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Trailer des Tages

Sorry We Missed You

Ein Beitrag von Andreas Köhnemann

Meinungen
Sorry We Missed You - Trailer (englisch)

Der britische Regisseur Ken Loach hat im Laufe seiner Karriere immer wieder einen präzisen und empathischen Blick für den Existenzkampf der working class in seiner Heimat bewiesen. Diese Stärke zeigt er auch in seinem neuen Werk  Sorry We Missed You, das von einem Mann erzählt, der sich als Paketfahrer „selbständig zu machen“ versucht — und bald feststellen muss, dass das Konzept der Zero-Hour-Verträge auf die totale Selbstausbeutung hinausläuft.

Sorry We Missed You feierte seine Premiere bei den diesjährigen Internationalen Filmfestspielen von Cannes — und ließ uns bis zum Ende den Atem anhalten:

Loachs Protagonisten sind extrem angespannt, mit jedem Tag erhöht sich der finanzielle Druck und ab dem Moment, als Ricky das erste Mal übermüdet in den Transporter steigt, hält man unweigerlich den Atem an und hofft nur, dass er weder einen Bus streift, noch aus Versehen ein Kind umfährt.“

 

In den deutschen Kinos wird der Film ab dem 30.10.2019 zu sehen sein.

Meinungen

Martin Zopick · 19.08.2023

Von dem Lob, das man über den Film von Ken Loach ausgeschüttet hat, möchte ich mich vor allem zu der Ambivalenz des genialen Titels äußern. Der bezieht sich zunächst auf jeden einzelnen der Familie Turner, der sich von der Gemeinschaft zurückzieht bzw. von einem Mitglied zurückgeholt werden muss. Hier betrifft es vor allem den Sohn Sebastian (Rhys Stone), der Gefahr läuft auf die schiefe Bahn zu geraten. Dagegen ziehen die jüngere Schwester Liza (Katie Proctor) ins Feld, neben Vater Ricky (Kris Hitchen) und Mutter Abbie (Debbie Honeywood), die am meisten für den Zusammenhalt der Familie tut. Es geht hier um ihr wirtschaftliches Überleben im Raubtierkapitalismus.
Die zweite Bedeutung des Titels steht auf dem Zettel, den der Paketdienst den Kunden in den Briefkasten wirft ‘Wir haben Sie leider nicht angetroffen‘. Genau den Job hat Vater Ricky, der bis zum Umfallen von der Firma ausgebeutet wird. Ken Loachs alter Freund und Drehbuchautor Paul Laverty weiß auch keine Lösung. Er lässt den überfallenen und zusammengeschlagenen Familienvater Ricky einfach weitermachen. Als Schutzbehauptung fährt er nochmal ins Krankenhaus, obwohl er tags zuvor schon unbehandelt weggeschickt worden war.
Das gut gecastete Ensemble überzeugt sowohl in ruhigen Einstellungen als auch in handfesten Auseinandersetzungen. Gut, aber nicht Kens bester.