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Streaming-Tipp des Tages: This ain't California

Ein Beitrag von Christian Neffe

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This Ain’t California - Trailer

Man mag es kaum glauben, aber in den 80er-Jahren gab es in der DDR tatsächlich eine sehr vitale Skateboard-Szene. Davon zeugt Martin Persiels Film This ain’t California, der im streng dokumentarischen Gewand auftritt, was allerdings — das sei gleich vorab gesagt — nur ein geschicktes Täuschungsmanöver ist. Zweifel dürften spätestens dann aufkommen, wenn man erkennt, dass die Stimme eines der Protagonisten der von David Nathan (Synchronsprecher von u.a. Christian Bale) doch arg ähnlich ist. Und nach einer kurzen Recherche stellt man fest: Viele der geschilderten Ereignisse und porträtierten Personen existierten gar nicht. Oder zumindest nicht so, wie dargestellt.

Es ist bedauerlich, dass der Film nicht offen mit dieser Teil-Fiktionalisierung umgeht, denn der sonstigen Qualität des Film, seiner formalen Verspieltheit und Energie tut das keinerlei Abbruch. Im Gegenteil: Aus Archivaufnahmen, Animationen und Interviews entwirft der Streifen ein höchst interessantes wie unterhaltsames Stimmungsbild der damaligen DDR-Jugend, die einfach nur das Leben genießen und Spaß haben wollte — was der politischen Ebene natürlich so gar nicht gefiel. Stichwort: gemeinschaftszersetzender Individualismus. Also wurde das „Rollbrettfahren“ zum offiziellen Sport erklärt, und bei einem Wettbewerb in Prag trafen 1988 Skater*innen aus der ganzen Welt aufeinander, was den Freiheitsdrang der jungen Leute natürlich noch mehr befeuerte. Das sehenswerte Quasi-Mockumentary gibt es aktuell bei Amazon Prime Video.

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