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Couch-Perle: Die Glücksritter

Dan Aykroyd feiert am 1. Juli 2022 seinen 70. Geburtstag. Für uns der perfekte Anlass, um „Die Glücksritter“ zu unserer dieswöchigen Couch-Perle zu küren — trotz hochsommerlichen Wetters.

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Die Glücksritter - Trailer (deutsch)
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Die Glücksritter ist einer dieser wärmenden Filme, die ich mit kalten Wintertagen auf dem Sofa verbinde. Als Kind muss ich diesen Film unzählige Male gesehen haben. Er riecht nach der Wohnung meiner Großeltern und fühlt sich nach unendlich viel Zeit an. Nun ist es eine ganze Weile her, und an Details erinnere ich mich nicht wirklich. Aber Bilder haben sich eingeprägt: Eddie Murphy, wie er vorgibt blind zu sein oder eben Dan Aykroyd, wie er aus dem Gefängnis entlassen wird, völlig verlottert und ihm diese fremde Frau um den Hals fällt. Die Kapitalismus-Kritik mag einfach sein, trifft aber einen wesentlichen Kern: Hinter den sozialen Masken streben wir alle nur nach Anerkennung. Was mich bereits als Kind umgetrieben hat: dieser Rassismus, der in diesem Film ständig zum Thema gemacht wird! Bis heute beschäftigt uns diese Gewalt. Die Angst des weißen Schnösels vor dem Schwarzen wird zur selbsterfüllenden Prophezeiung; die Szene, in der Eddie Murphy einfach nur den Koffer aufheben will und Dan Aykroyd darin einen Überfall sieht. Eine starke Szene, die ich damals mit meiner Mutter diskutiert habe: Was für eine Ungerechtigkeit!

John Landis‘ Film war für mich immer ein Märchen, das den amerikanischen Traum auf die Schippe nimmt und doch ziemlich ernsthaft Missstände deutlich werden lässt. Und der Film ist einfach herrlich aus der Zeit gefallen, wie eine entschleunigte Reise, die zwar mit viel albernem Humor aufwartet, aber mit einem ganz großen Herz erzählt. Außerdem spielt Jamie Lee Curtis mit — was will man mehr?

von Sebastian Seidler

Im Gegensatz zu meinem Kollegen Sebastian Seidler hatte ich bis vor wenigen Monaten noch so gar keine Erinnerungen an Die Glücksritter, denn tatsächlich sah ich ihn 2021 das allererste Mal. Und das, obwohl mir diverse Bekannte schon ewig Empfehlungen ausgesprochen hatten, vor allem zur Weihnachtszeit. John Landis’ Film funktioniert allerdings auch bestens ohne den Weihnachtskontext und sogar im Hochsommer, denn die Geschichte des vorsätzlich ruinierten Börsenmaklers und des mittellosen Herumtreibers, die im Rahmen eines perfiden „Nature or Nurture“-Experiments die Plätze tauschen (was sich in einer der zwei Lesarten des so wunderbar doppeldeutigen englischen Titels Trading Places widerspiegelt), ist einerseits wahnsinnig unterhaltsam und andererseits noch immer von Relevanz.

Spätestens im Finale offenbart sich die (wenig subtile) kapitalismuskritische Note des Streifens: In diesem System geht der Sieg, der Gewinn einer Person unvermeidlich mit der Niederlage einer anderen einher. Wohlstand und Erfolg scheint nur auf Kosten anderer zu gehen — und insofern ist es wahnsinnig befriedigend, wenn man Ende die großen Geldsäcke die verdiente Quittung für ihr Experiment bekommen, im Zuge dessen sie Menschen wie ihre Handelswaren behandeln. Das Erzähltempo und auch Teile des Humors mögen nicht mehr ganz dem Zeitgeist entsprechen, das habe ich dem so wunderbar harmonierenden Held*innengespann aus Dan Aykroyd, Eddie Murphy und Jamie Lee Curtis aber liebend gerne verziehen. 

von Christian Neffe

Verfügbar bei allen gängigen VoD-Anbietern zur Leihe und zum Kauf.

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