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Streaming-Tipp des Tages: Friedkin Uncut

Ein Beitrag von Sebastian Seidler

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Friedkin

William Friedkin ist ein Maverick. Trotz großer Meisterwerke wie French Connection (1971) oder Der Exorzist (1973) ist der Mann ein gefühlter Außenseiter im System Hollywood geblieben. Das liegt auch daran, dass sich Friedkin nie angepasst hat und grundsätzlich seinen eigenen Weg gegangen ist; sowohl in seinem künstlerischen Werk als auch als Person wollte er immer mit dem Kopf durch die Wand. Mit Sorcerer drehte der Regisseur 1977 seinen wohl größten Film – ein dunkles Meisterwerk des Abenteuerfilms, in dem mehrere Männer hochexplosives Dynamit durch den Dschungel bewegen müssen. Heute gefeiert, war das Werk an den damaligen Kinokassen ein enormer Flop. Auch die Filmkritik ließ daran kaum ein gutes Haar. In Deutschland ist Sorcerer bis heute weitgehend unbekannt, weil nicht auf DVD erschienen: Man bekommt seine Finger nur sehr schwer an diesen Film. 

Ähnliches gilt für den grandiosen New-York-Thriller Cruising (1980), den Hauptdarsteller Al Pacino bis heute verleumdet. Angesiedelt in der Schwulenszene der Metropole, entfaltet die Geschichte über einen Serienkiller einen gewaltigen Sog aus Paranoia und sexueller Spannung: Wer der Mörder ist, das kann man am Ende mehr als infrage stellen. Allerdings gab es bereits bei den Dreharbeiten massive Proteste eines Teils der Gay Community, weil hauptsächlich die SM-Szene abgebildet wurde und man sich falsch dargestellt fühlte. An den Kinokassen war der sehr finstere Film auch nicht gerade ein Hit und 1981 gar für die Goldene Himbeere als schlechtester Film nominiert – wahrlich kaum zu glauben.

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Der letzte Film war der sehr seltsame pseudo-dokumentarische The Devil and Father Amorth, indem es erneut  – nach Der Exorzist – um Teufelsaustreibung ging. Friedkin mag im Spätwerk an Kraft verloren haben. Seine frühen Filme jedoch gehören zum stärksten, was das US-Kino hervorgebracht hat: dunkel und nihilistisch. Das Schicksal ist in allen Filmen von William Friedkin ein mieser Verräter. Doch selbst wer ohne Hoffnung ist, der wird von dieser Welt zermalmt. 

Auf MUBI gibt es die sehr empfehlenswerte Doku Friedkin Uncut, die allein deshalb lohnt, weil der Regisseur selbst sehr ausgiebig zu Wort kommt.

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