08.05.2019: Die Fassaden des Heimatfilms

Ein Beitrag von Katrin Doerksen

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Jagdszenen aus Niederbayern von Peter Fleischmann
Jagdszenen aus Niederbayern von Peter Fleischmann

Jagdszenen aus Niederbayern, das mag klingen wie der Titel eines possierlichen Heimatfilms. Das glatte Gegenteil ist der Fall.

Der 20-jährige Mechaniker Abram (Martin Sperr) kehrt nach einigen Jahren in der Stadt zu seiner Mutter (Else Quecke) in sein Heimatdorf in Niederbayern zurück und erzählt offen, dass er schwul ist. Abram, der auch zuvor schon als Außenseiter galt, zieht damit endgültig den Hass der Dorfgemeinschaft auf sich und schon bald machen wilde Gerüchte die Runde. Der 1968 nach einem Bühnenstück von Martin Sperr verfilmte Jagdszenen aus Niederbayern macht sich die Konventionen und Bilderwelten des Heimatfilms zunutze, um deren Fassaden nachhaltig zu zerstören und die bornierte Engstirnigkeit darunter zu entlarven. Der Film war für zwei Schauspielerinnen ein Kinodebüt, die danach vornehmlich unter der Regie von Fassbinder zu bekannten Gesichtern wurden: Angela Winkler und Hanna Schygulla.

Jagdszenen aus Niederbayern von Peter Fleischmann mit Angela Winkler, Martin Sperr und Else Quecke, 22:00 Uhr auf 3sat

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