20.03.2019: Doppelmoral

Ein Beitrag von Katrin Doerksen

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Much Loved von Nabil Ayouch
Much Loved von Nabil Ayouch

In seinem Heimatland Marokko wurde Much Loved verboten. Der Film gefährde das Ansehen des Königreichs und der marokkanischen Frauen und beleidige moralische Werte, hieß es.

Der Protektionismus lässt es schon erahnen: Much Loved muss man sehen. Wir befinden uns in Marrakesch, wo Noha (Loubna Abidar), Randa (Asmaa Lazrak), Soukaina (Halima Karaouane) und Hlima (Sara Elhamdi Elalaoui) als Prostituierte arbeiten. In ihrer muslimisch konservativ geprägten Gesellschaft macht sie diese Tätigkeit allerdings nicht zu Lustobjekten, sondern zu Geächteten. Das gilt scheinbar auch für Frauen, die solche Figuren lediglich darstellen: Noch vor Veröffentlichung des Films hagelte es Todesdrohungen gegen Schauspielerinnen, Loubna Abidar wurde wegen einer Sexszene verklagt. Nach hiesigen Maßstäben ist Much Loved kein besonders riskanter oder sogar reißerischer Film. Regisseur Nabil Ayouch interessiert sich eher für den Alltag der Frauen und die Doppelmoral einer Gesellschaft, in der Prostitution zwar eine große Rolle spielt, offiziell aber nicht existiert.

Much Loved von Nabil Ayouch mit Loubna Abidar, Asmaa Lazrak und Halima Karaouane, 23:10 Uhr auf Arte

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