zurück zur Übersicht
Video on Demand

Streaming-Empfehlungen für Juni 2022

Ein Beitrag von Andreas Köhnemann

Auf Netflix geht es dystopisch zu und bei Amazon Prime und MUBI lässt sich jeweils das große Talent der Filmemacherin Eliza Hittman für intensive Beobachtungen erleben.

Meinungen
Bild zu Streaming-Empfehlungen Juni 2022
Beach Rats / Der Spinnenkopf / Niemals selten manchmal immer

Empfehlungen für MUBI

Beach Rats

Etliche Coming-of-Age-Filme erzählen allzu formelhaft von der Identitätssuche ihrer adoleszenten Figuren. Auf die großen Fragen werden simple Antworten gefunden. Mit Beach Rats ist der US-Drehbuchautorin und -Regisseurin Eliza Hittman hingegen ein lebensnahes Werk gelungen, das nichts mit jenen trivialen Teenagergeschichten gemein hat. In einem hyper-maskulinen Milieu schildert sie die sexuelle Desorientierung des 19-jährigen Protagonisten Frankie (Harris Dickinson), der mit seiner Clique Sport treibt, Gras raucht und am Strand herumhängt. Die Szenen wirken nicht durchgeskriptet; sie sind vielmehr eine intensive Beobachtung des Verhaltens und der Posen junger Männer.

Ab dem 02. Juni verfügbar.

Externen Inhalt ansehen?

An dieser Stelle möchten wir Ihnen ein externes Video von YouTube präsentieren. Dafür benötigen wir Ihre Zustimmung in die damit verbundene Datenverarbeitung. Details in unseren Angaben zum Datenschutz.

Zustimmen und ansehen

 

Théo & Hugo

Théo & Hugo stammt vom französischen Drehbuch- und Regie-Duo Olivier Ducastel und Jacques Martineau, das mehr als zwei Dekaden miteinander liiert war und nach der privaten Trennung immer noch zusammenarbeitet. Die Story des Films beginnt um 04.27 Uhr im Keller eines Pariser Gay-Clubs: Théo (Geoffrey Couët) entdeckt in der kopulierenden Menge Hugo (François Nambot). Um 04.47 Uhr verlassen die beiden gemeinsam den Club, fahren auf Leihrädern durch die Stadt, bis sich ein Problem auftut, das sie in die Notaufnahme führt. Danach sind sie zu Fuß unterwegs oder nehmen die erste Métro des Tages. Am Ende ist es 06.00 Uhr – und die zwei Titelhelden sind verliebt.

Ab dem 13. Juni verfügbar.

 

Reality

In einer Szene in Reality stellt eine Frau vor dem Kinobesuch mit ihrem Mann der Kartenverkäuferin die Frage, um welche Art von Film es sich bei dem gezeigten Programm denn handele – worauf die griesgrämige Dame entgegnet, sie sei nicht befugt, auf derlei Fragen einzugehen. Bezüglich Reality ist die einzig sinnvolle Antwort auf jene Frage: Es ist ein Quentin-Dupieux-Film! Wem das bisherige Œuvre des französischen Musikers und Filmemachers vertraut ist, wird sich wohl eine ungefähre Vorstellung von dem machen können, was es hier zu erleben gibt. Wer hingegen noch keine Erfahrung mit der Dupieux’schen Versponnenheit gemacht hat, wird nach der Sichtung von Reality vermutlich entweder beschließen, nie wieder ein Werk des Franzosen anzusehen – oder wird möglichst schnell einen langen Tauchgang in den stetig wachsenden Dupieux-Kosmos unternehmen wollen.

Ab dem 19. Juni verfügbar.

Externen Inhalt ansehen?

An dieser Stelle möchten wir Ihnen ein externes Video von YouTube präsentieren. Dafür benötigen wir Ihre Zustimmung in die damit verbundene Datenverarbeitung. Details in unseren Angaben zum Datenschutz.

Zustimmen und ansehen

 

Eden

Mit Eden hat die 1981 geborene französische Filmemacherin Mia Hansen-Løve ein wunderbar klangvolles Generationenporträt der Pariser Underground-Musikszene der frühen Nineties vorgelegt. Im Zentrum steht Paul (Félix de Givry), ein Twentysomething und aufstrebender DJ, der die Dancefloors der Stadt im Sturm erobern will. Der Film lässt uns die Magie und den einnehmenden Rausch des Nachtlebens spüren, gibt aber auch einen Einblick in dessen Abgründe. In einer Nebenrolle ist die großartige Greta Gerwig zu sehen!

Ab dem 25. Juni verfügbar.

 

Empfehlungen für Netflix

Hustle

Der Name Adam Sandler wird in erster Linie wohl mit brachialer Comedy in Verbindung gebracht. Hin und wieder hat Sandler jedoch bereits demonstriert, dass er durchaus über Schauspieltalent verfügt – etwa in Paul Thomas Andersons Tragikomödie Punch-Drunk Love (2002) oder im Thriller Der schwarze Diamant (2019) der Safdie-Brüder. Und so lässt auch Jeremiah Zagars Sportdrama Hustle auf anspruchsvollere, feinfühligere Unterhaltung hoffen. Sandler verkörpert darin einen Talentscout, der auf einen vielversprechenden Basketballspieler stößt. Zur weiteren Besetzung zählen Ben Foster, Queen Latifah und Robert Duvall.

Ab dem 08. Juni im Programm.

Externen Inhalt ansehen?

An dieser Stelle möchten wir Ihnen ein externes Video von YouTube präsentieren. Dafür benötigen wir Ihre Zustimmung in die damit verbundene Datenverarbeitung. Details in unseren Angaben zum Datenschutz.

Zustimmen und ansehen

 

Der Spinnenkopf

Der Regisseur Joseph Kosinski ist gerade mit Top Gun: Maverick auf der Kinoleinwand vertreten. Als junger Kampfpilot ist darin Miles Teller zu sehen. Zusammengearbeitet haben Kosinski und Teller auch für die Sci-Fi-Dystopie Der Spinnenkopf. Auf Basis der Kurzgeschichte Flucht aus dem Spinnenkopf von George Saunders, die 2010 im New Yorker erschienen ist, erzählt der Film von einem modernen Gefängnis, geleitet von dem rätselhaften Steve Abnesti (Chris Hemsworth). Dieser lässt Gefangene mit der Aussicht auf eine Verkürzung ihrer Haft an Experimenten teilnehmen, bei denen sie Drogen konsumieren müssen. Zwei Testpersonen, Jeff (Teller) und Lizzy (Jurnee Smollett), wollen der Sache auf den Grund gehen.

Ab dem 17. Juni im Programm.

 

Empfehlungen für Amazon Prime

Bevor der Winter kommt

Der Franzose Philippe Claudel schildert in Bevor der Winter kommt eine Situation, die womöglich an Stalking-Thriller wie Eine verhängnisvolle Affäre (1987) denken lässt. Im Mittelpunkt steht das Ehepaar Lucie (Kristin Scott Thomas) und Paul (Daniel Auteuil). Während sich Lucie um Haus und Garten kümmert, widmet sich der Neurochirurg Paul ganz dem Job. Eines Tages wird er von der Kellnerin Lou (Leïla Bekhti) angesprochen, die behauptet, als Kind von ihm operiert worden zu sein. Fortan taucht Lou immer wieder in Pauls Umfeld auf. Zudem werden unentwegt Rosen in die Klinik und ins Zuhause von Paul und Lucie geschickt. Claudel setzt dabei nicht auf vordergründige Spannung, sondern auf Subtilität. Es geht um Entfremdung, um bürgerliche Scheinidylle – und um komplizierte Beziehungsgeflechte.

Ab dem 03. Juni verfügbar.

Externen Inhalt ansehen?

An dieser Stelle möchten wir Ihnen ein externes Video von YouTube präsentieren. Dafür benötigen wir Ihre Zustimmung in die damit verbundene Datenverarbeitung. Details in unseren Angaben zum Datenschutz.

Zustimmen und ansehen

 

Das Mädchen mit dem Diamantohrring

Die Texte des US-Schriftstellers Tennessee Williams (1911-1983) wurden schon häufig für Film und Fernsehen adaptiert. Zu den größten Erfolgen gehören Endstation Sehnsucht (1951) und Die Katze auf dem heißen Blechdach (1958). Der Film Das Mädchen mit dem Diamantohrring (im Original: The Loss of a Teardrop Diamond) entstand nach einem lange Zeit vergessenen Originaldrehbuch von Williams aus dem Jahre 1957, das ursprünglich von Elia Kazan verfilmt werden sollte. Die Schauspielerin Jodie Markell gab damit schließlich 2008 ihr Debüt als Regisseurin. Die Handlung ist in den Südstaaten der 1920er Jahre angesiedelt und folgt der Tochter eines Plantagenbesitzers, gespielt von Bryce Dallas Howard. Darüber hinaus treten Chris Evans, Ellen Burstyn und Ann-Margret auf.

Ab dem 06. Juni verfügbar.

 

Niemals Selten Manchmal Immer

Und noch ein bemerkenswertes Werk von Eliza Hittman (neben Beach Rats auf MUBI): In Niemals Selten Manchmal Immer widmet sich die Filmemacherin der Situation einer ungewollt schwangeren Jugendlichen im ländlichen Pennsylvania, die nach Manhattan reisen muss, um dort eine Abtreibung durchführen lassen zu können. Der Film feierte auf dem Sundance Film Festival 2020 seine Premiere und erhielt kurz darauf im Wettbewerb der Berlinale den Silbernen Bären. Hittman zeichnet ein präzises Bild der Lage junger Frauen in den USA von heute – und findet dafür gemeinsam mit ihrer Kamerafrau Hélène Louvart Bilder, die gerade in ihrer Zurückhaltung besonders eindringlich wirken.

Ab dem 11. Juni verfügbar.

Externen Inhalt ansehen?

An dieser Stelle möchten wir Ihnen ein externes Video von YouTube präsentieren. Dafür benötigen wir Ihre Zustimmung in die damit verbundene Datenverarbeitung. Details in unseren Angaben zum Datenschutz.

Zustimmen und ansehen

 

Kajillionaire

Nach dem Langfilmdebüt Ich und du und alle, die wir kennen (2005) sowie dem Leinwand-Nachfolger The Future (2011) präsentiert das US-Multitalent Miranda July (Jahrgang 1974) mit Kajillionaire den dritten Spielfilm. Abermals nähert sich July komplexen Themen auf kreative Art und Weise an und versteht es dabei, bei aller Absurdität eine ergreifende Geschichte zu vermitteln. Erzählt wird hier von der 26-jährigen Old Dolio (Evan Rachel Wood), die mit ihren Eltern Robert (Richard Jenkins) und Theresa Dyne (Debra Winger) in Los Angeles lebt. Die Familie fristet ein bescheidenes Dasein und versucht, sich mit Gaunereien über Wasser zu halten – allerdings nur mit geringem Erfolg. So raubt Old Dolio etwa regelmäßig diverse Fächer in einer Postfiliale aus. Doch dann beginnt sie, am Lebensmodell ihrer trickbetrügerisch tätigen Familie zu zweifeln.

Ab dem 22. Juni verfügbar.

Meinungen