05.02.2019: Im türkischen Knast

Ein Beitrag von Katrin Doerksen

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12 Uhr nachts - Midnight Express von Alan Parker
12 Uhr nachts - Midnight Express von Alan Parker

1970 wurde der US-amerikanische Student Bill Hayes auf dem Istanbul Flughafen verhaftet, weil er versuchte Haschisch aus der Türkei zu schmuggeln. 12 Uhr nachts — Midnight Express basiert auf seiner Autobiografie.

Der Film erzählt seine Geschichte jedoch in einer fiktionalisierten Version: Wie Billy (gespielt von Brad Davis) 1974 zu 30 Jahren Haft verurteilt wird, wie man ihn im Gefängnis misshandelt und wie er schließlich mit seinen Mitgefangenen den Ausbruch plant. In der Türkei wurde 12 Uhr nachts — Midnight Express gleich nach Veröffentlichung 1978 verboten und tatsächlich stellt der Film nach einem Drehbuch von Oliver Stone die türkischen Figuren und Zustände im Gefängnis einseitig und überdramatisiert dar. Aber wie so oft bei Alan Parker ist jedes Element der Inszenierung Kalkül — sein Kino ist manipulativ, ohne Frage. Schon der Beginn ist reinster Suspense und danach steigert sich der Gefängnisfilm, der eigentlich ein Psychodrama ist, unaufhörlich. Eigentlich geht es dabei weniger darum, dass das gezeigte ungerechte System nun ausgerechnet türkisch ist. Es geht um die Mechanismen solcher Systeme an sich.

12 Uhr nachts — Midnight Express von Alan Parker mit John Hurt, Randy Quaid und Bo Hopkins, 22:20 Uhr auf Tele5

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