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Couchperle: Drei Filme von Buster Keaton

Ein Beitrag von Joachim Kurz

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Filmstill zu The Navigator von und mit Buster Keaton
Buster Keaton in The Navigator (1924)

Wegen seines stets gleichen, von jeglichen Unbilden des Lebens (die widerfuhren ihm ständig in seinen Filmen) immer unbe- und -gerührten Gesichtsausdrucks wurde ihm der Spitzname The Great Stoneface zuteil. Und im deutschen Sprachraum ist er bekannt als Der Mann, der niemals lachte. Zu lachen hatten bei ihm aber stets die anderen, vor allem sein Publikum, das ihn liebte und verehrte. Und vielleicht hat das ja gerade damit zu tun, dass einer wie er, der nie sein Gesicht verzieht, so etwas wie die ideale Projektionsfläche darstellt und zu einem wird, der seinen Körper und sein Gesicht dazu hergibt, dass wir, das Publikum, sein Gesicht durch unser eigenes ersetzen, mit ihm verschmelzen und eins werden.

Buster Keaton, der Star der Stummfilm-Ära – ein Mann, der ein Niemand ist und genau dadurch zugleich ein Jedermann. Doch es gibt noch eine andere Facette in der Abwesenheit jeglichen Mienenspiels des Mannes, der gemeinsam mit Charlie Chaplin und Harold Lloyd ein Triumvirat der 1920er Jahre bildete: Diese emotionale Leerstelle in seinem ansonsten hochenergetischen Spiel erlaubte es Keaton, in seinen Filmen nicht nur eine Art Jedermann zu verkörpern, sondern auch sämtliche Gefühlsregungen durch den Kunstgriff des Kuleshov-Effekts hervorzurufen – ganz einfach durch die Kunst einer am sowjetischen Kino jener Zeit orientierten Montage. Ebenfalls legendär: Keaton übernahm fast alle Stunts seiner oft halsbrecherischen Jagden durch die atemlosen Storys seiner Geschichten selbst.
 

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Keatons Karriere währte nur eine kurze Zeit – nach dem kommerziellen Desaster von Der General war es bald mit der finanziellen Unabhängigkeit vorbei, und der Star von einst musste sich dem rigiden Studiosystem unterwerfen, das ihn und seine Angewohnheiten, überwiegend ohne Drehbuch zu arbeiten und am Set ausgiebig zu improvisieren, einbremste und ihn damit in seiner überbordenden Kreativität beschnitt. Dies, der aufkommende Tonfilm sowie sein schwerer Alkoholismus und private Malaisen ließen seine Karriere in den 1930er Jahren auslaufen. Bald darauf war er, der einstige Publikumsliebling, von seinem Publikum vergessen, bevor er in den 1940er Jahren wiederentdeckt wurde und etwa eine Rolle in Boulevard der Dämmerung erhielt.

Den wahren Keaton, also den Großmeister des Stummfilm-Slapsticks, gibt es jetzt bei ARTE wiederzuentdecken: Drei Filme aus seiner glanzvollen Zeit Mitte der 1920er Jahre gibt es dort bis Ende Mai bzw. Anfang Juni 2023 zu sehen: Der Navigator (1924), Sherlock Junior (1924), in dem Keaton einen verträumten Filmvorführer spielt, und Sieben Chancen (1925). Alle drei Filme eignen sich – und hier sprechen wir aus Erfahrung — auch bestens dazu, gemeinsam mit kleineren Kindern eine vergnügliche Zeit vor dem Fernseher zu verbringen. 

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