Gute Filme sind immer auch ein Dokument ihrer Zeit. Falling Down von Joel Schumacher war schon bei seinem Erscheinen umstritten. Mal als bitterböse Satire interpretiert, die den Normalbürger als Druckkessel hochgehen lässt. Dann aber auch als reaktionäre Identifikationsfläche für den wütenden weißen Mann gelesen. Schon der Trailer, mit seinem Narrativ, es sei einfach an der Zeit, dass William „D-Fens“ Foster (Michael Douglas) die Dinge mal geraderückt, spielt mit diesen beiden Lesarten. Im Grunde ist die Geschichte einfach: Ein weißer Durchschnittsbürger steht in LA im Stau und rastet aus. Er will nur zu seiner Tochter. Die Trennung von der Mutter schmerzt. Die Wirtschaftskrise lastet wie Blei auf den Schultern. Und überall wird man beschissen und verarscht. Ikonisch ist die Szene, in der William in einem Fast-Food-Restaurant alles kurz und klein schießt, weil die Burger nicht aussehen, wie auf den Abbildungen. Doch sollte man sich nicht verführen lassen: Diese Figur, die von Michael Douglas streng und mit verklemmter Angespanntheit gespielt wird, vereint alle Ressentiments in sich, die man nur vorstellen kann.

Der heutige Rechtsruck, all die Krisen und all die Wut (Pegida, Impfgegner und Gelbwesten), die ökonomische Situation: Wenn es den Film nicht schon gäbe, müsste man ihn heute drehen. Eine Identifikation mit einem solchen Protagonisten wird man nicht verhindern können, wie auch bei Joker all die Incels dieser Welt sich womöglich im Bild des wahnsinnigen Clowns wiederfinden. Falling Down aber lädt dazu ein, die Verfassung des Normalbürgers zu hinterfragen und den Blick auf die Strukturen zu legen, die sich auf gewaltvolle Weise mit den privaten Tragödien vermengen. 

Auf Amazon Prime kann man den Film im Abo streamen.