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Streaming-Tipp: Es ist mir egal, wenn wir als Barbaren in die Geschichte eingehen

Ein Beitrag von Sebastian Seidler

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Filmstill zu "Mir ist es egal, wenn wir als Barbaren in die Geschichte eingehen" (2018)
"Mir ist es egal, wenn wir als Barbaren in die Geschichte eingehen" (2018) von Radu Jude

Dieser sperrige Titel, der sogar so lang ist, dass er beinahe gar nicht in die Titelzeile gepasst hätte, ist der einzig richtige Titel – Radu Jude hätte keinen anderen für seinen Film auswählen können. Es ist mir egal, wenn wir als Barbaren in die Geschichte eingehen ist einer Rede von Mihai Antonescu entnommen, die der damalige Politiker in Bezug auf die ethnischen Säuberungen an der Ostfront 1941 gehalten hat. Mihai Antonescu sollte man nicht mit General Ion Antonescu verwechseln, der als diktatorischer Ministerpräsident mit dem Nazi-Regime paktierte, um eigene politische Überzeugungen im Land durchzusetzen.

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Den Geist dieser Zeit beschwört Radu Jude. Dabei ist der Film überraschend leicht geworden: Im Gewand einer Mockumentary handelt Es ist mir egal … von einer jungen Künstlerin, die in einem Theaterstück die Verstrickungen der rumänischen Gesellschaft mit dem Holocaust beleuchten will. Das ist eine ganze Weile ziemlich lustig, sommerlich, frisch und unaufdringlich. Erst gegen Ende dreht der Film ab und lässt die Geister aus den Bildern aufsteigen, dass einem der Atem gefriert: Der Film wird selbst zu einer Kunstinstallation, die der oberflächlichen Aufarbeitung des Schreckens die beruhigenden Feigenblätter entreißt. Es offenbart sich ein brauner Sumpf, dem wir heute leider mehr denn je gegenüberstehen, darin waten und uns zu verlieren drohen.

Der Film ist auf MUBI verfügbar.

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