Die Dokumentation Free Solo schlug ihrerzeit ordentliche Wellen — einerseits natürlich wegen des Oscar-Gewinns, andererseits aufgrund der spektakulären Bilder, mit denen Jimmy Chin und Elizabeth Chai Vasarhelyi das Filmporträt des Freikletterers Alex Honnold inszenierten. Ohne Hilfsmittel bestieg der den El Capitan im Yosemite National Park. Doch es geht noch extremer, wie die Anfang dieses Jahres veröffentlichte Doku Der Alpinist zeigt. Davon zeugt allein schon, dass Honnold hier ebenfalls zu Wort kommt — und sich nicht nur beeindruckt, sondern geradezu überschwänglich lobend zu den Leistungen von Marc-André Leclerc äußert, von dem dieser Film handelt.

Leclerc ist Anfang 20 und ein ganz anderer Typ als Honnold: überhaupt nicht nach Aufmerksamkeit aus, sondern verschlossen, introvertiert, in sich gekehrt und den Spaß am Leben suchend. Was dieser junge Mann am Felsen zustande bringt, sucht seinesgleichen — und dürfte bei vielen (auch bei seinen Kletter-Kolleg*innen) Kopfschütteln verursachen, wenn er sich im tiefsten Winter an die Besteigung des Cerro Torre in Patagonien wagt, ohne das Ganze vorher auch nur geübt zu haben. Der Alpinist ist mit seinen Talking Heads dabei konventioneller erzählt als Free Solo und weniger aufwändig gefilmt — was aber auch daran liegt, das der „Star“ dieser Show wenig Interesse hat, sich bei seinen Abenteuern ablichten zu lassen. Ein Glück, dass das doch geschehen ist.

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