Die deutsch-österreichische Produktion Teheran Tabu fällt ab der ersten Sekunde durch ihren unkonventionellen Stil auf: Zum Einsatz kommt das Rotoskopie-Verfahren, bei dem Realaufnahmen in Animation überführt, quasi „überzeichnet“ werden. Was vielleicht aus solch exotischen Ausnahmefilmen wie Richard Linklaters Waking Life und Apollo 10 1/2 bekannt ist, sorgt für einen eigenwilligen, aber doch höchst interessanten Look — und erlaubt glaubwürdige Animation vor beliebigem Hintergrund. Den bildet in Teheran Tabu, wenig überraschend, die Hauptstadt des Iran, in der sich die Schicksale vierer Menschen kreuzen.

Da ist die in Scheidung befindliche, taffe Pari, die sich und ihren stummen Sohn über Wasser hält, indem sie sich als Prostituierte verdingt. Da ist Sara, die gerne arbeiten will, dafür jedoch die Erlaubnis ihres Mannes braucht, der sie ihr nicht erteilt. Da ist Babak, ein junger Musiker, den die staatliche Zensur in seiner freien kreativen Entfaltung behindert. Und da ist Donya, die sich auf einen One-Night-Stand mit Babak einlässt und anschließend von ihm fordert, ihr eine Operation zu bezahlen, damit sie zu ihrer bevorstehenden Hochzeit wieder „jungfräulich“ ist.

Die episodische Erzählweise von Teheran Tabu verstärkt das Gefühl, hier vier echten Menschen dabei zuzusehen, wie sie in einer von repressiven patriarchalen Strukturen, Korruption, Doppelmoral und strikten Dogmen geprägten Gesellschaft verzweifelt versuchen, sich menschlich, persönlich und kreativ zu entfalten. Der Drang nach Freiheit ist deutlich spürbar, aber wie Pari es formuliert: „Hier hat doch niemand eine Zukunft.“ Pessimistisch, ja fatalistisch mutet Teheran Tabu gerade zum Ende hin an. Doch wie die Realität in den vergangenen Monaten gezeigt hat, ist es niemals zu spät, die Hoffnung und den Kampf aufzugeben.

Teheran Tabu ist aktuell verfügbar bei Mubi, Sooner und Filmfriend sowie im werbefinanzierten Amazon-Videochannel Freevee.