23.05.2018: Auschwitz als Thriller?

Ein Beitrag von Katrin Doerksen

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Son of Saul von László Nemes
Son of Saul von László Nemes

Darf man aus den Verbrechen von Auschwitz einen Genrefilm machen? Noch dazu einen spannungsgeladenen Thriller? Son of Saul sorgte bereits vor seiner Premiere für Diskussionen.

Der Debütspielfilm des Regisseurs László Nemes wurde genau aus diesem Grund von der Berlinale abgelehnt, bevor er 2015 als einziges Debüt seine Premiere im Wettbewerb von Cannes feierte und schließlich sogar einen Golden Globe und den Oscar als Bester Fremdsprachiger Film gewann. Son of Saul spielt in Auschwitz 1944: der Gefangene Saul (Géza Röhrig) muss die Leichen seiner Mitgefangenen verbrennen und meint dabei den Körper seines Sohnes zu erkennen. Um ihm die letzte Ehre zu erweisen, versucht er für ihn eine traditionelle jüdische Bestattung zu organisieren und bringt dabei nicht nur sich, sondern das ganze Sonderkommando in Gefahr. Auf die Frage, wie Nemes den Horror des Konzentrationslagers erfahrbar machen kann ohne die Opfer auszubeuten, hat er eine Antwort gefunden: er wendet die Kamera kaum einmal von Sauls Rücken ab. Was um ihn her passiert, ist nur gelegentlich im unscharfen Bildhintergrund oder auf der Tonspur zu hören.

Son of Saul von László Nemes mit Géza Röhrig, Molnár Levente und Urs Rechn, 22:10 Uhr auf Arte

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