch unternommen wird, erklärende Zusammenhänge herzustellen. Der Zugang zu dieser Welt ist PJ Harvey, die mit großer Anstrengung und viel Empathie die Grenzen zwischen politischen Tatsachen und künstlerischer Verarbeitung auslotet. Ein berührender und sehr wichtiger Film, der eine Antwort darauf gibt, warum Musik, Film und Literatur so unendlich wichtig sind. 

Den Film gibt es derzeit bei MUBI.

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